Arnold Drewer Vom IpeG Bei Energieheld Im Interview

Wirtschaftlichkeit einer Dämmung – Antworten & Kommentare von Dämmexperte Arnold Drewer

Diese Woche stellen wir euch zum ersten Mal Fragen und Antworten rund um das Thema Dämmung vor. Die Antworten dazu liefert uns Arnold Drewer. 

arnold-drewer-bei-energieheldHerr Drewer gilt als Experte für Dämmung, er leitet seit sieben Jahren das IpeG-Institut, sitzt in verschiedenen Gremien und ist Buchautor, alles im Bereich der Gebäudedämmung. Hier im Blog werden wöchentlich Fragen, Antworten und Meinungen dargestellt, die unseren Lesern dabei helfen sollen sich in der Informationsflut im Netz zurecht zu finden. Unabhängig von Herstellern und Marken.

Zum Beginn der wöchentlichen Fragerunde starten wir heute mit sechs Fragen und Antworten zum Thema Wirtschaftlichkeit von Dämmungen. Rechnet sich eine Gebäudedämmung finanziell?

energieheld: Hallo Herr Drewer, fangen wir an mit einem gängigen Vorurteil: Dämmung ist unwirtschaftlich.

Arnold Drewer: Ein neuer Flachbildschirm auch!

energieheld: Dämmung ist teuer.

Arnold Drewer: Heizen ist teurer!

energieheld: Gibt es Energiesparmaßnahmen, die fast nichts kosten?

Arnold Drewer:  „Ja, den „hydraulischen Abgleich“. Manche Heizungsbauer beherrschen den …. – manche.

energieheld: Viele sagen, sie können sich eine Dämmung nicht leisten.

Arnold Drewer:  Das Gegenteil ist richtig: Sie können sich keine Dämmung nicht leisten. Die „Heizkostenrechnung“ Deutschlands beträgt fast 100 Mrd. EUR pro Jahr. Welche zu „lupenreinen Demokratien“ überwiesen werden.
Aber: Die Einsparung übertrifft die Zinsen und Rückzahlung der Dämmkosten in der Regel deutlich. Sie könnten sich das nötige Geld sogar leihen und hätten trotzdem noch was davon.

energieheld: Man kann zum Beispiel bei Viessmann lesen, dass die Dämmung der oberen Geschoßdecke sich erst in 26 Jahren amortisiert und nur 34,- EUR Heizkostenreduktion pro Jahr bewirkt? Was ist an dieser Aussage dran?

Arnold Drewer: Wahrscheinlich hat die DEKRA (im Auftrag von CAPITAL, der Artikel wird von Viessmann zitiert) eine Decke gerechnet, die schon 28 cm Dämmung enthält. Dann stimmt das nämlich: wenn man ein sehr gutes Bauteil weiter energetisch aufrüstet, ist das nicht wirtschaftlich und damit auch nicht sinnvoll. Wahrscheinlicher jedoch ist, dass sich die DEKRA um den Faktor 10 vertan hat:
Die Dämmung der Decke amortisiert sich bei einem alten Haus in ca. 2,6 Jahren.
Ähm – was verkauft diese Firma noch mal??

energieheld: Viele ältere Menschen fragen sich, ob sich eine Dämmung im Alter noch lohnt. Wie ist das denn z.B. für eine 70 jährige, kann sich hier eine Dämmung noch rentieren?

Arnold Drewer: Kommt drauf an. Manche Dämmverfahren „rechnen“ sich in wenigen Jahren. Und eine komfortablere Wohnung haben Sie dann auch! Wärmere Wände, weniger Zug-Erscheinungen und Ihre Erben können das Haus besser verwerten.
Energie einsparen lohnt sich immer und für jeden!

energieheld: Vielen Dank für Ihre ersten Antworten Herr Drewer.

Fazit – wie wirtschaftlich sind Dämmungen?

Natürlich bekommt man eine Dämmung nicht geschenkt. Allerdings zeigen auch diverse Statistiken, dass sich Dämmungen, die fachgerecht durchgeführt wurden, schon nach wenigen Jahren finanziell amortisiert haben. Danach hat man das für die Dämmung ausgegebene Geld wieder eingespart. Zudem wertet man das Gebäude auf und steigert den Wohnkomfort deutlich stärker als mit einer neuen Heizung. Durch den geringeren Heizbedarf schont man zusätzlich sogar noch die Umwelt. Investitionen in eine gute Dämmung sind also ziemlich rentabel – in ökonomischer, wohnkomforttechnischer und ökologischer Hinsicht.
Übrigens, wer kostengünstig die Effizienz seiner Heizung steigern möchte, bekommt hier weitere Infos zu dem oben erwähnten „hydraulischen Abgleich„.

Nächste Woche stellen wir Herrn Drewer Fragen über die mögliche Energieeinsparung einer Dämmung.

