Kühltechnik im Eigenheim: Wärmepumpe statt Klimaanlage?
Seit die Preise für fossile Energieträger drastisch steigen, hat sich die Nachfrage nach wirtschaftlichen Wärmepumpen massiv erhöht. Müssen sich Bauherren oder Hausbesitzer für eine Heizungsart entscheiden, fällt die Wahl aus energetischen sowie finanziellen Gründen immer häufiger auf die mit Umgebungswärme arbeitende Heiztechnologie. Doch nicht nur heizen lässt sich mit Wärmepumpen. Auch zum Kühlen kann man bestimmte Modelle verwenden. Angesichts der bundesweiten Rekordtemperaturen im Sommer 2022 spricht diese Verwendungsmöglichkeit noch mehr für einen Umstieg auf die vielversprechende Technik.
Günstig heizen und kühlen: Was Wärmepumpen können
So warm und trocken wie seit 30 Jahren nicht mehr – so schätzten Experten schon Anfang des Jahres den Sommer 2022 innerhalb der Bundesrepublik ein. Tatsächlich herrschten im Juli und August vielerorts Rekordtemperaturen. Fest steht spätestens seitdem: Die globale Erwärmung wird in Deutschland immer deutlicher spürbar. Für viele Menschen ist das Grund genug, über die Anschaffung einer Klimaanlage nachzudenken. Tatsächlich gelten jene wegen ihres hohen Strombedarfs allerdings als wahre Klimasünden. Der hohe Energiepreis lässt die Kosten für die Klimaanlage in die Höhe schießen.
Eine mögliche Alternative ist das Kühlen mittels Wärmepumpe. Die Anschaffung letzterer ist in Anbetracht der derzeit hohen Heizöl- und Erdgaspreise schon allein zu Heizzwecken empfehlenswert. Trotz anfänglicher Investitionskosten sind die langfristigen Sparmöglichkeiten im Rahmen eines Umstiegs enorm. Bis zu über 35 Prozent lassen sich so laut Verivox die Heizkosten senken. Auch die Bundesregierung unterstützt die Investition mit einer Wärmepumpen-Förderung. Denn die Heiz- und Kühltechnologie gilt als eine der klimafreundlichsten Lösungen überhaupt. So insbesondere, wenn sie mit Fußbodenheizungen und Solarstromanlagen kombiniert wird. Als derzeit am häufigsten gewählte Modelle gelten vor allem in Neubauten installierte Luft-Wasser-Wärmepumpen. Wer mittels Wärmepumpen nicht nur alte Heizungen, sondern auch Klimaanlagen ersetzt, kann die Vorzüge der Technologie voll und ganz ausnutzen.
Expertenwissen: So kühlen Wärmepumpen
Wärmepumpen arbeiten fast ausschließlich mit Umgebungswärme. Unter Zuhilfenahme von Strom können sie aktiv sowie passiv kühlen. Bei der
- aktiven Kühlung (Luft-Wasser-Wärmepumpe) läuft der Verdichter der Wärmepumpe. Statt normalen Betrieb zu verfolgen, kehrt die Pumpe ihre Arbeitsrichtung um und erzeugt so kühle Luft.
- passiven Kühlung (Sole-Wasser-Wärmepumpe) läuft der Verdichter nicht. Mithilfe eines Wärmetauschers wird überschüssige Wärme mittels Sonden in die kühle Erde abgeführt.
Was braucht man, um Wärmepumpen als Klimaanlagen zu nutzen?
Um das Haus mittels Wärmepumpe zu kühlen, ist man auf ein Warmwasser-Heizsystem angewiesen. Als klassische Heizkörper dieser Art gelten Radiatoren, doch jene sind zu Kühlzwecken ein ungeeigneter Partner für die Wärmepumpe. Die Übertragung kühler Raumluft wäre bei dieser Kombination stark beschränkt. Außerdem könnte Kondenswasserbildung drohen. Anders steht es um Fußboden-, Wandflächen- und Gebläseheizungen mit Kühlfunktion. Sind jene auf höhere Kalt- als Heißwassertemperaturen ausgelegt, so sind sie ideale Partner für die Wärmepumpe. Innerhalb der Systeme von Fußbodenheizungen beispielsweise zirkuliert in den kalten Monaten Heizungswasser, das von der Wärmepumpe aufgeheizt wird. In den Sommermonaten kühlen Modelle mit Kühlfunktion das Heizungswasser, um den Raum per Abstrahlung zu kühlen. Damit sind Wärmepumpen der einzige Wärmeerzeuger, der aktiv für kalte Temperaturen sorgen kann. Dass bei der Kombination mit Fußbodenheizungen kalte Füße drohen, ist übrigens ein Mythos. Auch im Kühlbetrieb bewegt sich die Fußbodentemperatur in diesem Fall noch um die 20 Grad. Effizienter bleibt jedoch die Entscheidung für Wärmepumpen mit Wandflächenkühlung, da die Kühlflächen bei dieser Art der Anlage umso mehr kalte Luft auf die Hausbewohner abstrahlen.
Welche Einschränkungen bestehen, wenn man per Wärmepumpe kühlt?
Verglichen mit der Klimaanlage bieten Wärmepumpen einen kostengünstigen und stromsparenden Weg der Kühlung. Trotzdem gibt es auch Einschränkungen. Der Kühleffekt im Sommer bleibt dem einer Klimaanlage beispielsweise unterlegen. In den meisten Räumen kann die Technologie die Raumtemperatur höchstens um drei bis vier Grad senken. Abgesehen davon droht stets die Gefahr der Taubildung. Sollten kombinierte Fußbodenheizungen beispielsweise Temperaturen unter dem Taupunkt erreichen, kann auf der Bodenfläche Wasser kondensieren. Die Regelung der Wärmepumpe muss den Taupunkt daher durchgängig überwachen. Trotz dieser Einschränkungen hat die Kühlung mit Wärmepumpen und kombinierten Wandflächen- oder Fußbodenheizungen auch Vorteile – nicht nur aus finanzieller und umwelttechnischer Sicht. Ein weiterer Pluspunkt ist die sanfte Arbeitsweise. Anders als Klimaanlagen verursachen Wärmepumpen im Kühlbetrieb weder einen Luftzug noch Lärm. Während der Betrieb von Klimaanlagen und Ventilatoren vielen Menschen auf die Gesundheit schlägt, bleibt man mit Wärmepumpen von zugluftbedingten Erkältungen und Verspannungen verschont.
Expertentipp: Passive Kühlung mit Wärmepumpe ist am sparsamsten
Das passive Kühlen braucht kaum zusätzliche Energie, weil die Temperaturen des Erdreichs oder Grundwassers im Sommer deutlich unter denen im Wohnraum liegen. Dadurch ist die passive Kühlung besonders stromsparend, da bei Betrieb nur die Umwälzpumpe und Regelung aktiv werden. Zwar ist die Kühlleistung geringer als beim aktiven Kühlen, aber auch die Betriebskosten bleiben bei diesem Vorgehen gering.
Bildverzeichnis
Titelbild links: pixabay.com © Tumiso | Illustration einer Klimaanlage
Titelbild rechts: pixabay.com © HarmvdB | Eine Wärmepumpe