Wärmepumpe: Eine Übersicht für Altbau & Neubau
Von Mike KinderWärmepumpen sind aktuell stark nachgefragt – ab ca. 11.500 Euro ist sie inkl. Montage zu haben. Es geht aber auch deutlich teurer – etwa bis zu 35.000 Euro. Die wichtigste Rolle beim Preis spielt die Art der Wärmepumpe. Sparen lässt sich unterm Strich mit allen: Sowohl im Neubau als auch im Altbau gilt die Wärmepumpe als umweltfreundliche und besonders als effiziente Heizung. Daher wird ihre Installation – vor allem im Altbau – auch gefördert.
Wie eine Wärmepumpenheizung funktioniert, welche verschiedenen Bauarten es gibt, wie viel sie jeweils kosten und wie viel Förderung man dafür erhält, können Sie im folgenden Artikel erfahren. Außerdem wollen wir ihre Vorteile und Nachteile im Altbau und Neubau näher betrachten, damit Sie sich ein Bild machen können, ob eine Wärmepumpe eine sinnvolle Anschaffung für Sie ist.
Wärmepumpe: Funktionsweise
Sie können sich die Funktion der Wärmepumpe wie einen umgekehrten Kühlschrank vorstellen. Sie entzieht ihrer Umgebung Wärme und wandelt diese in Heizwärme um. Dabei wird die Umgebungswärme von einem Kältemittel des Wärmepumpenkreislaufes aufgenommen.
Dieses wird anschließend vom Verdichter der Pumpe komprimiert und erwärmt sich so durch den Druck weiter. Diese Wärme wird dann an den Heizkreislauf abgegeben, der schließlich den Wohnraum beheizt. So kann eine Wärmepumpenheizung aus einer Kilowattstunde Strom bis zu 4,5 Kilowattstunden Heizwärme erzeugen.
Luft-Wasser-Wärmepumpe
Wie viel Heizwärme sie erzeugt, hängt letztlich von der Bauart bzw. der Wärmequelle ab. Die am häufigsten verbaute Wärmepumpe ist die Luft-Wasser-Wärmepumpe. Sie nutzen die Umgebungsluft als Wärmequelle und können überall verbaut werden, wo die Dämmung des Gebäudes gut genug ist. Eine Genehmigung ist nicht erforderlich. Allerdings sind sie nicht so effizient wie etwa eine Erdwärmepumpe oder eine Wasser-Wasser-Wärmepumpe. Die Luft-Wasser-Wärmepumpe erzeugt aus einer Kilowattstunde Strom bis zu 3,5 Kilowattstunden Heizenergie.
Erdwärmepumpe
Die Erdwärmepumpe hingegen, auch Sole-Wasser-Wärmepumpe genannt, erzeugt aus der gleichen Menge Strom bis zu 4,5 Kilowattstunden Heizwärme. Der Grund dafür ist die Erdwärme als Wärmequelle. Da die Erdwärme ganzjährig konstant ist, arbeitet die Erdwärmepumpe effizienter. Dabei gilt: Je tiefer im Erdreich die Wärme entzogen wird, desto höher die Temperatur und desto effizienter arbeitet die Wärmepumpenheizung.
Wasser-Wasser-Wärmpumpe
Wasser-Wasser-Wärmepumpen sind genauso effizient wie Erdwärmepumpen, nutzen aber Grundwasser als Wärmequelle.
Luft-Luft-Wärmepumpe
Außerdem gibt es noch die Luft-Luft-Wärmepumpe. Sie eignen sich eigentlich nur für Passivhäuser und nutzen eine Lüftung als Wärmeverteilsystem. Abwasserwärmepumpen nutzen Abwasser als Wärmequelle und werden meist in großen Gebäudekomplexen wie Krankenhäusern, Bädern, Sportanlagen oder Wohnanlagen ab 25 Wohneinheiten genutzt.
Außerdem gibt es Gas-Wärmepumpen, die ähnlich elektrischen Wärmepumpen sind, aber Gas statt Strom zum Betrieb nutzen. Sie sind vor allem für das Nachrüsten von Altbauten geeignet.