Bis dahin, dämm it! 😉


Quellen:
Bildquellen: Arnold Drewer

Stephan Thies

"Für eine erfolgreiche Energie- und Wärmewende ist eine realistische und unabhängige Informationsbereitstellung wichtig. Bei Energieheld ist dies unser tägliches Bestreben."

Dieser Beitrag hat 5 Kommentare

  1. Roman Gruß

    Hallo Herr Drewer,

    die Berechnungsgrundlagen der Dekra liegen mir leider nicht vor, jedoch kann dem Text entnommen werden, dass hier eine alte Öl Heizung eingebaut ist. Hierdurch ändern sich alleine die Kosten für das Heizen drastisch im Gegensatz zu Ihrem Beispiel. Bei einer Öl Heizung können etwa 8,5 bis 9 Cent pro Kilowattstunde angesetzt werden, im Gegensatz zu den von Ihnen angegebenen 18 Cent pro kWh bei einem Nachtspeicherofen (heutzutage ist hier der Strompreis sogar oftmals viel höher).

    Zudem muss davon ausgegangen werden, dass der U-Wert der obersten Geschossdecke bei 0,24 W/(m²*K) liegt. Dieser Wert ist laut § 10 Absatz (3) der Energieeinsparverordnung (EnEV) verpflichtend für jeden Hausbesitzer. Sie haben ihn mit 0,68 W/(m²*K) angenommen. Anbei der Passus aus der EnEV 2009:

    „Eigentümer von Wohngebäuden sowie von Nichtwohngebäuden, die nach ihrer Zweckbestimmung jährlich mindestens vier Monate und auf Innentemperaturen von mindestens 19 Grad Celsius beheizt werden, müssen dafür sorgen, dass bisher ungedämmte, nicht begehbare, aber zugängliche oberste Geschossdecken beheizter Räume so gedämmt sind, dass der Wärmedurchgangskoeffizient der Geschossdecke 0,24 Watt/(m²·K) nicht überschreitet. Die Pflicht nach Satz 1 gilt als erfüllt, wenn anstelle der Geschossdecke das darüber liegende, bisher ungedämmte Dach entsprechend gedämmt ist.“

    Wenn ich nun hergehe und rechne mit den genannten Werten und beziehe die mittlere deutsche Außentemperatur der letzten Jahre von etwa 9 °C, eine Rauminnentemperatur von 20 °C und einen U-Wert nach der Dämmung von etwa 0,13 W/(m²*K) (wie Sie auch angegeben haben) in die Berechnung ein, ergeben sich folgende Werte für die Amortisation:

    Energieeinsparung pro Jahr und m² = (0,24 – 0,13) [W/(m²*K)] * (20 – 9) [K] * 24 [h] * 365 [Tage] / 1.000

    Energieeinsparung pro Jahr und m² = 10,6 [kWh/(m²*a)]

    Kosteneinsparung pro Jahr und m² = 10,6 [kWh/(m²*a)] * 0,085 [€/kWh]

    Kosteneinsparung pro Jahr und m² = 0,9 [€/(m²*a)]

    Bei Ihrem angesetzten Preis der Dämmung pro Quadratmeter von [14,88 €/m²] ergibt sich also folgende Amortisation:

    Amortisationszeit = 14,88 [€/m²] / 0,9 [€/(m²*a)]

    Amortisationszeit = 16, 53 [a]

    Somit würde sich selbst bei Berücksichtigung der Energiepreissteigerung eine Zeit von über 15 Jahren einstellen!

    Viele Grüße aus Allendorf (Eder)
    Roman Gruß

    1. Arnold Drewer

      Hallo Roman,
      ich hab’s mir gedacht:
      Man nehme eine gedämmte Decke – und weise nach, dass eine nachträgliche Wärmedämmung unwirtschaftlich ist. Super Idee! (übrigens habe ich an anderer Stelle auch schon geschrieben, dass eine nachträgliche Dämmung meines Hauses – 28 cm Dämmung in Wand, 40 cm im Dach) absolut unwirtschaftlich ist und sich nie, niemals rechnet.
      Aber kleine Fehlerchen haben Sie auch noch in Ihrer Betrachtung:
      Wenn ich eine gedämmte Decke (U-Wert 0,24 W/m²K) auf den Dämmstandard „KfW“ bringe (U-Wert 0,14 W/m²K), benötige ich nur noch 12 cm Dämmung WLS 040. Zu Kosten von 7,14 €/m² (brutto, in fertiger Arbeit. Beim von mir vorher genannten Beispiel habe ich eine mehr als doppelt so dicke Dämmung gerechnet: 25 cm) Bei Berücksichtigung der von mir genannten Parameter, allerdings nur noch Energiekosten von 8 ct/kWh (ich weiß, dass nicht alle mit Nachtspeicheröfen heizen) errechne ich eine Amortisationszeit von 8,5 Jahren.
      Energieeinsparung pro Jahr: ca. 10,5 kWh. Kosteneinsparung pro Jahr: ca. 84 ct.
      Selbst eine solche „Nach-Dämmung“ ist noch wirtschaftlich.
      Übrigens – warum funktioniert die Antwort-Funktion Ihres blogs nicht?

