Elektromobilität: Starten die Elektroautos durch?
Der Wachstum in der Branche der Elektromobilität ist da. Allmählich entscheiden sich in Deutschland zunehmend mehr Menschen für ein Elektrofahrzeug.
Zur Elektromobilität gehört natürlich auch der Trend der Elektroräder, auch bekannt als Pedalacs, hier soll es jedoch um den Markt und die Technik der Elektroautos gehen.
Das Kraftfahrtbundesamt veröffentlichte eine Statistik, nach der zum 1. Januar 2015 bundesweit immerhin schon 18.948 Elektroautos zugelassen waren. Zwar ist das im Vergleich zu den übrigen Antriebsarten noch immer sehr wenig, doch die Zahl wächst: Anfang 2014 waren es nur gut 12.000 Fahrzeuge, Anfang 2013 etwa 7.000 Stück.
Die Problematik mit dem „Strom tanken“
Eine der größten Sorgen bei Elektroautos ist die derzeit noch relativ geringe Reichweite. Je nach Modell stecken aktuell zwischen 100 und 500 Kilometer im Akku, bevor er wieder aufgeladen werden muss. Natürlich hängt die tatsächliche Reichweite auch stark vom Fahrverhalten ab, doch das ändert nichts an der Problematik, dass man derzeit mit einem Elektroauto vielerorts noch vergleichsweise unflexibel ist. Wo es nur wenige Ladepunkte gibt, muss man sich die Strecke mitunter sehr genau zurechtlegen, um den Akku rechtzeitig nachladen zu können. Doch die Städte und Stromversorger reagieren allmählich auf dieses Problem und bauen ihr Versorgungsnetz an Ladesäulen zunehmend aus. In Berlin wurde zum Beispiel Anfang dieses Jahres beschlossen, dass die Netzabdeckung gründlich aufgestockt werden soll: Auf 1.800 zugelassene Fahrzeuge kamen gut 500 öffentliche Ladepunkte, geplant ist zunächst der Ausbau um mehr als 300 neue Stationen.
Auch verunsichert fühlen sich viele Verbraucher durch die Frage nach der Ladezeit: Wie lange dauert es eigentlich, bis mein E-Mobil wieder voll aufgeladen ist? Schließlich möchte niemand gerne zwei oder drei Stunden lang Zwangspause an der Ladesäule einlegen, weil der Akku unterwegs leer geworden ist – das wäre im Alltag einfach nicht praktisch. Die gute Nachricht ist, dass die Industrie an praxisnahen Lösungen arbeitet. So gibt es inzwischen Akkus, die an speziell dafür ausgerüsteten Ladestationen per Schnellladung in nur 30 Minuten auf immerhin 80 Prozent aufgeladen werden können. Im Allgemeinen benötigen die Akkus jedoch etwa 6 bis 8 Stunden, bis sie vollständig geladen sind.
Neue Ideen für Lademöglichkeiten der Elektroautos
Der Markt für Elektroautos ist gerade in der Entwicklungsphase. Die Hauptprobleme sind eben die wenigen Ladestationen (Tankstellen) und die hohen Ladezeiten. Doch es gibt bereits viel versprechende.
Mehr Ladestationen
Ein interessanter Ansatz, um die Ladestationen in Zukunft auch in einem dicht bebauten, städtischen Umfeld flächendeckend anbieten zu können, stammt vom Berliner Start-up Ebee Smart Technologies. Das Unternehmen entwickelte kompakte Ladepunkte, die in Ampeln und Straßenlaternen integriert werden können. Damit wäre es praktisch überall möglich, Ladestationen für Elektrofahrzeuge anzubieten: Der Anschluss ans Stromnetz ist durch die Lampe oder Ampelanlage ohnehin schon gegeben, sodass groß angelegte Bauarbeiten für neue Ladesäulen hinfällig würden. Derzeit ist das Konzept in Berlin bereits an einigen Laternen im Einsatz.
Denkbar ist es ebenfalls umfassende Ladestationen auf Großraumparkplätzen von Firmen zu installieren. Hier stehen die Autos ohnehin etwa 6 bis 8 Stunden, während ihre Besitzer in den Büros und Firmenräumen arbeiten. Zum Feierabend ist der Akku wieder voll geladen.
