Interview: Dr. Oliver Bohr, Geschäftsführer des Bereichs ENERGIE beim Vergleichsportal CHECK24
Dieses Mal treten wir mit dem Vergleichsportal-Riesen CHECK24 in Dialog. Im Interview befragen wir den Geschäftsführer zu Ökostrom und -gas, zur zukünftigen Entwicklung der Vergleichsportale und möchten seine persönlichen Energiespartipps wissen.
Wir alle verbrauchen es täglich: Energie. Strom für unsere diversen elektronischen Begleiter und Gas in vielen Haushalten für das tägliche Warmwasser und die Heizung.
Anbieter für Strom und Gas gibt es viele. Vergleichsportale können dabei helfen einen passenden Anbieter zu finden und dabei muss es nicht immer nur um den Preis pro Kilowattstunde gehen…
Im Interview: Dr. Oliver Bohr, Geschäftsführer des Bereichs Energie bei CHECK24
Energieheld: Herr Bohr, bitte stellen Sie sich unserem Publikum kurz vor. Wer sind Sie, was machen Sie bei CHECK24 und wie war Ihr Werdegang?
O. Bohr (CHECK24): Mein Name ist Dr. Oliver Bohr und ich bin Geschäftsführer der Bereiche Energie und Telekommunikation. Nach einem betriebswirtschaftlichen Studium und einer Promotion war ich über 6 Jahre Unternehmensberater bei Bain & Company, bevor ich im Jahr 2011 als Geschäftsführer bei CHECK24 begann.
Energieheld: Die CHECK24 Vergleichsportal GmbH wurde 1999 in München gegründet. Alles hat damals mit dem Vergleich von Kfz-Versicherungen angefangen. Nach und nach kamen dann die Bereiche Finanzen, Energie, Telekommunikation und Reisen dazu.
Was hat CHECK24 dazu veranlasst, den Bereich Energie aufzugreifen?
O. Bohr (Check24): Seit der Liberalisierung des Strommarkts 1998 haben Verbraucher die Möglichkeit ihren Energieversorger selbst zu wählen. Doch nur wenige CHECK24-User haben damals von der freien Anbieterwahl Gebrauch gemacht. Das lag zum einen daran, dass viele Energiekunden nichts von der Wahlfreiheit wussten und zum anderen, dass die Suche nach einem neuen Anbieter langwierig war. Wir wollen Kunden über die freie Anbieterwahl informieren und gleichzeitig einen guten Überblick über die verschiedenen Strom- und Gastarife präsentieren. So haben wir mit unserem Vergleichsrechner ein Tool geschaffen, das die Anbieter- und Tarifsuche transparenter und einfacher gestaltet.
Energieheld: Was ist Ihre Erfahrung? Werden Ökostrom- oder Ökogastarife mittlerweile stärker nachgefragt oder sinkt diese Nachfrage gar aktuell wieder?
O. Bohr (CHECK24): Unserer Erfahrung nach steigt die Nachfrage nach Ökostrom- und Ökogastarifen. Mittlerweile wählen 60 Prozent unserer User Ökostrom. Mit dem Einstieg eines neuen Anbieters auf dem Ökogasmarkt im November 2015 stieg auch die Anzahl der Abschlüsse. So machten Ende 2015 die Ökogastarife knapp 50 Prozent der Gasabschlüsse aus. Es gibt jedoch einen großen Unterschied bei den beiden Ökoprodukten. Während viele Verbraucher bei ihrer Suchanfrage explizit nach Ökostrom filtern, suchen weniger Gaskunden aktiv nach Ökogas. Bei Gas ist das Kriterium „Öko“ ein willkommener Nebeneffekt und beeinflusst die Kaufentscheidung positiv, ist aber noch nicht das entscheidende Suchkriterium.
E-Commerce – was steckt hinter dem Vergleich?
Energieheld: Was denken Sie, ist neben dem reinen Preisranking der größte Nutzen für die User des Vergleichportals?
O. Bohr (CHECK24): User finden bei uns nicht nur den passenden Strom- oder Gastarif, sondern auch eine umfassende Kundenberatung. Als Vermittler zwischen Energieversorger und Kunde legen wir Wert auf eine persönliche Kundenkommunikation und helfen bei allen Fragen, die den Anbieterwechsel betreffen. Dabei können unsere Kunden über viele Wege mit uns kommunizieren, sei es per Telefon, E-Mail oder über einen Facebook- oder Twitter-Post. Unser Anspruch ist es, überall und jederzeit für den Kunden erreichbar zu sein.
Energieheld: Was ist Ihr Tipp? Wie kommen Kunden an den besten Tarif? Und worauf sollten Sie achten, wenn Ihnen auch die Umwelt am Herzen liegt?
O. Bohr (CHECK24): Um unseren Kunden möglichst verbraucherfreundliche Tarife zu präsentieren, sind verschiedene Kriterien in unserem Vergleichsrechner voreingestellt. So werden den Verbrauchern automatisch unter anderem nur Angebote mit einer monatlichen Zahlweise, einer maximalen Laufzeit von einem Jahr und einer 12-monatigen Preisgarantie angezeigt. Zudem werden nur Anbieter angezeigt, die von anderen Kunden empfohlen wurden. Wer die Voreinstellungen verändern möchte, kann die Suche mit ein paar Klicks individualisieren.
