Flachdachdämmung: Dämmstoffe, Kosten und Möglichkeiten
Von Mike KinderEs gibt verschiedene Varianten der Flachdachdämmung: Kaltdach-Dämmung, Warmdach-Dämmung und Umkehrdach-Dämmung. Welche Variante für Sie infrage kommt, können Sie im nachfolgenden Artikel nachlesen.
Außerdem klären wir, welche Dämmstoffe infrage kommen, wie hoch die Kosten für die Flachdachdämmung sind und wie viel staatliche Förderung Sie erhalten können. Erfahren Sie mehr und lesen Sie weiter.
Flachdachdämmung: Allgemeines
Als Flachdach gelten Dächer mit einer Dachneigung von 10 Grad oder weniger. Alle Dächer mit mehr Neigung gelten dagegen als Steildach. Dabei ist die Konstruktion prinzipiell unkomplizierter als bei einem Steildach und das Flachdach ist auch billiger. Gedämmt werden muss das Flachdach allerdings auch. Dabei gibt es jedoch einiges zu beachten.
Wichtig ist vor allem, dass die Flachdachdämmung - aber auch Flachdach-Abdichtung, und Flachdach-Entwässerung - korrekt ausgeführt sind, damit das Dach die Wärme drinnen und Kälte und Feuchtigkeit draußen und hält. Um dies zu erreichen, gibt es verschiedene Möglichkeiten.
Prinzipiell gibt es für jedes Flachdach die richtige Dämmung. Viele Experten würden grundsätzlich eine hinterlüftete Konstruktion (Kaltdach) empfehlen, aber nur, wenn diese auch wirklich gut ausgeführt ist. Ansonsten sind Sie am besten mit einem Umkehrdach bedient.
Flachdach dämmen: Methoden und Kosten
Es gibt drei gängige Arten der Flachdachdämmung: Die Kaltdach-Dämmung, die Warmdach-Dämmung und die Umkehrdach-Dämmung. Sie unterscheiden sich sowohl im Aufbau als auch in den Kosten und haben konstruktionsbedingt unterschiedliche Vorteile und Nachteile. Dabei liegen die Kosten für eine Flachdachdämmung zwischen 4.400 und 14.400 Euro. In der nachfolgenden Tabelle finden Sie eine Übersicht.
Flachdach dämmen | Aufbau Dämmung | Vorteile | Nachteile | Kosten* |
---|---|---|---|---|
Kaltdach | Abdichtung oben, Luftschicht in der Mitte, Dämmung darunter | Gute Belüftung, Feuchtigkeit kann selbstständig entweichen | Funktioniert nur bei guter Planung | 4.400 - 9.200 € |
Warmdach | Abdichtung oben, Dämmung darunter | Einfache Konstruktion | Wird leichter undicht | 8.000 - 14.400 € |
Umkehrdach | Dämmung oben, darunter Abdichtung | Dämmung schützt Abdichtung, Dampfsperre und Abdichtung in einem | Dämmung muss dicker dimensioniert werden | 8.000 - 14.400 € |
Dachbegrünung | Mit Kalt-, Warm- und Umkehrdach kombinierbar | Weitere Schutzschicht, zusätzliche Wärmedämmung | Höhere Kosten, Statik muss stimmen, alle Schichten müssen aufeinander abgestimmt sein | 6.900 - 22.000 €** |
* für eine Dachfläche von 80 Quadratmetern, Stand: 2024; ** Preisspanne schließt Kosten für Kaltdach- / Warmdach- / Umkehrdach-Dämmung sowie verschiedene Arten der Dachbegrünung mit ein
Flachdach mit Kaltdach-Dämmung (hinterlüftet)
Die Kaltdach-Dämmung trägt ihren irreführenden Namen, weil sie eine kalte Luftschicht zwischen Flachdach-Abdichtung und Flachdachdämmung führt. Um eine Kaltdach-Dämmung installieren zu können, benötigt das Flachdach ca. 30 Zentimeter Platz zwischen Raumdecke und Flachdach-Abdichtung.
In den Hohlraum wird dann die Dämmung eingeblasen oder als Klemmfilz eingebracht, bevor die Dachabdichtung vorgenommen wird. Darüber (zwischen Dämmung und Dachabdichtung) verbleibt eine Luftschicht von ca. 10 bis 15 Zentimetern, die die Dämmung hinterlüftet und Feuchtigkeit ableitet.
Flachdach mit Warmdach-Dämmung (unter der Abdichtung)
Die Warmdach-Dämmung ist ähnlich wie die Kaltdach-Dämmung aufgebaut. Das Warmdach enthält allerdings keine Luftschicht. Daher ist es besonders wichtig, dass die Flachdach-Abdichtung auch wirklich dicht ist, da eindringende Feuchtigkeit nicht ablüften kann.
