Dämmstoffe & Material – Expertenmeinung von Arnold Drewer
Diese Woche zeigen wir Ihnen die Antworten und Meinungen von Herrn Drewer zum Thema “Dämmung und Material”.
Arnold Drewer ist Geschäftsführer des unabhängigen IpeG-Institutes und steht uns in dem energieheld Blog für einige Antworten parat. Wir von energieheld stellen dem Experten die häufigsten Vorurteile, Fragen und Aussagen zur Dämmung und den Materialien.
Sätze über die Dämmung, wie sie oft zu hören sind:
Dämmungs-Interessierte/r: „Ich hab von einer Folie gehört, die Wärmestrahlen reflektieren und daher jede Menge Energie einsparen soll …“
A. Drewer: Dann würde es ja auch ausreichen, einfach überall an die Außenwände Spiegel zu installieren. Leider funktioniert das überhaupt nicht. Auch im Spiegel-Saal von Versailles ist es im Winter extrem kalt (wenn er nicht geheizt würde) Und die goldglänzende Rettungsfolie in den Alpen ist nur als solche gedacht (sie bildet hauptsächlich ein wärmendes Luftpolster um den Verletzten) – schlafen tun die Alpinisten in hoch-dämmenden Schlafsäcken.
Dämmungs-Interessierte/r: „Ich hab von einer Farbe aus der Weltraumtechnik gehört, die 40% Energie einsparen soll?“
A. Drewer: Warum haben dann die Eisbären ein dickes Fell und eine dicke Speckschicht? Weil sie vielleicht noch nicht im Weltraum waren?
Wärmedämmung ist eine Funktion aus
a) Qualität des Produkte (Dämmwert, Lambda-Wert, WLS)
b) Dicke der Dämmung
Farben/Beschichtungen haben keine Dämm-Eigenschaften. Jede gegenteilige Behauptung grenzt an Betrug. Und: warum haben die Vertreter dieser Farbe im Winter warme Kleidung an und betreiben nicht „body-painting“? Eine „wärmedämmende Farbe“ anpreisen darf man, der Verkauf bzw. die Installation einer solchen jedoch ist Betrug und verboten.
Dämmungs-Interessierte/r: „Da gibt es eine Folie, die soll besser sein als Vakuumdämmung?“
Die Vertreter dieser Folie verweisen gerne auf die „goldenen“ Folien, die aus der Rettung von Unfallopfern bekannt sind. Die Funktion dieser „Rettungsfolien“ besteht allerdings im Wesentlichen darin, dass sie um den Körper eine Art „unbewegtes Luftpolster“ bilden und die Unterkühlung kurzfristig verhindern. Dauerhaft jedoch schlafen auch Alpinisten und Antarktis-Forscher in dicken Daunen-Schlafsäcken. Die Folien sind von unabhängigen Instituten gemessen worden – sie haben einen mittleren Dämmwert. Bei sehr hohen Kosten. Laufen also unter dem Motto: „Nepper, Schlepper, Bauernfänger!“
Dämmungs-Interessierte/r: „Ich kaufe mir nur gesunde Dämmstoffe!“
A. Drewer: Es gibt keine gesunden Dämmstoffe! Manche werden als „ökologisch“ bezeichnet. Nur: ist ein „natürliches“ Produkt „ökologisch“, wenn es z.B. 3.000 km per LKW durch Europa gefahren wurde (Kork)? Oder wenn, um es herzustellen, extrem Energie aufgewendet werden muss (Holzweichfaser, Schaumglas)? Auch „ökologische“ Produkte müssen Brandschutzmittel enthalten – und Borsalz/Borsäure (häufig verwendet) sind nicht unproblematisch!
Dämmungs-Interessierte/r: „Welcher Dämmstoff beeinflusst das Raumklima positiv?“
A. Drewer: Keiner! Alle Dämmstoffe müssen (und sind auch) hinter Platten, Folien, Mauern usw. verarbeitet und haben keinerlei Kontakt zur Innenraumluft. Wenn man feuchtigkeitsregulierende Materialien einsetzen will – ist z.B. ein Lehmputz und/oder naturbelassene/gewachste (nicht lackierte) Hölzer sehr empfehlenswert. Dämmstoffe sind das aber nicht!
Dämmungs-Interessierte/r: „Welcher Dämmstoff hat einen hohen sommerlichen Wärmeschutz?“
A. Drewer: Beispielsweise Holzweichfaserplatten, sie sind besonders schwer. Das gilt aber nur für den sogenannten „Leichtbau“, also Holzrahmenbau, ausgebaute Dachschrägen und so weiter. Eine Holzweichfaserplatte, außen auf eine massive Mauer oder auf eine obere Geschoßdecke installiert, hat keinerlei Auswirkungen auf das Innenraumklima! Weder positiv, noch negativ. Abgesehen natürlich von der Dämmwirkung – die hat aber auch jeder andere Dämmstoff.
Fazit – Dämmungen und ihre unzähligen Materialien
Bei Dämmungen, wie bei vielen technischen Bauteilen, gehen die Meinungen darüber auseinander was am besten, sinnvollsten, gut oder falsch ist. Letztlich bleibt nur zu erkennen, dass es drei zu beachtende Kriterien gibt. Die Dämmwirkung, der Preis und die Umweltverträglichkeit der Dämmung. In unserem Dämmstoffe-Lexikon können Sie sich über viele Dämmstoffe diesbezüglich näher erkundigen.
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Quellen:
Holzfaserplatte: © Drewer IpeG