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Dämmung und Schimmel? Expertenmeinung: Arnold Drewer

Schimmel im Eigenheim. Davor haben viele Angst – zu Recht. Das Beseitigen von Schimmel ist teuer und langwierig. Diese Woche zeigen wir Ihnen die Antworten und Meinungen von Herrn Arnold Drewer zum Thema “Dämmung und Schimmel”.

Arnold Drewer ist Geschäftsführer des unabhängigen IpeG-Institutes (Institut für preisoptimierte energetische Gebäudemodernisierung GmbH) und steht uns in dem energieheld Blog für einige Antworten parat. Wir von energieheld stellen dem Experten die gängigsten Fragen und Aussagen zur Dämmung und zu Schimmel. Los geht’s!

energieheld: „Produziert Dämmung Schimmel?“

A. Drewer: „Schimmel“ ist ein volkstümlicher Begriff für ein Lebewesen: eine besondere Form von Pilzen. Diese benötigen, um leben zu können, flüssiges Wasser, Luft, auskömmliche Temperaturen und Nährstoffe. Luft ist im Haus überall vorhanden, auskömmliche Temperaturen ebenfalls, Nährstoffe finden sich auch fast überall. Auf den Fliesen im Badezimmer zwar nicht – jedoch aber in den Fugen der Fliesen.
Lässt man eine Scheibe Brot offen liegen, trocknet diese schnell aus und wird steinhart. Das Wasser ist verdunstet. Schimmel kann nicht wachsen. Es fehlt Wasser.
Wasser entsteht, wenn Luftfeuchtigkeit auf eine kalte Oberfläche trifft. Zum Beispiel bei einer Fensterscheibe – auch im Auto. Diese Fenster beschlagen dann. Das bedeutet: Die unsichtbare Luftfeuchtigkeit fällt in flüssiger Form als Wasser an. 

Kalte Oberflächen mit Gefahr von Schimmelbildung gibt es eigentlich nur, wenn es

  • a) draußen kalt ist und 
  • b) die Wände die Kälte / Wärme sehr gut und schnell hindurch lassen, also nicht gedämmt sind. 

Foto: Schimmelbefall, Pilze, SchimmelpilzeMan nennt diese Stellen, an denen die Luftfeuchtigkeit in wässriger Form ausfällt, den „Taupunkt“. Nur dort, wo dieser unterschritten wird, ist flüssiges Wasser vorhanden und kann Schimmel wachsen. Eine Wand, ein Bauteil (Decke, Fußboden), an dem Wasser vorhanden ist, kann von Schimmel befallen werden. Dies ist entweder bei Wasser-saugenden Wänden (vor allem im Keller) der Fall – oder aber bei schlecht oder gar nicht gedämmten Wänden.

Fazit: Schimmel und Dämmung sind umgekehrt proportional: wo keine Dämmung – da Schimmel. Oder: wo Dämmung – da kein Schimmel!

energieheld: „Mein Haus kann nach einer Dämmung nicht mehr atmen.“

A. Drewer: Wie schrecklich – dann wird es sterben! Aber im Ernst: „Atmung“ ist ein Begriff aus der Biologie und besagt, dass ein Lebewesen, um überhaupt einen Stoffwechsel haben zu können, einen Austausch mit der Umgebungsluft benötigt. Sauerstoff wird eingeatmet, der Stoffwechsel erzeugt u.a. CO2, dieser wird ausgeatmet.

Ein Gebäude hat keinen Stoffwechsel und „atmet“ daher auch nicht. Allerdings müssen die Gase, die im Haus produziert werden nach draußen transportiert und durch Sauerstoff ersetzt werden. Diese Gase sind vor allem CO2, Wasserdampf, sonstige Ausdünstungen der Körper, Ausdünstungen von Möbeln, Farben usw. usw.

Dieser Transport nach draußen  geschieht durch die Lüftung! Entweder – in alten Gebäuden – durch Ritzen, Fugen und das Öffnen und Schließen der Fenster, oder – in modernen Gebäuden – durch eine Lüftungsanlage. Ohne (oder besser: mit) Wärmerückgewinnung. Fast 100% des Luftaustausches eines Gebäudes erfolgt durch die Lüftung. Ein „Atmen“ der Wände gibt es nicht!

energieheld: „Ich will nicht in einer „Plastiktüte“ leben“.

A. Drewer: Brauchen Sie auch nicht. Schon seit vielen Jahren werden hoch-dichte Gebäude errichtet, bei denen keinerlei Gase durch die Wände diffundieren können. Zum Beispiel bei Gebäuden aus Beton. Der Luftaustausch erfolgt – wie eben erklärt – dann immer durch eine Lüftungsanlage (über deren unterschiedliche Qualitäten kann man sich gesondert unterhalten). Welche Außendämmung außen auf der Wand ist – hat keinerlei Auswirkungen auf das Innenraum-Klima. Egal, ob „ökologisch“ oder „Polystyrol“.

energieheld: „Dämmung produziert Algen auf der Fassade. Und die sind giftig.“

A. Drewer: Algen sind Pflanzen und nicht giftig. Ohne Algen, welche in den Ozeanen Sauerstoff produzieren, gäbe es kein Leben auf der Erde. Algen auf Fassaden sind in der Tat aber hässlich. Sie können wachsen, wenn auf den Fassaden häufig zu viel Wasser steht. Dies ist bei verschatteten (Nord)-Fassaden manchmal der Fall – unabhängig davon, ob diese gedämmt sind. Häufig zu sehen bei Nord-Fassaden von Kirchen, Schlössern usw. Man könnte das Wasser „weg-heizen“ durch die nicht gedämmte Wände. Dadurch würden wir den Algen – langfristig gesehen aber auch uns selber  – die Lebensgrundlage entziehen.

