Interviewthema: Photovoltaik-Komplettanlagen zur eigenen Stromversorgung
Eigenstromversorgung bedeutet: Die Photovoltaikanlage auf dem Dach erzeugt Strom. Dieser wird direkt genutzt oder in einem Stromspeicher vor Ort im Haus für den späteren Gebrauch gespeichert.
Thema: Eigenstromverbrauch
Die Idee: Den eigenen Stromverbrauch so ökologisch wie möglich gestalten.
Eine gute Möglichkeit hierfür sind Photovoltaik-Komplettpakete, bei denen die PV-Anlage gleich mit einem Stromspeicher gekoppelt ist. Wer seinen restlichen Strombedarf dann noch bei einem Ökostromversorger bezieht, handelt wirklich nachhaltig.
Wir haben uns mit einem der Gründer von Polarstern-Energie, Florian Henle, einmal näher über dieses Modell unterhalten.
Interview-Partner: Florian Henle von Polarstern
Polarstern bietet „Wirklich Ökostrom“ und „Wirklich Ökogas“ aus jeweils 100 Prozent erneuerbaren Energien an. Mit Energie die Welt verändern, das treibt sie an und lässt sie seit Sommer 2011 immer wieder Impulse im Markt setzen; ob als erster Energieversorger mit Ökogas aus komplett organischen Reststoffen, mit ersten flexiblen Mieterstrommodellen oder ihrem konsequent nachhaltigen Wirtschaften. 2016 hat Polarstern als erster Energieversorger eine Gemeinwohlbilanz erstellt.
Im Interview steht uns einer der drei Gründer, Florian Henle, zur Verfügung.
Interview:
Stephan (Energieheld): Hallo Florian, vielen Dank dafür, dass du uns zu diesem Thema Antworten liefern kannst.
Florian Henle (Polarstern): Hi Stephan, immer gerne, schieß los!
Stephan (Energieheld): Zunächst, welches Problem lösen PV-Komplettpakete?
Florian Henle (Polarstern): Pakete aus Photovoltaikanlage, Stromspeicher und Reststromlieferung erleichtern es Eigenheimbesitzern, ihre Stromversorgung nachhaltig kostenbewusst und erneuerbar zu gestalten. Gleichzeitig es ist ein Schritt in die Energiezukunft, mit dem sie sich den Möglichkeiten der Stromversorgung von morgen und neuen Einnahmequellen öffnen. Perspektivisch können sie beispielsweise netzdienliche Dienstleistungen anbieten oder sich direkt Strom mit anderen teilen.
Mit so einem Komplettpaket hat der Besitzer außerdem den Vorteil, dass alles perfekt aufeinander abgestimmt und einfach in der Umsetzung ist. Denn der Anbieter solcher Komplettpakete kümmert sich praktisch um alles.
Ausgenommen sind die Anmeldungen bei der Bundesnetzagentur, die der Besitzer der Anlagen aus rechtlichen Gründen selbst vornehmen muss, wobei er auch hier Unterstützung erhält.
Stephan (Energieheld): Für wen ist das Komplettpaket am besten geeignet? In welchen Fällen macht es am meisten Sinn?
Florian Henle (Polarstern): Komplettpakete sind für unterschiedliche Haushalte geeignet, sofern sie, wie unseres, herstellerunabhängig sind. Dadurch kann ein individuelles Angebot nach dem Baukastenprinzip zusammengestellt werden, mit passender Anlagengröße und für unterschiedliche Budgets.
Allgemein gilt: Je mehr Energie Haushalte aus eigener Erzeugung decken, umso mehr Stromkosten sparen sie und umso unabhängiger sind sie von der öffentlichen Stromversorgung.
Stephan (Energieheld): Ab welchem Strombedarf macht die Anschaffung Sinn, bzw. wie viel Zeit sollte man zu Hause verbringen, damit es sich lohnt?
Florian Henle (Polarstern): Die eigene Stromerzeugung macht im Prinzip für jeden Eigenheimbesitzer Sinn. Schon für den Stromverbrauch von Ein-Personen-Haushalten – er liegt im Eigenheim bei mindestens 2.000 Kilowattstunden – gibt es sinnvolle Komplettangebote.
Um die Frage zu beantworten, ob sich ein Komplettpaket für einen Haushalt lohnt, ist also weniger der Stromverbrauch, sondern vielmehr die verfügbare Dachfläche entscheidend. Denn wenn nur wenige Solarmodule auf das Dach passen, kann nur wenig Strom erzeugt werden. Somit sind die möglichen Stromersparnisse sowie die Einnahmen durch eine Stromeinspeisung ins öffentliche Netz sehr gering. Bis sich eine solche kleine Anlage lohnt, dauert es sehr lange. Das sollte man sich gut überlegen.