      Und, nochmal mein Angebot:
      1. eine öffentliche Podiumsdiskussion mit von Ihnen genannten Fachleuten
      2. Rücknahme des unseligen CAPITAL-Artikels bzw. Richtigstellung in den Medien
      3. und dann endlich mal eine konstruktive Zusammenarbeit der Effizienz-Technologien (ohne dass man die andere Technologie schlecht macht oder schlecht rechnet – was ich übrigens nicht betreibe!!!)

  2. Arnold Drewer

    Hallo Roman, leider funktioniert die Antwort-Funktion des VIESSMANN-blogs nicht (hab’s mehrfach ausprobiert). Ich hätte gerne meinerseits gerne die Berechnung bzw. die Grundlagen des DEKRA-Berichtes. Da VIESSMANN diesen ja zig-tausendfach publiziert hat, dürften die Daten ja vorliegen, oder? Also:
    1. Fläche in m²
    2. Anfangs-Situation
    3. wie dick und mit welchen Materialien und zu welchen Kosten wurde gedämmt.
    Ich freue mich sehr auf die Infos!

  3. Arnold Drewer

    Entweder haben sich die Experten der DEKRA um den Faktor 10 vertan (kann ja mal passieren), oder aber sie haben eine super-gedämmte Decke als Anfangs-Bauteil angenommen, auf der schon 20 cm Dämmung liegen). Dann würde deren Amortisationszeit von 28 Jahren nämlich passen.
    Kurz zu meiner Rechnung:
    Kurz erklärt:
    1. Die obere Geschoßdecke ist schon mit 6 cm Mineralwolle gedämmt (aber schlechter Wert, da Altbau). Oft ist nicht mal das vorhanden
    2. Daher: Anfangs-U-Wert 0,68 W/m²K
    3. Empfehlung: Aufblasen von 25 cm Supafil loft WLS 040 – Ziel-U-Wert 0,13 W/m²K (das ist übrigens förderfähig durch die KfW – die
    4. Bei Berücksichtigung der Gradtagszahl 3.400 Kd/a
    Einem Heizanlagen-Wirkunsgrad von 100% (Nachtspeicheröfen)
    Ermittele ich eine Energieeinsparung von 44,88 kWh/m²*a
    5. Da Nachspeicherofen, emittele ich bei Stromkosten von 0,18 €/kWh eine Kosteneinsparung von 8,08 €/m² gedämmter Fläche
    6. Bei Dämm-kosten von brutto 14,88 € ermittele ich:

    Eine Verzinsung des eingesetzten Kapitals von 54%
    Bzw. einen ROI von 1,8 Jahren
    Und übrigens eine CO2-Einsparung (bei 200 m² gedämmter Fläche) von 4,67 Tonnen. Pro Jahr.
    Also noch erheblich weniger als die gebloggten 2,6 Jahre.

    Energiekosten:
    Habe gestern bei meiner Cousine übernachtet. Die heizen mit Nachtspeicheröfen und zahlen bei 200 m² (nur teilweise beheizter) Wohnfläche monatlich 300,- € nur für die Heizung (Strom). Werde ihnen die Dämmung der oberen Geschoßdecke (zur Abwechslung mache ich das selber) spendieren. Das senkt die Heizkosten pro Jahr allein um 1.600,- €. Als zweite Maßnahme werden die Nachtspeicheröfen getrennt angesteuert (das passiert nämlich zur Zeit nicht). Einsparpotenzial: weitere 30%. Und der Holzofen im Wohnzimmer (schon seit 3 Jahren vorhanden, aber nur sporadisch genutzt) wird aktiviert (z.B. ganztägig genutzt). Weiteres Einsparpotenzial. Dann ist eine andere Heizung (viel zu teuer aufgrund der komplett neu erforderlichen Verteilung usw.) nicht mehr notwendig.

  4. Roman Gruß

    Hallo Energieheld-Team, Hallo Herr Drewer,

    mein Name ist Roman Gruß und ich bin Blogger bei den Viessmann Werken in Allendorf (Eder). Vor einigen Wochen haben wir einen Artikel über das Thema Amortisation von Modernisierungsmaßnahmen (basierend auf einem Bericht der DEKRA) auf unseren Innovationsblog veröffentlicht.

    Zudem bin Ich selbst ein ausgebildeter Energieberater. Ich würde die o.g. Aussage gerne nachvollziehen können. Wie berechnen Sie den, bei der Dämmung der obersten Geschossdecke angegebenen, Amortisationszeitraum von 2,6 Jahren? Können Sie bitte Ihre Berechnung offenlegen? Das wäre sehr spannend.

    Viele Grüße aus Allendorf
    Roman Gruß

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert