WDVS: Wärmedämmverbundsystem | Aufbau & Kosten
Von Mike KinderEin Wärmedämmverbundsystem ist eine einfache und kostengünstige Möglichkeit zur Fassadendämmung. Einmal angebracht, können mit einem WDVS bis zu 30 Prozent der Energiekosten pro Jahr eingespart werden. Ein Vollwärmeschutz in Form eines WDVS ist jedoch nicht für jede Immobilie gleich sinnvoll.
Wann sich ein WDVS lohnt, wie es aufgebaut ist und mit welchen Kosten zu rechnen ist, erfahren Sie im Folgenden. Außerdem fassen wir zusammen, was bezüglich des Brandschutzes zu beachten ist und welche Förderung fürs WDVS beantragt werden kann.
Wärmedämmverbundsystem: Was ist das?
Ein Wärmedämmverbundsystem, kurz WDVS, stellt eine häufig genutzte Variante der Außendämmung von Fassaden dar. Diese Art Dämmung kommt immer dann zum Einsatz, wenn die Fassade ohnehin verputzt oder verkleidet werden soll und daher optisch kein Unterschied zu erkennen ist. WDVS sind außerdem eine gute Möglichkeit, um Vollwärmeschutz zu erreichen, weshalb die Begriffe oft synonym verwendet werden. Vollwärmeschutz kann jedoch auch mittels einer Vorhangfassade erreicht werden.
Besonders geeignet sind WDVS für Gebäude mit einschaligen Außenwänden und Wände mit Vormauerschale. Für denkmalgeschützte Fassaden, Fachwerkfassaden oder mit Ornamentik versehene Fassaden kommen sie dagegen nicht infrage. Hier bieten sich eher Einblasdämmung oder Innendämmung als Alternativen an.
Energieheld-Whiteboard zur Fassadendämmung
In diesem Energieheld-Whiteboard informieren wir über die 3 gängigen Arten, die Kosten und die Förderungen der Fassadendämmung. Wir beziehen uns hierbei auf durchschnittliche Werte für ein bereits bestehendes Ein- bzw. Mehrfamilienhaus. Alle Zahlen und Kosten sind als ungefähre Näherungswerte zu verstehen.
Achtung: Die Angaben zu Förderungen beziehen sich in den Energieheld-Whiteboards immer auf den aktuellen Stand der Videoveröffentlichung und haben sich zuletzt im Januar 2024 geändert. Lesen Sie mehr zu der aktuellen BEG Förderung.
Quelle: © Energieheld / youtube.com
WDVS Dämmung: Aufbau & Arten
Ein Wärmedämmverbundsystem besteht aus mehreren Komponenten und kann sowohl für die energetische Sanierung von Altbauten als auch im Neubau eingesetzt werden. Alle Bestandteile sind perfekt aufeinander abgestimmt, und trotzdem ist der Aufbau von WDVS recht simpel: Die Dämmplatten werden je nach lokalen Gegebenheiten direkt auf dem Putz angebracht, mit Dübeln oder mit Schienen befestigt.
Wie genau ein WDVS an der Fassade befestigt wird, hängt von den jeweiligen Gegebenheiten vor Ort ab. Am kostengünstigsten ist die Verklebung der Dämmplatten direkt auf der Fassade. Hierfür wird ein spezieller Klebeschaum oder Klebemörtel benutzt. Der Klebeschaum wird großflächig auf der Fassade aufgetragen, anschließend werden Polystyrol-Hartschaumplatten verklebt.
Liegt das Gesamtgewicht des Wärmedämmverbundsystems über 10 kg/m² oder handelt es sich um eine Steinwolledämmung, werden die Dämmplatten zusätzlich zur Verklebung auch verdübelt. Die duale Anbringung aus Verklebung und Verdübelung empfiehlt sich vor allem bei Altbauten, bei denen der Haftabzugswert des Untergrundes nicht genau bekannt ist. Bei stark unebenen Untergründen erfolgt die Anbringung in der Regel über Schienen, die auf der Fassade angebracht werden.
Aufdopplung
Alte WDVS mit einer Dicke bis 12 cm gelten heute als nicht mehr zeitgemäß und unzureichend im Wärmeschutz. Häufig zeigen sie auch Risse und andere Schäden. Eine Erneuerung samt Abriss des alten Systems ruft jedoch hohe Kosten und eine hohe Schmutzbelastung hervor. Daher bietet sich als Alternative die Aufdopplung des WDVS an. Die Befestigung des neuen Systems erfolgt meist per Verklebung samt Verdübelung. Da der Rückbau des alten Materials bei der Aufdopplung entfällt, liegen die Kosten hier deutlich unterhalb derer für eine Erneuerung.