energieheld: „Überhaupt, der Schimmel. Der ist doch lebensgefährlich?“

exptertenmeinung-aussendaemmung-gegen-schimmelA. Drewer: Kommt drauf an. Ohne Schimmel-(Pilze) kein Käse, kein Antibiotikum, kein Bier (!!) viele Nahrungsmittel gäbe es nicht. Allerdings sind manche Schimmel-Sporen (sie sind „unsichtbar“) Asthma-erregend. Sollten Sie Schimmel in der Wohnung feststellen, in fast jeder Wohnung gibt es den irgendwo – und wenn es in den Blumentöpfen ist: keine Panik! Aber auch nicht auf die leichte Schulter nehmen. Am besten das Übel „an der Wurzel“ packen: Feuchtigkeit = Tauwasser. Und das Bauteil von außen dämmen. Und vor allem vernünftig lüften.

Fazit – Schimmelbildung bei Dämmung

Bei Schimmel sollte man sofort reagieren und einen entsprechenden Fachmann zurate ziehen. Achten Sie bei dem Einbau von neuen Fenstern auch darauf, dass die Wände nicht unverhältnismäßig schlecht gedämmt sind. Wer gut gedämmte Wärmeschutzfenster eingebaut, aber die Fassadendämmung außer Acht lässt, riskiert dort die Bildung von Schimmel. Feuchtigkeit an Fenstern lässt sich leichter weglüften. Sitzt sie aber in die Wand wird es problematischer. Feuchtigkeit zieht generell immer in die kälteren Bauteile, eine ganzheitliche Betrachtung und gleichmäßige Dämmung des Gebäudes ist also wichtig.

Das beste Vorbeugen gegen Schimmel in der Wohnung ist stets das Lüften der Räume. Dies gilt für jeden Raum, denn wie oben beschrieben fällt täglich eine Menge Luftfeuchtigkeit durch Ausatmen und ähnliches an. Besonderes Augenmerk sollten Sie auf das Badezimmer legen. Gerade durch das Duschen wird die Luftfeuchtigkeit besonders stark erhöht. Hier sollten Sie stets etwa 5 bis 10 Minuten durchlüften und die Raumluft so komplett austauschen.

Link: Hier einige Tipps zum richtigen Lüften.

Bildverzeichnis:
Titelbild: energieheld
Schimmel: RioPatuka / fotolia.com
Außendämmung: zurijeta / shutterstock.com

Stephan Thies

"Für eine erfolgreiche Energie- und Wärmewende ist eine realistische und unabhängige Informationsbereitstellung wichtig. Bei Energieheld ist dies unser tägliches Bestreben."

Dieser Beitrag hat 4 Kommentare

  1. Philipp Kloth

    Hallo Herr Stadtschreiber,

    Ihre Darstellung ist leider nur teilweise korrekt. Eine gedämmte Fassade ist nachts tatsächlich kalt, aber das führt in Ausnahmefällen nur zu (äußerlichem) Algenbewuchs und nicht zu Schimmel. Würde man Ihrer Logik folgen, dann müssten ja allerhand kalte Objekte in der Nacht schimmeln.

    Eine WDVS-Fassade ist auch nicht so ausgelegt, dass es hinter der Dämmung schimmeln könnte. Die Dämmstoffe sind direkt auf der Hauswand befestigt und lassen gar keinen (Luft-)Raum für Schimmel. Wäre hier ein Luftspalt vorhanden, ließe sich dieser auch nicht mit „vielen giftigen Pestiziden“ auswaschen. Zudem lässt eine Ziegelwand wirklich nur einen sehr geringen Teil der Luftfeuchtigkeit nach außen. Die Vorstellung einer „atmenden Steinwand“ ist daher falsch.

    Falls Sie aber tatsächlich eine große Zahl schimmelnder Fassaden vorweisen können, dann würde uns das natürlich sehr interessieren! Dort müsste man sich dann auch die Umsetzung der Dämmung näher anschauen.

    1. Energieheld

      Sehr gute Antwort Klöthe!

      Am 27.05.2015 um 10:41 schrieb Disqus:

  2. Andreas Stadtschreiber

    Die täglich eingestrahlte Solarenergie kann ein Wärmeverbundsystem nicht ausreichend lange speichern
    und kühlt deshalb jede Nacht mehrere Stunden unter den sogenannten
    Taupunkt aus. Es entsteht Feuchte! Diese kann sodann zu Schimmel führen.
    Aber die Industrie hat vorgesorgt – es werden jetzt so viele giftige Pestizide in die WDVS eingebaut, die dann helfen sollen, die Feuchte hinter der Fassade auszuwaschen. Großteils gelingt das und landet dann im Grundwasser – super!
    Der andere Teil bleibt hinter der Fassade und beginnt zu schimmeln… auch super!

  3. Andreas Stadtschreiber

    das ist doch nicht richtig…

    Die Dämmstoffe nehmen das Wasser nicht auf und geben es nach außen (in die Luft) ab, so wie zum Beispiel ein Ziegel. Daher entsteht GERADE BEI DÄMMUNG eher SCHIMMEL! Man braucht sich dazu nur unzählige Fassaden ansehen, bzw. hinter die Dämmung schauen. Sobald eine Dämmung angebracht wurde, gab es Schimmel,- Algen usw. Probleme.

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