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Grüner Wasserstoff: Kann Chile uns schon bald damit versorgen?

Grüner Wasserstoff als umweltfreundliche Energiequelle erregt weltweit großes Interesse. Chiles Voraussetzungen sind ideal, eine bedeutende Rolle in der Produktion von grünem Wasserstoff einzunehmen. Werden wir schon bald grünen Wasserstoff aus Chile erhalten?

Chiles Potenzial in der globalen Energiewende

Dass es sich bei grünem Wasserstoff um eine Lösung für die Energiewende handelt, darüber sind sich die meisten einig. Woher dieser Wasserstoff kommen soll, ist jedoch fraglich. Chile könnte bei der aktuellen globalen Energiewende ein wichtiger Akteur werden. Genauer gesagt bei der Produktion von Wasserstoff aus erneuerbaren Energien, sogenanntem „grünen Wasserstoff“. Unter Einbeziehung neuer Technologien könnten so die Kohlenstoff-Emissionen deutlich verringert werden.

Laut Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz ist grüner Wasserstoff ein Schlüsselelement für die Energiewende. Er kann unter den richtigen Bedingungen klimaneutral erzeugt, und auch sauber verbrannt werden. Zudem ist er vielfältig einsetzbar – zum Beispiel als Ersatz von fossilem Gas oder als synthetischer Kraftstoff, also Kraftstoff ohne Erdöl, in Industrie und Verkehr. Und er ermöglicht es, die CO2-Emissionen dort zu verringern, wo die Nutzung von Strom aus erneuerbaren Energien nicht ausreicht. Kurzum: Wasserstoff spielt eine wichtige Rolle dabei, Industrieprozesse klimaneutral zu machen. Doch wie kann nun ein Land wie Chile dabei helfen, uns in Deutschland mit grünem Wasserstoff zu versorgen?

Grüner Wasserstoff in Deutschland

Zunächst ist wichtig, wie Wasserstoff hergestellt wird: Wasserstoff entsteht durch Elektrolyse, bei der Wasser mit Strom in Wasserstoff und Sauerstoff zerlegt wird. Verwendet man dabei ausschließlich Strom aus erneuerbaren Energiequellen, wie beispielsweise Wind- oder Solarenergie, gilt der Wasserstoff als CO2-frei und damit als grün.

Das Problem: Der in Deutschland produzierte grüne Wasserstoff reicht gerade einmal aus, um 30 bis 50 Prozent des deutschen Wasserstoff-Bedarfs zu decken. Dazu fehlt es an genügend erneuerbarem Strom. Selbst wenn die Windkapazitäten in Nord- und Ostsee massiv ausgebaut werden und alle Dächer Solarstrom erzeugen würden, wäre es nicht genug. Anders sieht es hingegen in Chile aus. 

Grüner Wasserstoff: Chiles Voraussetzungen 

Dank der hohen Sonneneinstrahlung in den Wüsten des Nordens und der starken Winde im Süden des Landes besitzt Chile beste Voraussetzungen dazu, grünen Wasserstoff mit geringen Kosten zu produzieren.

Das hat auch die chilenische Regierung längst schon erkannt. Sie sieht grünen Wasserstoff als eine Möglichkeit, ihre Energieversorgung zu diversifizieren, den CO2-Fußabdruck zu reduzieren und wirtschaftliche Vorteile zu erzielen. Dementsprechend hat das chilenische Energieministerium vor fast zwei Jahren eine nationale Wasserstoffstrategie vorgelegt. Es beinhaltet unter anderem diese beiden Hauptziele: Bis 2030 den billigsten grünen Wasserstoff auf dem Planeten zu produzieren und bis 2040 zu den drei größten Exporteuren zu gehören. Das Land will den grünen Wasserstoff zum Preis von unter 1,60 US-Dollar pro Kilo Wasserstoff anbieten. Momentan liegt der Preis zwischen 10 und 15 US-Dollar pro Kilo.

Neben den günstigen Bedingungen für die Produktion von grünem Wasserstoff bietet das Land noch weitere Vorteile. Chile verfügt über Infrastruktur wie Gaspipelines und Häfen, um verflüssigten Wasserstoff auf Schiffe zu pumpen. Darüber hinaus weist das Land die größte Flotte von Bergbau-LKW der Welt auf – ein enormes Potenzial zum Einsatz von grünem Wasserstoff. Chiles geschätztes Potenzial für den Export von grünem Wasserstoff könnte bis 2030 mehr als 8,8 Milliarden US-Dollar betragen.

Problem: Transport von grünem H2

Einen Haken hat gibt es jedoch, was die Zukunft von grünem Wasserstoff angeht: Grüner genauso wie herkömmlicher Wasserstoff hat einen großen Nachteil: Er ist schwierig zu transportieren und zu speichern. Entweder sind hohe Drücke oder äußerst niedrige Temperaturen nötig. Beides benötigt viel Energie und ist mit viel Aufwand verbunden. Für den Transport von grünem Wasserstoff über Pipelines über große Entfernungen wären erhebliche Investitionen in die Infrastruktur nötig.

Würde der Wasserstoff nicht über Pipelines, sondern in verflüssigter Form mit einer Temperatur von unter minus 230 °C in Schiffen transportiert, gäbe es ein weiteres Problem: Gerade werden die Schiffe, die den grünen Wasserstoff einmal transportieren sollen, noch mit Schweröl betankt. Nicht gerade nachhaltig.

Eine letzte, durchaus vielversprechende Alternative, grünen Wasserstoff zu transportieren, ist die Umwandlung in grünes Ammoniak: Aufgrund seiner höheren Dichte lässt sich Ammoniak energieeffizienter und kostengünstiger speichern und befördern. Eine Transportinfrastruktur besteht bereits. Grünes Ammoniak ist also ein idealer Energieträger, um grünen Wasserstoff über weite Strecken zu transportieren. 

Chile und Deutschland: Eine Partnerschaft für sauberen Wasserstoff

Gerade blick Deutschland, das bis 2045 treibhausneutral sein will, also hoffnungsvoll nach Chile. Seit 2019 besteht eine Energiepartnerschaft zwischen Deutschland und Chile. Schwerpunkt ist unter anderem das Thema grüner Wasserstoff. Sie konkretisierten die Partnerschaft 2021, als die beiden Länder eine Absichtserklärung zur Zusammenarbeit in der Wasserstoff-Wirtschaft unterzeichneten. Das erste gemeinsame Projekt, genannt „Haru Oni“, ist bereits erfolgreich in Gange. Gefördert wird das Projekt mit 8,2 Mio. Euro.

2023 unterzeichneten die Europäische Investitionsbank (EIB), die KfW Entwicklungsbank, die Corporación de Fomento de la Producción (CORFO) und das chilenische Finanzministerium eine Absichtserklärung, um die wachsende chilenische Industrie für sauberen Wasserstoff zu fördern. EU, EIB und KfW vergeben bis zu 216,5 Millionen Euro für sauberen Wasserstoff in Chile. Diese Zusammenarbeit unterstreicht das wachsende Interesse und Engagement zwischen Chile und Europa im Bereich sauberer Wasserstoff.

Bildverzeichnis
Titelbild: freepik.com © vecstock | Windkrafträder produzieren Erneuerbare Energie

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