Als Folge entsteht Schimmel, der die Dämmung zerstört. Als Dämmung werden meist druckfeste Dämmplatten aus XPS oder PUR genutzt. Darüber wird eine Schalung aus Holz angebracht, auf der dann die Abdichtung aufgebracht wird.
Diese besteht meist aus Bitumenbahnen. Zusätzlich kann optional noch eine lose Kiesschüttung aufgebracht werden. Wichtig ist, dass die Abdichtung Begehungen standhält und nicht beschädigt wird, da die Dämmung sonst feucht wird, schimmelt und ihre Dämmwirkung verliert.
Flachdach mit Umkehrdach-Dämmung (über der Abdichtung)
Die einfachste Variante der Flachdachabdichtung ist die Umkehrdach-Dämmung. Hier wird die Abdichtung (meist mit Bitumenbahnen) direkt auf die Stahlbetondecke aufgebracht. Dann folgt eine Dampfsperre und darauf die Dämmplatten.
Es folgt ein Vlies zum Schutz der Dämmplatten und darauf eine lose Kiesschüttung zum Schutz vor Temperaturschwankungen und sonstigen Witterungseinflüssen aufgebracht. Da die Dämmung stets der Feuchtigkeit ausgesetzt ist, muss der Dämmstoff wasserabweisend und schimmelresistent sein.
Dämmplatten z. B. aus XPS oder PUR erfüllen diese Anforderungen. Außerdem gibt es einiges zu beachten, wenn das Flachdach begehbar sein soll. Sollten Sie Fragen zur Umkehrdach-Dämmung haben, wenden Sie sich an unsere Berater. Sie haben viele Jahre Erfahrung mit Flachdach-Sanierungen und helfen Ihnen gerne weiter.
Flachdach begehbar dämmen
Bevor Sie Ihr Flachdach dämmen lassen, sollten Sie bedenken, ob es eventuell begehbar sein soll oder sogar sein muss (z.B. damit der Schornsteinfeger den Schornstein fegen kann). Selbstverständlich müssen Abdichtung und Dämmung dieser Belastung genauso standhalten wie den Witterungseinflüssen, denen sie ausgesetzt sind.
Daher ist bei der Auswahl der Dämmung für ein Umkehrdach darauf zu achten, dass die Dämmung nicht nur gut dämmt und wasserabweisend ist. Sie muss auch entsprechend druckfest sein. Für Kaltdach und Warmdach gilt, dass die Tragkonstruktion für die Abdichtung der Belastung durch eine Begehung standhalten muss.
Quelle: © Büsscher & Hoffmann GmbH / youtube.com
Flachdachdämmung: welche Dämmstoffe sind sinnvoll?
Grundsätzlich sind Dämmstoffe aus Kunststoff wie XPS, Expandiertes Polystyrol (EPS) oder Schaumglas zur Dämmung von Flachdächern geeignet. Für Kalt- und Umkehrdächer müssen sie allerdings entsprechend druckfest sein oder das Flachdach bleibt unbegehbar.
Dämmplatten aus XPS oder PUR erfüllen die Anforderungen an die Begehbarkeit. Für Kaltdächer können aber auch organische Dämmstoffe wie Mineralwolle oder Zellulose verwendet werden. Diese werden gerne für Einblasdämmungen genutzt. Neben der Dämmwirkung ist auch der Brandschutz ein wichtiges Kriterium bei der Auswahl des Dämmstoffes.
Flachdach mit Mineralwolle dämmen
Mineralwolle ist als Dämmstoff für Flachdächer nur dann geeignet, wenn sie nicht der Feuchtigkeit ausgesetzt ist. Feuchtigkeit reduziert die Dämmwirkung von Glaswolle und Steinwolle nämlich erheblich. Somit kann sie nur in Kalt- und Warmdach-Dämmungen zum Einsatz kommen - in letzteren auch nur als druckfeste Dämmplatten. Mineralwolle verfügt über ausgezeichnete Brandschutz- und Dämmeigenschaften.
Flachdach mit EPS dämmen
EPS - so der Name für Styropor - kann als Dämmstoff ebenfalls für Flachdachdämmungen genutzt werden. Es hat gute Dämmeigenschaften, ist feuchtigkeitsresistent und kommt in Form von druckfesten Dämmplatten (Warmdach, Umkehrdach) oder Kügelchen (Einblasdämmung, Kaltdach) zum Einsatz. Zudem ist es resistent gegen Feuchtigkeit. Man kann also problemlos ein Flachdach mit EPS dämmen. Leider ist EPS normal entflammbar.
XPS zur Flachdachdämmung
XPS - Extrudiertes Polystyrol - wird in Form von druckfesten Dämmplatten (Warmdach, Umkehrdach) gerne als Dämmstoff für Flachdächer genutzt. Grundsätzlich eignet es sich für alle Flachdachtypen, besonders aber für Umkehrdächer.