Wärmepumpen nutzen Umgebungswärme als Wärmequelle und haben einen sehr hohen Wirkungsgrad. Durch diese enorme Effizienz schützen sie das Klima und schonen gleichzeitig die eigenen Finanzen. Umweltschutz muss also nicht teuer sein.
Wärmepumpe: Schnell erklärt im Video-Überblick
In diesem Energieheld-Whiteboard erhalten Sie die wichtigsten Informationen zur Wärmepumpe.
Quelle: © Energieheld / youtube.com
Wärmepumpe: Kosten und Förderung
Wie hoch die Kosten einer Wärmepumpe ausfallen, ist grundsätzlich von der Bauart abhängig. Luftwärmepumpen sind in der Regel die günstigsten. So gibt es die Luft-Wasser-Wärmepumpen schon ab 25.000 Euro zu haben (Gesamtkosten). Eine Erdwärmepumpe kostet dagegen, ähnlich wie die Wasser-Wasser-Wärmepumpe, inklusive aller Kosten bis über 70.000 Euro.
Preisunterschiede zwischen Wärmepumpen
Die Preisunterschiede liegen einerseits an den Wärmepumpen selbst, vor allem aber an der Erschließung der Wärmequelle. Bei Erdwärmepumpen oder Wasser Wärmepumpen muss zum Beispiel eine Sonde verlegt werden, die die Wärme aus der Erde bzw. dem Grundwasser als Energiequelle nutzt. Dafür fallen aufwändige Bohrungsarbeiten an, die zudem genehmigungspflichtig und nicht überall erlaubt sind.
Die Kosten unterscheiden sich auch zwischen der Wärmepumpe im Altbau und Neubau. Hier ist es vor allem das Wärmeverteilsystem, das den Unterschied ausmacht. In Neubauten kommt stets eine Fußbodenheizung oder eine andere Flächenheizung zum Einsatz. Im Altbau werden dagegen aus Kostengründen und – wegen des hohen Aufwands, eine Fußbodenheizung nachträglich zu fräsen – häufig Flächenheizkörper verbaut. Das liegt auch daran, dass im Altbau meist bereits ein Leitungsnetz vorhanden ist, das häufig gerne weiter genutzt wird, da man so Kosten spart.
Wärmepumpe Förderung
Da sie als umweltfreundlich gilt, erhält man für die Installation einer Wärmepumpe Förderung. In einem Altbau erhält man im Rahmen der Bundesförderung für effiziente Gebäude mit Einzelmaßnahmen (BEG EM) mindestens 30 Prozent der förderfähigen Kosten von 30.000 Euro als Zuschuss. Unter Berücksichtigung aller möglichen Boni sind sogar 70 Prozent möglich.
Das entspricht einer Förderung von maximal 21.000 Euro. Vergeben wird diese von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) – KfW 458. Bis Ende 2023 wurde der Heizungstausch als Einzelmaßnahme noch von dem Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) vergeben. Die Förderung für den Heizungstausch ist für ein und dieselbe Wohneinheit an einem Standort alle 10 Jahre verfügbar.
Zudem besteht die Möglichkeit, eine Wärmepumpe anteilig an den Kosten einer Komplettsanierung zum Effizienzhaus fördern zu lassen. Für diesen Fall steht Ihnen mit dem Programm KfW 261 ein Kredit in Höhe von bis zu 150.000 Euro inkl. Tilgungszuschuss zur Verfügung. Mit allen möglichen Boni liegt der Fördersatz hier bei 45 Prozent. Bis zu 67.500 Euro müssen Sie also nicht zurückzahlen. Für klimafreundliche Neubauten stellt die KfW außerdem den zinsvergünstigten Kredit 297/298 in Höhe von bis zu 150.000 Euro bereit.