Kunden, die sich zum Beispiel für Ökostrom interessieren, können ihre Auswahl entsprechend einschränken. Verbraucher, die einen Ökostromtarif mit hohem Umweltnutzen suchen, sollten im Tarifrechner die Option „nachhaltig“ wählen. So werden nur Ökostromtarife angezeigt, die mit den Gütesiegeln ok-power-Label oder Grüner Strom-Label ausgezeichnet sind oder deren Anbieter nachweislich in die regionale Ökostromerzeugung investiert.
Ein regelmäßiger Preisvergleich lohnt sich, da immer wieder neue Versorger mit günstigen Angeboten auf den Markt kommen. Spätestens wenn die Kündigungsfrist des aktuellen Strom- oder Gasvertrags ausläuft, empfehlen wir Verbrauchern, den Vergleich erneut durchzuführen.
Zukünftige Entwicklung – Wie geht es weiter?
Energieheld: Google ist vor kurzem auch in den Bereich der Vergleichsportale eingestiegen. In den USA und GB gab es Vergleichsportale für Kfz-Versicherungen und Kreditkarten. Nun hat Google diese Portale jedoch wieder eingestellt.
Atmen Sie bei CHECK24 jetzt erleichtert durch?
O. Bohr (CHECK24): CHECK24 hat sich auf dem Markt der Vergleichsportale als feste Marke etabliert, der viele Kunden vertrauen, deshalb bedeutete der Einstieg von Google nicht sofort Alarmstufe Rot. Und das Positive ist: Neue Konkurrenz spornt immer dazu an, den eigenen Service weiter zu verbessern. Letztlich entscheidet der Kunde, wer auf dem Markt bleibt und wer nicht.
Wer über uns seine Kfz-Versicherung wechselt, entscheidet sich häufig auch dazu, seinen Urlaub bei uns zu buchen oder den Energieversorger zu wechseln. Verbraucher finden bei CHECK24 so viele Bereiche an einem Ort versammelt, dass sie sich mit dem Rundum-sorglos-Paket gut aufgehoben fühlen.
Energieheld: Wie kleinteilig kann der Vergleichsmarkt noch werden? Wäre in Zukunft zum Beispiel auch ein Handwerkervergleich oder ähnliches denkbar?
O. Bohr (CHECK24): Wir haben unsere Angebote seit der Gründung immer mehr erweitert. Mittlerweile können Kunden zwischen elf verschiedenen Vergleichen mit mehreren Unterkategorien wählen. Auch im Bereich Energie versuchen wir unser Angebot stetig auszubauen. Seit August 2014 bieten wir zum Beispiel einen Heizölvergleich an. Es ist durchaus denkbar, dass wir im Energiebereich noch mehr Produkte in unser Portfolio mitaufnehmen.
Energieheld: Herr Bohr, zum Ende eines jeden Interviews bei energieheld fragen wir den Interviewten stets nach SEINEN drei bis vier Energiespartipps im Alltag. Was sind Ihre Tipps für unsere Leser?
O. Bohr (CHECK24): In unseren Büros achten wir zum Beispiel darauf, dass jeder zum Feierabend seinen Rechner runterfährt und keine Geräte im Stand-by-Modus weiterlaufen. Zudem versuchen wir möglichst wenig zu drucken, das spart Papier und Energie. Das Gleiche gilt natürlich auch für die eigenen vier Wände.
Wenn ich verreise, achte ich darauf dass alle Elektrogeräte ausgeschaltet sind. Auch Telefon und WLAN-Router können für diese Zeit komplett vom Stromnetz getrennt werden. Wem es nicht zu aufwendig ist, kann den Kühlschrank abtauen und abschalten. Damit es bei der Rückkehr keine pelzige Überraschung gibt, sollten Verbraucher auf jeden Fall die Kühlschranktür offen lassen, so trocknet das Gerät und schimmelt nicht.
Fazit:
Vielen Dank an Herrn Bohr für die Beantwortung unserer Fragen. Wir konnten so einige interessante Einblicke in die Arbeiten hinter dem Vergleich von Strom- und Gastarife gewinnen.
Besonders interessant fand ich die Aussage, dass die Verbraucher weniger nach Ökogas, als nach Ökostrom suchen. Da nach Fukushima und Co. natürlich Alternativen zur konventionellen Stromerzeugung verstärkt nachgefragt werden erscheint hier logisch. Doch zeigt es auch wieder einmal mehr, dass das allgemeine Interesse und das Bewusstsein für Strom höher ist als für Wärmeenergie. In Privathaushalten benötigen allein Heizung und Warmwasseraufbereitung über 80 Prozent der Energie – hier liegen deshalb auch große Einsparpotenziale.
Auf die Frage nach möglicher Konkurrenz wie Google, antwortete Herr Bohr unter anderem mit dem Satz: „Letztlich entscheidet der Kunde, wer auf dem Markt bleibt und wer nicht.“ Diese sehr wahre Aussage lässt sich auch auf die Energieversorger selber anwenden. Denn:
Mit der Wahl des Energieversorgers, wählt man ein Stück weit auch, in was für einer Welt man leben möchte. Etwa in einer, die seine benötigte Energie nachhaltig und umweltfreundlich herstellt oder in einer, die alles daran setzt auch noch den letzten Tropfen der fossilen Ressourcen der Welt auszubeuten…
Tipp: Der Wechsel zu einem anderen Anbieter ist dabei oft so einfach wie ein Klick mit der Maus.
Medienverzeichnis:
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