Es verfügt über gute Dämmeigenschaften und ist feuchtigkeitsresistent. Allerdings ist XPS wie EPS normal entflammbar. Außerdem muss es vor UV-Strahlen geschützt sein, da es sonst porös wird und seine Dämmwirkung verliert.
Flachdach dämmen mit Schaumglas
Schaumglas - auch Foamglas genannt - wird in Form von druckfesten Dämmplatten ebenfalls als Flachdachdämmung genutzt. Es ist absolut feuchtigkeitsresistent (kann sogar selbst als Dampfsperre genutzt werden) und nicht brennbar. Die Dämmwirkung ist gut.
Schaumglas kann für alle Arten von Flachdachdämmung genutzt werden. Leider ist Foamglas vergleichsweise teuer. Dafür ist der Dämmstoff aber auch extrem langlebig, sodass das Preis-Leistungs-Verhältnis langfristig betrachtet stimmen sollte.
Flachdach dämmen: Kosten & Förderung im Überblick
Wie viel es kostet, das Flachdach zu dämmen, hängt wesentlich davon ab, ob es sich um einen Altbau oder einen Neubau handelt. Geht es um einen Altbau, können Sie für Ihre Flachdachdämmung Förderung in Form eines einmaligen Zuschusses erhalten. Dabei vergibt das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) in der Bundesförderung für effiziente Gebäude mit Einzelmaßnahmen (BEG EM) eine Förderung von 15 Prozent der förderfähigen Kosten. So können Sie bis zu 4.500 Euro Förderung erhalten. Das senkt den Preis.
Wenn die Flachdachdämmung in einem individuellen Sanierungsfahrplan empfohlen wurde, erhöht sich der Fördersatz auf 20 Prozent (5 Prozent iSFP-Bonus) und die förderfähigen Kosten steigen auf 60.000 Euro. So erhöht sich die höchstmögliche Förderung von 4.500 Euro auf 12.000 Euro. Die Beauftragung eines iSFP lohnt sich in 2024 also sehr!
Besonders vorteilhaft: Im Rahmen der Förderung der Flachdachdämmung können Sie auch Kosten für Umfeldmaßnahmen wie die Erneuerung der Flachdach-Abdichtung und der Flachdach-Entwässerung sowie ggf. der Flachdach-Eindeckung geltend machen und mitfördern lassen.
Im Neubau steht Ihnen diese Förderung nicht zu, da es hier keine Zuschüsse gibt. Für den Neubau können Sie einen zinsgünstigen Kredit in Höhe von bis zu 150.000 Euro beantragen und so indirekt die Flachdachdämmung mitfördern lassen (KfW 297). Somit sind die Kosten für eine Flachdachdämmung im Neubau deutlich höher als im Altbau. In der nachfolgenden Tabelle finden Sie einen Überblick über Kosten und Förderung im Altbau.
Flachdachdämmung | Flachdach dämmen Kosten mit Einbau (80 m²) | Förderung BAFA | Flachdach dämmen Kosten mit Förderung |
---|---|---|---|
Kaltdach | 4.400 - 9.200 € | Zuschuss von mindestens 15 %* der förderfähigen Kosten von maximal 30.000 €, ca. 660 - 1.380 € | ca. 3.750 - 7.800 € |
Warmdach | 8.000 - 14.400 € | Zuschuss von mindestens 15 %* der förderfähigen Kosten von maximal 30.000 €, ca. 1.200 - 2.150 € | ca. 6.800 - 12.250 € |
Umkehrdach | 8.000 - 14.400 € | Zuschuss von mindestens 15 %* der förderfähigen Kosten von maximal 30.000 €, ca. 1.200 - 2.150 € | ca. 6.800 - 12.250 € |
Umfassende Sanierung | 10.800 - 24.800 € | Zuschuss von mindestens 15 %* der förderfähigen Kosten von maximal 30.000 €, ca. 1.620 - 3.720 € | ca. 9.200 - 21.100 € |
*mit iSFP steigt die Förderung auf 20 % der förderfähigen Kosten von maximal 60.000 €
Seit 2024 bietet Ihnen die KfW für bereits bewilligte Zuschüsse des BAFA noch einen Ergänzungskredit (KfW 358/359) in Höhe bis 120.000 Euro. Hierfür müssen Sie selbstnutzender Eigentümer der Immobilie sein. Wenn Ihr jährliches zu versteuerndes Haushaltseinkommen unter 90.000 Euro liegt, haben Sie zudem Anspruch auf eine Zinsvergünstigung.