Kosten | Altbau | Neubau |
---|---|---|
Anschaffung Luft-Wasser-Wärmepumpe (mit Einbau) | 30.000 € | 30.000 € |
Heizkörper & Co. (mit Einbau) | ca. 3.600 €* | ca. 7.000 - 15.000 €** |
Hydraulischer Abgleich | ca. 950 € | ca. 950 € |
Förderung | KfW: Zuschuss von max. 21.000 € (70 %*** der förderfähigen Investitionskosten von max. 30.000 €) | KfW 297/298: Zinsgünstiger Kredit von mindestens 100.000 €, kein Zuschuss |
* Flächenheizkörper mit Thermostat und Ventilen, Verrohrung ist schon vorhanden; ** Fußbodenheizung samt Einbau, Verrohrung und allem Zubehör; ***unter Berücksichtigung aller möglichen Boni
Stromkosten im Vergleich
Neben den Anschaffungskosten der Wärmepumpenheizung sind die Stromkosten für deren Betrieb zu beachten. Sie unterscheiden sich in Altbau und Neubau ebenfalls voneinander. Während Neubauten gleich optimal gedämmt werden, ist dies bei Altbauten nur nachträglich möglich. Zudem ist es unverhältnismäßig teuer und technisch fast unmöglich, in einem Altbau den Dämmzustand eines Neubaus zu erreichen.
Daher ist der Stromverbrauch zum Heizen eines Altbaus mit einer Wärmepumpenheizung im Vergleich immer höher als der eines Neubaus. In unserem Musterhaus liegen die jährlichen Stromkosten einer Luft-Wasser-Wärmepumpe in einem Altbau bei ca. 2.800 Euro pro Jahr. In unserem Neubau-Musterhaus sind es dagegen nur 900 Euro jährlich. Die nachfolgende Tabelle gibt Ihnen eine Übersicht der Betriebskosten einer Wärmepumpenheizung.
Stromkosten Altbau / Jahr (Luft-Wasser-Wärmepumpe)* | Stromkosten Neubau / Jahr (Luft-Wasser-Wärmepumpe)* |
---|---|
2.800 € | 900 € |
*Stromkosten: 35 Cent / kWh (Dreijahresdurchschnitt)
Wärmepumpe: Vorteile & Nachteile vom Nachrüsten
Die Wärmepumpenheizung bietet viele Vorteile – sowohl im Altbau als auch im Neubau. Sie ist aber auch kein Allheilmittel und so hat sie auch Nachteile.
Wer seine alte Heizung wie eine Ölheizung umrüstet auf Wärmepumpe muss alle Kosten beachten und abwägen, ob sich ein Austausch unterm Strich lohnt. Die Wärmepumpe sorgt auf jeden Fall für vergleichsweise günstige Betriebskosten. Außerdem erhält man eine hohe Förderung für die Wärmepumpenheizung. Zudem ist die Wärmepumpe mit Blick auf die Klimapolitik nicht von Betriebsverboten oder einschränkenden Vorschriften bedroht und somit zukunftssicher.
Zu den Vorteilen gehört natürlich auch ohne Zweifel ihre hohe Effizienz.
Was sind die Nachteile einer Wärmepumpe? Nachteil sind vor allem die vergleichsweise hohen Anschaffungskosten für eine Wärmepumpenheizung. Das gilt in besonderem Maße für die aufwändige und teure Erschließung der Wärmequellen von Erdwärmepumpen und Wasser-Wasser-Wärmepumpen. Diese ist im Falle einer Sondenbohrung zudem immer genehmigungspflichtig.
Luft-Wasser-Wärmepumpen sind zwar nicht davon betroffen und günstiger in der Anschaffung. Sie sind aber auch nicht so effizient wie Erd- und Wasser-Wasser-Wärmepumpen. Diese amortisieren sich wegen ihrer hohen Effizienz deutlich schneller – wirtschaftlich sinnvoll ist die Anschaffung einer Luft-Wasser-Wärmepumpe im Vergleich zu Öl- und Gasheizungen sowie Biomasseheizungen jedoch allemal.
