Arbeitsmärkte mit der Energiewende
Wer sich beruflich weiterbildet, wählt die neuen Kompetenzen mit Bedacht – insbesondere, wenn der Antrieb ein eher wirtschaftlicher ist. Das ist bei den meisten Menschen, die eine Weiterbildungsmaßnahme absolvieren, der Fall: Das Ziel ist es meist, für den Job und die Wirtschaft allgemein, interessanter und unentbehrlicher zu werden und so einen sichereren und höher bezahlten Job zu bekommen.
Aber welche Kompetenz wählen? Gibt es nicht auch
ökologische Bereiche die zukunftsträchtig sind? Na klar, Weiterbildungsmöglichkeiten im Kontext des Klimawandels und der Energiewende zum Beispiel.
Dem Trend auf dem Arbeitsmarkt folgen: Wo entsteht hoher Fachkräfte-Bedarf?
Auf der Suche nach einer Weiterbildungsmaßnahme sollte nicht nur der Arbeitsmarkt im Blickfeld liegen. Wichtig sind auch allgemeine gesellschaftliche und politische Trends, welche langfristig direkte oder indirekte Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt haben. So lässt sich ein Fachkräftemangel in einer Branche früher erkennen.
Beispiele gibt es genug: Die demografische Veränderung schafft eine hohe Nachfrage nach Arbeitskräften in der Pflegebranche. Die Digitalisierung wiederum reißt ein Loch in das Angebot an IT-Fachkräften und die Energiewende sorgte bereits jetzt schon für über 100.000 neue Stellen.
Energiewende 2.0?
Durch die Aktualität im Rahmen des Klimawandels, der auch durch Bewegungen in der Bevölkerung und den Ausgang der Europawahl gerade eine hohe Medienpräsenz hat, ist die Energiewende einmal mehr in aller Munde. Diesmal geht es nicht um den Ausstieg aus der Atomenergie, sondern um den Ausstieg aus der Kohle.
Der gesellschaftliche Bedarf an Energie (Strom und Wärme) wird trotz Kohleausstieg jedoch weiter bestehen bleiben, sodass zusätzliche und erneuerbare Energiequellen erschlossen werden müssen. Welche Möglichkeiten der Aus- und Weiterbildung könnten sich hieraus ergeben? Die zentrale Frage lautet: Wie verändert sich durch den Kohleausstieg bzw. durch die Energiewende der Arbeitsmarkt?
Eine Antwort findet sich in der Betrachtung ersten Etappe der Energiewende, in dem Ausstieg aus der Kernenergie und dem parallel beschlossenen EEG bzw. dem Gesetz zur Förderung Erneuerbarer Energien. Die Folge waren hohe Investitionen und damit verbunden die Schaffung vieler Arbeitsplätze in den Bereichen Solar, Biomasse und vor allem Windenergie (siehe dazu die oben verlinkte Studie). Innerhalb von 9 Jahren stieg die Bruttobeschäftigung in diesen drei Bereichen auf etwa das 2,5-fache an: Im Beispiel der Windenergie von 63.900 auf 137.800 (2013). Weitere Studien rund um die Beschäftigung, das Wachstum und die Investitionen durch die Energiewende finden sich hier: Link zum Bundesministerium für Wirtschaft und Energie
Leider sind die Arbeitsplätze im Bereich der Solarenergie wieder stark gefallen. Das liegt in einem Ausbleiben der Förderung in diesem Bereich und war damit politisch gewollt. Heute (2019) wird der Großteil an Photovoltaikmodulen und -Anlagen in China gefertigt. Diese sind mittlerweile qualitativ gleichwertig und preislich wesentlich günstiger als die deutschen Module. Der internationale Wettbewerb ist hier mittlerweile sehr hoch. Die Zuwächse in der Windenergie glichen diesen Rückgang aber mehr als aus.
Wie geht es weiter?
Diese Entwicklung sollte und jetzt jedoch nicht entmutigen. Die anderen Bereich der Energiewende, allen voran die Windenergie sind weiterhin recht große Arbeitgeber.
Die Frage ist nun, wird die Energiewende aktuell noch einmal stark angekurbelt? Die aktuell sehr hoche, mediale Präsents der Klimakrise lässt hier auf mehr hoffen. Die „Grünen“ als eine der stärksten politischen Parteien, Schüler- und Studierendenbewegungen wie „Fridays for Future“, und YouTuber wie „Rezo“, etc. deuten auf eine stärkere Ausrichtung auf die Energiewende hin.
Somit könnte die Energiewende in den kommenden Jahren noch einmal zu einem wahren Jobmotor werden. Hier wird vor allem der große Bereich der Windenergie und auch die Umstellung der Wärmeproduktion im Fokus liegen. Neue Heizmethoden wie die elektrischen Wärmepumpen könnten in den kommenden Jahren einen sehr viel höheren Marktanteil erhalten. Die Zubauquoten hier sehen aktuell sehr gut aus. Wurden im Jahre 2018 noch lediglich 18% der Neubauten mit Wärmepumpen ausgestattet, so sind es 2016 bereits knappe 32%. In dem kommenden Jahrzehnt könnte diese Zahl noch wesentlich höher ausfallen.
Weiterbildungsmaßnahmen für eine grünere Zukunft
Beispiele für Aus- und Weiterbildungen im Bereich Energie und Umwelt, speziell im Bereich Windkraft, sind Aufbautechniker, Klebfachkräfte, Servicetechniker oder Servicemonteure.
Akademisch sind vor allem Ausbildungsberufe bzw. Studiengänge im Ingenieursbereich relevant. Hier etwa vor allem Elektrotechnik, Maschinenbau oder Verfahrenstechnik. Durch zusätzliche Qualifikationen wie den Kleb- oder Schweißfachingenieur kann man sich hier eine Sonderstellung verschaffen. Auch in den anderen Bereichen Solar und Biomasse findet sich diesbezüglich Bedarf.
Ebenfalls nützlich sind durch Streueffekte der Digitalisierung Weiterbildungen im IT- und Online-Bereich. Im Kontext der Energiebranche und der Erneuerbaren sowie hinsichtlich der Elektromobilität sind hier viele Veränderungen rund um das „Smart Grid“ und das damit verbundene „Smart Home“ angesetzt, die von IT-Fachkräften wie Informatikern umgesetzt werden müssen.
Quellen:
Titelbild: © alexcsiki / pixabay (CC0)