Einen weiteren Einfluss auf die Höhe der Kosten hat die Wahl des Dämmstoffes. Im Altbau kostet die Flachdachdämmung für ein Kaltdach daher ca. 55 bis 115 Euro pro Quadratmeter. Für ein Warmdach bzw. ein Umkehrdach liegen die Kosten bei ca. 100 bis 180 Euro pro Quadratmeter. Eine umfassende Sanierung kostet dagegen zwischen 135 und 310 Euro pro Quadratmeter (inkl. Einbau). Nachfolgend finden Sie eine Übersicht zu den Kosten pro Quadratmeter (ohne Förderung).
Flachdach dämmen & begrünen
Eine weitere Variante der Flachdachdämmung ist die Kombination mit einer Dachbegrünung. Sie wird ebenfalls mit gefördert. Das Gründach hat verschiedene weitere Vorteile: Neben der guten Optik bietet es auch zusätzlichen Schallschutz. Außerdem sorgt die Flachdach-Begrünung im Winter für zusätzliche Dämmwirkung und im Sommer für Wärmeschutz. Wenn Sie Ihr Flachdach begrünen, wird zudem die Dachentwässerung entlastet, weil die Dachbegrünung das Regenwasser bindet.
Allerdings hat die Dachbegrünung auch Nachteile. Dazu gehört der hohe Preis. Bis zu 125 Euro pro Quadratmeter können zusammenkommen. Grundsätzlich liegt der Aufpreis bei ca. 60 Prozent. Außerdem kann die statische Belastung der Dachkonstruktion bis zu 3 Tonnen pro Quadratmeter betragen - je nachdem, für welchen Gründachaufbau Sie sich entscheiden. Zur Auswahl stehen entweder eine extensive Dachbegrünung oder eine intensive Dachbegrünung. Es ist also nicht jede Flachdachdämmung für die Installation jeder Dachbegrünung geeignet. Unten finden Sie eine Übersicht.
Flachdachdämmung | Tragfähigkeit für die Dachbegrünung | Mögliche Begrünung |
---|---|---|
Kaltdach | Meist nur geringe / keine ausreichende Tragfähigkeit | Meist nur extensive Begrünung möglich (Statik, Hinterlüftung) |
Warmdach | Meist keine Einschränkungen | Für extensive und intensive Begrünung geeignet |
Umkehrdach | Dampfdiffusion beachten, Sickerschicht und Filterschicht über Dämmung anbringen, sonst meist keine Einschränkungen | Für extensive und intensive Begrünung geeignet (Einschränkungen beachten) |
Bei der extensiven Dachbegrünung handelt es sich um einen moderaten Gründachaufbau mit Bewuchs aus Gräsern, Moosen und Kräutern bis zu 30 Zentimetern Höhe und einem Gewicht bis zu 250 Kilogramm pro Quadratmeter. Die intensive Dachbegrünung beinhaltet dagegen auch größere Pflanzen bis hin zu kleinen Bäumen.
Dabei kann der Bewuchs bis zu 2 Meter betragen und bis zu 3 Tonnen pro Quadratmeter wiegen. Beide Arten der Dachbegrünung haben Vorteile und Nachteile. In der Tabelle unten finden Sie einen Überblick.
Dachbegrünung | Vorteile | Nachteile |
---|---|---|
Extensive Dachbegrünung | Geringere Kosten als bei intensiver Begrünung | Schallschutz / Wärmeschutz schlechter als bei intensiver Dachbegrünung |
Niedrigere Traglast nötig | ||
Pflegeleicht | ||
Verbesserter Schallschutz / Wärmeschutz als ohne Dachbegrünung | ||
Intensive Dachbegrünung | Sehr guter Schallschutz / Wärmeschutz | Hohe Kosten für Anschaffung |
Deutlich niedrigere Heizkosten im Winter | Sehr hohe Traglast nötig (bis zu 3 Tonnen) |
Abschließend lässt sich zur Flachdachbegrünung sagen, dass sie gut aussieht, Schallschutz sowie Dämmwirkung erhöht und auch sonst viele bauphysikalische und ökologische Vorteile mit sich bringt. Durch eingesparte Heizkosten finanziell amortisieren wird sie sich aber vermutlich nicht.
Zum Autor: Mike Kinder
Mike Kinder hat einen Master of Engineering im Bereich „Energieeffizientes und nachhaltiges Bauen“ und ist seit 2017 in der Bau- und Sanierungsbranche tätig. Als zertifizierter Energieeffizienz-Experte für Wohngebäude setzt er sich leidenschaftlich für innovative und nachhaltige Sanierungslösungen ein.
Wenn er nicht gerade für Energieheld schreibt, trägt er dazu bei, Ansätze zu entwickeln, um die Klimaziele im Gebäudesektor zu erreichen. Hier gelangen Sie zu Mikes LinkedIn Profil.