Einheitliches Bezahlsystem per Ladekarte
Zur Bezahlung der Ladevorgänge hat sich in Deutschland ein System mit verschiedenen Ladekarten etabliert. Am bequemsten sind Betreiber, die bundesweit und netzübergreifend operieren – weitere Informationen gibt es hier bei den VWFS. Je mehr Ladestationen ein System abdeckt, desto alltagstauglicher ist es im Allgemeinen. Derzeit wird jedoch auch verstärkt an einer „E-Roaming“-Lösung gearbeitet, mit der man dann an jedem beliebigen Ladepunkt Strom tanken könnte. Bei vielen Dienstleistern gibt es obendrein eine kostenlose APP fürs Smartphone, mit dem die nächste freie Ladestelle rasch gefunden werden kann.
Akku wechseln statt lange laden
Eine Möglichkeit die langen Ladezeiten zu umgehen ist das Modell des Akkutausches. Hierbei wird an der Ladestation einfach der Akku gegen einen voll geladenen ausgetauscht. Der Fahrer braucht dafür noch nicht einmal aussteigen, nach wenigen Minuten kann er direkt weiter fahren. Der ausgetauschte Akku kann dann vor Ort geladen werden. Der Fahrer schließt dabei einen Vertrag, je nach benötigter Leistung (Fahrkilometer) und zahlt dann einen monatlich entsprechenden Fixpreis, etwa 200 Euro zum Beispiel. Dieses Modell gilt als vielversprechend und könnte für den Durchbruch der Elektromobilität sorgen.
In Dänemark gibt es bereits 17 dieser Wechselstationen, in den Niederlanden aktuell immerhin 10.
Förderung der Elektromobilität noch stark ausbaufähig
Die Förderung von Elektromobilität steckt in Deutschland derzeit noch in den Kinderschuhen. Denn so gerne man sich international als innovationsstark und umweltbewusst präsentiert: Im weltweiten Vergleich fällt die Unterstützung für alternative Antriebe derzeit noch sehr schwach aus. Unlängst entschied man sich deshalb, Elektromobilität verstärkt voranzutreiben. Bis 2020 soll im Zuge der Energiewende eine Million E-Fahrzeuge auf deutschen Straßen unterwegs sein, so der Plan der Bundesregierung. Aktuelle Förderungen sind weithin eher unbekannt und lediglich von Kommunen oder Gemeinden gestellt.
Doch noch muss man für ein E-Mobil einen ordentlichen Aufpreis in Kauf nehmen – nicht jeder ist bereit oder fähig, 10.000 Euro mehr für einen elektrischen Antrieb zu bezahlen. In anderen europäischen Ländern wird der Kauf bereits bezuschusst, sodass die Mehrkosten in akzeptable Bereiche sinken. In Norwegen wurden zum Beispiel finanzielle Anreize für Käufer geschaffen, Ziel waren 50.000 Neuzulassungen. Das kam bei den Einwohnern so gut an, dass diese Zahlen schon drei Jahre früher als geplant erreicht wurden und inzwischen gut ein Viertel aller neu Zugelassenen Fahrzeuge Elektroautos sind. In Deutschland sind es 0,3 Prozent.
Fazit – was braucht die Elektromobilität?
Damit die Elektromobilität in Deutschland durchstarten kann, bedarf es also noch einiger Lösungen. Die Ladezeiten müssen verkürzt werden, die Reichweite der Autos erhöht und die Preise der Elektroautos verringert werden. Das alles erreicht man nur durch die stete Weiterentwicklung der Technik, und Infrastruktur. Ohne staatliche Förderungen wird dies jedoch mit Sicherheit noch einige Jahre, wenn nicht Jahrzehnte dauern. Und wenn die Ölpreise wider Erwarten doch noch die nächsten 50 Jahre stabil bleiben, wird es ohnehin schwer.
Der Hebel für die Energiewende und den Klimaschutz kann durch Elektromobilität allerdings ernorm sein. Wichtig ist und bleibt dabei natürlich, dass die Elektrizität dann auch aus Erneuerbaren Energien stammt. Die skandinavischen Länder gehen hierbei mit gutem Beispiel voran. Allerdings haben sie es auch leicht, in Norwegen wird der Strom zum Beispiel schon seit jeher fast zu 100% in Wasserkraftwerken erzeugt.
CO2-freie Mobilität würde uns ein sehr großes Stück näher an die Klimaziele bringen.
UPDATE: Einen aktuellen Artikel zum Thema Elektromobilität finden Sie hier.
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Titelbild: andreas160578 / pixabay.com
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