Ist Solarthermie im Winter sinnvoll?
Von Nina GrimmeißMit Solarthermie lässt sich die Sonnenenergie zur Warmwasseraufbereitung oder zur Heizungsunterstützung nutzen. Während eine Solarthermieanlage in den Sommermonaten wegen der Sonneneinstrahlung hohe Leistungen erreicht, gehen im Winter die Sonnenstunden zurück. Der Wärmebedarf des Gebäudes hingegen steigt ab September oder Oktober.
Es stellt sich daher die Frage, wie effektiv und sinnvoll Solarthermie im Winter ist. Im Folgenden beantworten wir die Frage, ob man im Winter mit Solar heizen kann bzw. wie viel Solarthermie im Winter bringt. Außerdem zeigen wir Ihnen, wie Sie den Ertrag Ihrer Solaranlage im Winter steigern.
Übersicht Solarthermie im Winter
- Kann man im Winter mit Solar heizen? Ja, Solarthermie kann auch im Winter zur Unterstützung der Heizung verwendet werden, insbesondere, wenn Sie einige Dinge beachten.
- Wie viel bringt Solarthermie im Winter? Im Winter können Solarthermieanlagen nur etwa 20 bis 30 % ihrer maximalen Leistung erreichen. Dennoch kann Solarthermie im Winter bis zu 20 % des Wärmebedarfs decken.
- Was ist besser im Winter, Solarthermie oder Photovoltaik? Wie Solarthermie arbeitet auch die Photovoltaikanlage im Sommer effektiver als im Winter: Eine PV-Anlage produziert circa 30 % des gesamten Stroms in den Wintermonaten. Es kommt also eher auf Ihre Präferenz an: Während Solarthermie Wärme erzeugt, wird mit Photovoltaik Strom gewonnen.
Wie viel bringt Solarthermie im Winter?
Solarthermie nutzt Sonnenenergie zur Wärmeerzeugung. Dabei werden Sonnenstrahlen durch Kollektoren eingefangen und in Wärme umgewandelt. Diese Wärme kann zur Warmwasserbereitung dienen. Genauso kann Solarthermie zur Heizungsunterstützung genutzt werden. Solarthermieanlagen bestehen meist aus Sonnenkollektoren, einem Wärmespeicher und einem Verteilsystem.
Im Winter sinkt die Außentemperatur, und der Wärmebedarf steigt. Gleichzeitig sinkt die Sonneneinstrahlung, die die Solarthermieanlage benötigt, um Wärme zu produzieren. Daher stellt sich die Frage, ob man im Winter überhaupt mit Solar heizen kann.
Im Winter kann Solarthermie lediglich helfen, den Heizbedarf zu decken. Moderne Solarthermiesysteme sind zwar so konzipiert, dass sie auch bei niedrigen Temperaturen und schwächerer Sonneneinstrahlung effizient arbeiten. Um ein Haus über die kalte Jahreszeit hinweg zu heizen, reicht Solarthermie allerdings nicht aus. Doch immerhin bis zu 20 Prozent des Wärmebedarfs kann Solarthermie im Winter decken.
Die größte Einsparung erreichen Sie vor allem in der Übergangszeit im März, April, Mai sowie im September und Oktober, da in dieser Zeit die Sonne schon bzw. noch scheint. Im Winter hingegen übernimmt die vorhandene Heizung, zum Beispiel eine Gasheizung oder eine Wärmepumpe, die Wärmeerzeugung.
Unser Fazit: Die Solarthermie produziert im Winter zwar weniger Wärme, aber immer noch genug, um Heizkosten zu sparen und Ihre Heizung – und damit auch die Umwelt – zu entlasten. Daher: Trotz der kürzeren Tage und der geringeren Sonnenintensität kann Solarthermie im Winter einen Beitrag zur Heizungsunterstützung leisten.
Einsparungen durch Solarthermie
Aufs Jahr gerechnet deckt eine Solarthermieanlage bis zu 70 Prozent Ihres Wärmebedarfs für die Warmwasserbereitung. Soll die Solarthermieanlage auch die Heizung unterstützen, werden zusätzlich etwa 20 bis 40 Prozent des Heizenergiebedarfs solar gedeckt.
Bei einem Einfamilienhaus mit einem Wärmebedarf von 28.000 kWh, die mit Ölheizung geheizt wird, ergibt sich bei einem Öl-Preis von 0,1343 Euro (Durchschnitt der letzten drei Jahre) momentan eine Einsparung von 307 Euro (Warmwasserbereitung) bzw. 819 Euro (Heizungsunterstützung) pro Jahr.
Auch wenn Solarthermie im Winter weniger effizient ist, gleichen andere Monate die Flaute wieder auf, wodurch sich in jedem Fall Geld sparen lässt. Wenn Sie sich für die generelle Wirtschaftlichkeit eine Solarthermieanlage interessieren, besuchen Sie gerne unseren Artikel zu den Kosten einer Solarthermieanlage.