Genauso wenig wie einen Mindest-Stromverbrauch gibt es auch keine Mindest-Anwesenheit pro Tag, damit sich ein Komplettangebote rechnet. Durch den Speicher können auch Haushalte, die unter der Woche erst abends heimkommen, eigenen Strom nutzen.
Weil Haushalte immer mehr Strom verbrauchen – vor allem durch größere Stromverbraucher wie Wärmepumpen und Elektroautos – sind Komplettpakete mit Photovoltaikanlage, Speicher und Reststromlieferung übrigens immer spannender.
Stephan (Energieheld): Nach welchen Kriterien wird die Anlage auf den Nutzer abgestimmt?
Florian Henle (Polarstern): Wichtige Kriterien sind unter anderem die verfügbare Dachfläche, aber auch die Dachneigung, eine mögliche Verschattung etwa durch hohe Bäume oder hohe Nachbargebäude sowie zur Abstimmung auf den einzelnen Haushalt, auch das jeweilige Verbrauchsprofil und die Haushaltsstruktur.
Stephan (Energieheld): Sollte man dann etwas am eigenen Nutzungsverhalten ändern? (Zu bestimmter Uhrzeit waschen, etc.?)
Florian Henle (Polarstern): Je besser man den Verbrauch an die solare Energieerzeugung anpasst, umso mehr selbst erzeugten Strom nutzt der Haushalt. Und in der Folge umso unabhängiger ist er vom öffentlichen Stromnetz und spart Stromkosten. Immer mehr smarte Haushaltsgeräte haben außerdem Schnittstellen zu Solaranlagen und laufen bevorzugt dann, wenn selbst ausreichend Strom erzeugt wird. Das erhöht den Eigenverbrauch des erzeugten Stroms.
Stephan (Energieheld): Wie hoch ist der durchschnittliche Eigenverbrauchsanteil mit dem Stromspeicher? Wie hoch ist der Autarkiegrad bei best-practice-Beispielen?
Florian Henle (Polarstern): Der durchschnittliche Eigenverbrauchsanteil, also wie viel des selbst erzeugten Stroms auch selbst verbraucht wird, hängt maßgeblich von drei Faktoren ab: dem Jahresstromverbrauch, der Leistung der Photovoltaikanlage und der nutzbaren Speicherkapazität. Mit dem Unabhängigkeitsrechner der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin kann man sich das sehr gut anschauen.
Idealerweise werden Photovoltaikanlage und Speicher so geplant, dass der Eigenverbrauchsanteil bei rund 40% und der Autarkiegrad bei bis zu 80% liegen – in modernen Energieeffizienzhäusern zum Teil sogar noch höher.
Stephan (Energieheld): Wie lange kann man den Stromspeicher wahrscheinlich nutzen? Gibt es eine ungefähre Lebensdauer?
Florian Henle (Polarstern): Die Module der Solaranlage haben im Schnitt eine Lebensdauer von mehr als 30 Jahren. Die Hersteller gewähren meist eine Leistungsgarantie von 25 Jahren und eine Produktgarantie von 10 Jahren. Bei Lithium-Ionen-Speicher wird in der Regel von einer 20-jährigen Lebensdauer ausgegangen; bei Blei-Batterien sind es nur 10 Jahre.
Stephan (Energieheld): Florian, vielen Dank für deine Antworten und die Einblicke in diesen Bereich!
Florian Henle (Polarstern): Gerne.
Fazit:
Mit einer Photovoltaikanlage auf dem Dach des Eigenheimes lässt sich bekanntlich Solarstrom direkt vor Ort erzeugen. Mit einem gekoppelten Stromspeicher lässt sich dieser selbst erzeugte Ökostrom auch zeitliche etwas unabhängiger nutzen. Wenn die PV-Anlage in den Mittagsstunden am meisten Strom produziert ist nämlich in vielen Haushalten niemand zu Hause. Man ist arbeiten, die Kinder sind noch in der Schule, etc. Stromspeicher puffern diese zeitlichen Unterschiede zwischen Stromerzeugung und -Nutzung optimal ab.
Überschüsse an Strom können in das Netz eingespeist werden, sowie bei erhöhtem Strombedarf natürlich auch aus dem Netz zugekauft wird. Mit dem externen Bezug von Ökostrom hat man hier ein wirklich ökologisch nachhaltiges Modell aufgebaut.
Am lohnendsten ist dies natürlich immer dann, wenn der Eigenverbrauchsanteil des PV-Stromes hoch ist. Dann müsste wenig Strom zugekauft werden und die Kosten für die Anlage und den Speicher amortisieren sich schnell.