Dämmmaterial
Als Dämmmaterial für ein WDVS kommen mehrere gängige Dämmstoffe infrage. Weit verbreitet sind WDVS mit Polystyrol-Platten, in der Regel EPS (Styropor). Möglich ist die WDVS-Dämmung aber auch mit Mineralfaserplatten, Schaumglas oder auch Holzfaserdämmplatten. Die Unterschiede zwischen den Materialien liegen bei der Wärmeleitfähigkeit, der Nachhaltigkeit und der Brandschutzklasse.
Es kann jedoch festgehalten werden, dass die Unterschiede zwischen den Dämmmaterialien marginal sind. Unterm Strich kann mit jedem der genannten Dämmstoffe bei entsprechender Dicke Vollwärmeschutz erreicht werden und der Brandschutz ist bei jedem Material ausreichend. Die Wahl des WDVS-Dämmstoffs hat jedoch Einfluss auf die Kosten. In der folgenden Tabelle finden Sie Richtpreise je Dämmstoff in entsprechender Dicke für das Erreichen von Vollwärmeschutz.
Material | Wärmeleitfähigkeitsstufe in W/(m²K) | Brandschutzklasse | Materialkosten pro m² |
---|---|---|---|
Polystyrol-Platten | 032 - 040 | B1 schwer entflammbar | ca. 17 € |
Mineralfaserplatten | 035 - 040 | A1 nicht brennbar | ca. 22 € |
Schaumglasplatten | 030 - 045 | A1 nicht brennbar | ca. 55 € |
Phenol Hartschaumplatten | 022 - 025 | B1 schwer entflammbar | ca. 66 € |
Polyrethanplatten | 023 - 030 | B1 schwer entflammbar | ca. 33 € |
Holzfaserdämmplatten | 045 | B1 schwer entflammbar | ca. 55 € |
WDVS: Kosten
Viele Faktoren beeinflussen die Preise von WDVS, wie etwa die Wahl des Dämmstoffes und des Herstellers, der Aufwand durch Vorarbeiten und der gewählte Zeitpunkt der Montage. Im Durchschnitt kostet ein Wärmedämmsystem etwa 170 Euro pro Quadratmeter, wenn 15 cm starke Polystyrol-Platten verwendet werden.
Diesen Durchschnittswert ergab eine Studie des Fraunhofer-Instituts für Fertigungstechnik und angewandte Materialforschung (IFAM) im Jahr 2016. Enthalten sind die Kosten für das Gerüst und die Vorarbeiten. In der folgenden Tabelle finden Sie die üblichen Preise für WDVS.
Anfallende Arbeiten | Kosten pro m² | Kosten für ein Mehrfamilienhaus* |
---|---|---|
Fassadensanierung ohne Dämmung (Putz erneuern) | 77 € | ca. 43.120 € |
Fassadensanierung mit WDVS (Komplettpaket inklusive Installation) |
110 - 165 € | ca. 61.600 - 92.400 € |
* 560 m²
Wärmedämmverbundsystem: wann lohnt es sich?
Ein Wärmedämmverbundsystem ist nicht für jede Immobilie geeignet. Hauptsächlich werden große Fassaden von Mehrfamilienhäusern mit WDVS versehen, da hier die oberste Schicht ohnehin aus Putz besteht und es deshalb für die Optik keinen Unterschied macht, ob sich darunter eine Dämmung befindet.
Anders sieht es bei denkmalgeschützten historischen Fassaden oder Fachwerkhäusern aus: Hier wird Ihnen kein vertrauenswürdiger Experte raten, ein Wärmedämmverbundsystem anzubringen. In solchen Fällen kann auf eine Einblasdämmung oder eine Innendämmung oder eben auch keine Dämmung zurückgegriffen werden – es gibt noch genügend andere Bereiche im Haus, bei denen Energie gespart werden kann.
Allgemein wird empfohlen, möglichst große und zusammenhängende Flächen mit WDVS zu versehen, da so die Gesamtkosten sinken. Besonders lohnt sich das Ganze, wenn die Fassade ohnehin erneuert werden soll. Dann belaufen sich hierbei die Mehrkosten durch eine Fassadendämmung nur auf rund 33 bis 88 Euro pro Quadratmeter.
Amortisation der Fassadendämmung mit WDVS
Die Lebensdauer einer Außenfassade mit WDVS beträgt mindestens 40 Jahre. Zur Instandsetzung des WDVS muss einfach die Wand neu verputzt werden. Dazu kommt, dass sich die jährlichen Heizkosten mit einer solchen Dämmung um bis zu 30 Prozent senken lassen, sodass die Kosten für die WDVS-Dämmung nach etwa 11 bis 12 Jahren eingespart werden.
Selbst wenn von einer durchschnittlichen Energieeinsparung von nur 20 Prozent ausgegangen wird – das entspricht eher der Praxis -, kann eine Investition in die Fassadendämmung bereits nach 15 Jahren wirtschaftlich sinnvoll sein. Hinzu kommt noch der Vorteil der Verringerung der CO2-Emission, also der ökologische Faktor.