Solarthermie im Winter: Ertrag steigern 5 Schritten
Die Effizienz der Solarthermieanlage im Winter lässt sich steigern, wenn Sie einige Punkte beachten. So lässt sich auch der Ertrag von Solarthermie im Winter steigern.
Neigung der Kollektorfläche
Um im Winter möglichst viel Sonneneinstrahlung der tiefer stehenden Sonne aufzufangen, sollte die Neigung der Solarthermieanlage etwas steiler sein. Denn die Sonne steht auf der Nordhalbkugel im Winter tiefer als im Sommer. Hat die Solarthermieanlage eine Neigung von 70 Grad, verteilt sich der Wärmeertrag über das gesamte Jahr gleichmäßiger.
Spezielle Kollektoren und Systeme für den Winter
Mit Röhrenkollektoren erzielen Sie im Winter höhere Wirkungsgrade. Genauer gesagt haben Sie mit Röhrenkollektoren im Winter etwa einen doppelt so hohen Ertrag wie mit Flachkollektoren. Der Grund: dank der besonderen Bauweise können die Röhren auch bei diffuser, also nicht direkter, Sonneneinstrahlung Wärme aufnehmen.
Es gibt zudem Solarthermieanlagen, deren Kollektoren mit Heizungswasser statt mit Solarflüssigkeit betrieben werden. Herrschen draußen Minusgrade, wird warmes Wasser aus dem Wärmespeicher durch die Leitungen gepumpt und so das Einfrieren verhindert.
Frostschutzmaßnahmen
Im Winter droht die Solarflüssigkeit zu gefrieren und Schäden zu verursachen. Das Heizmedium in den Kollektoren muss gegen Einfrieren geschützt werden, was durch die Zugabe von Frostschutzmitteln oder durch spezielle Bauweisen der Kollektoren erreicht wird. Verschiedene Varianten sind möglich:
- Glycol: Hier wird dem Trägermedium in Frostschutzmittel beigemengt. Hierbei muss ein bestimmtes Mischverhältnis berücksichtigt werden. Die Flüssigkeit kann im Winter wie im Sommer verwendet werden.
- Druckerhaltende Solarthermie-Systeme: Bei diesen Systemen wird warmes Wasser mit dem Heizkessel erzeugt und anschließend in die Solaranlage gepumpt. Diese Methode ist jedoch hinsichtlich ihrer Energieeffizienz umstritten.
- Drainback-Systeme: Um gefrierende Solarflüssigkeit zu verhindern, lässt das System in diesem Fall die Flüssigkeit ab, wenn diese stillsteht.
Kollektoren vom Schnee befreien
Bei extremen Schneefällen ist es sinnvoll, zumindest einen Teil der Kollektorfläche vom Schnee zu befreien, damit die Absorber von den Sonnenstrahlen erreicht werden können. So erwärmt sich der Kollektor über diesen Teil und der Rest des Schnees kann abschmelzen.
Wärmespeicher
Im Winter gibt es weniger Sonnenstunden und die Sonneneinstrahlung ist schwächer. Ein gut dimensionierter Wärmespeicher kann die während der Sonnenstunden erzeugte Wärme speichern und diese in Zeiten geringerer Sonneneinstrahlung, wie nachts oder an bewölkten Tagen, zur Verfügung stellen. Mit einem großen Pufferspeicher haben Sie die Möglichkeit, Wärme zu speichern, wenn es z. B. mehrere sehr sonnige Wintertage hintereinander gibt. Speicherlösungen, die die Wärme vom Sommer bis in den Winter konservieren, gibt es leider noch nicht.
Unsere Empfehlung zu Solarthermie im Winter
Natürlich ist Solarthermie aber gerade im Sommer am effizientesten. In den Sommermonaten kann sie durch die höhere Sonneneinstrahlung ihr volles Potenzial entfalten und so oft vollständig den Warmwasserbedarf abdecken.
Dennoch: Auch wenn Solarthermie im Winter weniger effizient ist, bietet sie dennoch viele Vorteile. Sie kann die Heizung unterstützen, Energiekosten senken und die Umwelt schonen. Die Technologie entwickelt sich stetig weiter, um die Effizienz auch in der kalten Jahreszeit zu verbessern.
Zur Autorin: Nina Grimmeiß
Nina Grimmeiß ist ausgebildete Redakteurin und studierte Kommunikationswissenschaftlerin. Seit 2023 bei Energieheld, begeistert sie sich dafür, Themen rund um erneuerbare Energien verständlich zu vermitteln. Ihr Engagement für Umweltschutz und Nachhaltigkeit sowie der enge Austausch mit Energieberatern und Sanierungsmanagern sind ein wichtiger Teil ihrer Arbeit. Hier gelangen Sie zu Ninas LinkedIn Profil.