Wärmepumpenheizungen wird oft eine hohe Lautstärke nachgesagt. Da sie Außenluft ansaugen, sind lediglich Luftwärmepumpen hörbar. Mit 30 bis 60 Dezibel sind sie aber etwa genauso laut wie haushaltsübliche Kühlgeräte. Somit ist die Lautstärke von Wärmepumpen nicht wirklich ein Nachteil.
Vorteile Wärmepumpenheizung | Nachteile Wärmepumpenheizung |
---|---|
Sehr hohe Effizienz | Hohe Anschaffungskosten |
Vergleichsweise niedrige Betriebskosten für Strom, Mehrkosten bei der Anschaffung amortisieren sich im Vergleich schnell | Sondenbohrungen für Erdwärmepumpe und Wasser-Wasser-Wärmepumpe sind teuer |
Hohe Förderung im Altbau | Sondenbohrungen sind genehmigungspflichtig (zusätzliche Kosten) |
Umfangreiche Bonus Förderungen sind möglich (nur Altbau) | |
Im Vergleich zu Gas- und Ölheizungen zukunftssichere Heizung | |
Vergleichsweise wartungsarm | |
Keine Kosten für Schornsteinfeger, da kein Kamin zum Betrieb der WP benötigt wird |
Was ist die Alternative zur Wärmepumpe?
Die Wärmepumpe wird oft als die Heizung der Zukunft gesehen. Dabei gibt es viele alternative Heizsysteme, die ebenfalls umweltfreundlich sind und mit mindestens 65 Prozent Energie aus erneuerbaren Quellen arbeiten, wie es das Gebäudeenergiegesetz (GEG) vorschreibt. Ein Überblick über Alternativen zur Wärmepumpe:
- Biomasseheizung
- Solarthermie
- Brennstoffzellenheizung
- Wasserstofffähige Heizung
- Wärmenetz-Anschluss
- Gebäudenetz-Anschluss
- Gasheizungen mit grünem Gas
Welche Heizung für Ihr Haus am sinnvollsten ist, erörtern wir gerne in einem persönlichen Gespräch. Wenden Sie sich gerne an uns.
Wärmepumpe: Fazit
Im Neubau ist die Wärmepumpenheizung im Regelfall die beste Lösung. Sie ist im Betrieb am günstigsten und ihre Anschaffungskosten amortisieren sich daher im Vergleich zu anderen Heizungen schnell.
Durch die erhöhte Nachfrage nach fossilen Brennstoffen auf dem Weltmarkt, die CO2-Steuer und die damit steigenden Betriebskosten von Öl- und Gasheizungen wird die Wärmepumpenheizung immer lukrativer.
Zudem erhält man für die Anschaffung einer Wärmepumpe eine hohe Förderung. Dadurch werden die hohen Anschaffungskosten deutlich gesenkt. Außerdem ist die Wärmepumpenheizung hinsichtlich möglicher zukünftiger Einschränkungen oder Betriebsverbote von Verbrennungsheizungen absolut zukunftssicher. Vor diesem Hintergrund ist es sinnvoller, sich im Falle eines Heizungstauschs eine Wärmepumpenheizung anzuschaffen, als an Gas oder Öl als Brennstoff festzuhalten.
Ob die Wärmepumpe auch in Ihrem Alt- oder Neubau Sinn macht, erfahren Sie in einem persönlichen Gespräch mit unseren Energieberatern. Wir stehen Ihnen gerne zur Verfügung.
Zum Autor: Mike Kinder
Mike Kinder hat einen Master of Engineering im Bereich „Energieeffizientes und nachhaltiges Bauen“ und ist seit 2017 in der Bau- und Sanierungsbranche tätig. Als zertifizierter Energieeffizienz-Experte für Wohngebäude setzt er sich leidenschaftlich für innovative und nachhaltige Sanierungslösungen ein.
Wenn er nicht gerade für Energieheld schreibt, trägt er dazu bei, Ansätze zu entwickeln, um die Klimaziele im Gebäudesektor zu erreichen. Hier gelangen Sie zu Mikes LinkedIn Profil.