Im nachfolgenden Schaubild sehen Sie die Heizkosten einer Ölheizung über die Jahre im Vergleich zu den Einsparungen mit einer WDVS Dämmung mit Mineralwolle.
WDVS: Förderung
Einzelmaßnahme
Für ein WDVS können Sie durch die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) mit Einzelmaßnahmen (BEG EM) vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) einen Zuschuss von 15 Prozent bekommen. Wenn das WDVS zuvor in einem individuellen Sanierungsfahrplan (iSFP) berücksichtigt worden ist, sind es nochmal 5 Prozent mehr. Mit einem iSFP steigen auch die förderfähigen Kosten – von 30.000 Euro auf 60.000 Euro. So können Sie eine Förderung von bis zu 12.000 Euro erhalten.
Neben diesem einmaligen Zuschuss der BAFA gibt es seit 2024 von der KfW einen Ergänzungskredit von max. 120.000 Euro pro Wohneinheit. Eigentümer, die die Immobilie selbst nutzen, steht mit einem maximalen zu versteuernden Haushaltseinkommen von 90.000 Euro ein zusätzlicher Zinsvorteil zu.
Förderprogramm | WDVS-Förderung |
---|---|
BAFA BEG EM (Zuschuss) | 15 % bzw. 20 % (mit iSFP) der förderfähigen Kosten von 30.000 € bzw. 60.000 € (mit iSFP) - also bis zu 12.000 € |
KfW BEG EM (Ergänzungskredit) | Max. 120.000 Euro (pro Wohneinheit) ggf. + Zinsvergünstigung |
KfW 261 (Kredit) | Kredit von bis zu 150.000 € mit Fördersatz/Tilgungszuschuss von bis zu 45 %, max. 67.500 € (pro Wohneinheit) |
Komplettsanierung
Zudem kann ein WDVS auch im Rahmen einer Komplettsanierung zu einem Effizienzhaus anteilig mitgefördert werden. Hierfür steht der KfW Kredit 261 mit Tilgungszuschuss zur Verfügung. Die Höhe des Kredits beträgt bis zu 150.000 Euro. Die Förderung besteht aus einem Tilgungszuschuss zwischen 5 und 45 % des Kreditbetrags. Es sind also bis zu 67.500 Euro pro Wohneinheit Förderung möglich.
Neubau
Für den Neubau eines Effizienzhauses steht Ihnen der Kredit KfW 297 in Höhe von 150.000 Euro zur Verfügung. Bei der Finanzierung handelt es sich um stark zinsvergünstigte Kredite für die ersten zehn Jahre der Kreditlaufzeit.
Um die Förderung zu erhalten, ist die Einbindung eines Energie-Effizienz-Experten (zertifizierter Energieberater der dena-Expertenliste) verpflichtend. Ohne seine Mitwirkung erhalten Sie keine Förderung. Außerdem muss der Antrag zwingend vor Baubeginn und nachdem ein Vertrag mit einem Handwerker geschlossen wurde, gestellt werden.
Brandschutz und Brandverhalten
Ein handelsübliches WDVS gilt in Deutschland als „schwer entflammbar“. Das wird von unabhängigen Instituten bestätigt. Dass dies nicht die höchste aller Brandschutzklassen ist, hat im Endeffekt keinerlei Auswirkung auf Sicherheit der Hausbewohner. In Deutschland sind laut IFS-Schadendatenbank jährlich nur 0,1 Prozent aller Gebäudebrände auf einen Fassadenbrand zurückzuführen und dabei kann nicht einmal sicher gesagt werden, ob die Ursache auf eine Dämmung zurückzuführen ist.
Dennoch ist für Wärmedämmverbundsysteme aus EPS (Styropor) laut Zulassung des Deutschen Instituts für Bautechnik (DIBt) die Installation horizontaler Brandriegel vorgesehen. Diese bestehen aus nicht brennbarer Mineralwolle und umlaufen das gesamte Gebäude in einem Abstand von maximal zwei Stockwerken. Brandriegel sind in der Regel 20 cm hoch und entsprechen der Dicke der Dämmung. Wie viele Brandriegel installiert werden müssen, hängt zudem von der Höhe des Gebäudes und der einzelnen Stockwerke ab.
Zum Autor: Mike Kinder
Mike Kinder hat einen Master of Engineering im Bereich „Energieeffizientes und nachhaltiges Bauen“ und ist seit 2017 in der Bau- und Sanierungsbranche tätig. Als zertifizierter Energieeffizienz-Experte für Wohngebäude setzt er sich leidenschaftlich für innovative und nachhaltige Sanierungslösungen ein.
Wenn er nicht gerade für Energieheld schreibt, trägt er dazu bei, Ansätze zu entwickeln, um die Klimaziele im Gebäudesektor zu erreichen. Hier gelangen Sie zu Mikes LinkedIn Profil.