Mieterstrommodell: So können Sie PV-Strom an Mieter verkaufen
Von Nina Grimmeiß
Mieterstrom bietet Vermietern die Möglichkeit, ihren selbst erzeugten Solarstrom direkt an ihre Mieter zu verkaufen. Doch wie funktioniert das genau? Welche rechtlichen Vorgaben gibt es? Und lohnt sich das Modell wirklich?
In diesem Artikel erfahren Sie alles Wichtige zum Mieterstrommodell: von den Grundlagen über die Vorteile bis hin zur praktischen Umsetzung und Abrechnung.
Die Energieheld-Experten geben Ihnen wertvolle Tipps, wie Sie als Vermieter erfolgreich PV-Strom an Ihre Mieter verkaufen.
Das Wichtigste in Kürze
- Mieterstrom bedeutet, dass Vermieter Solarstrom direkt an Mieter verkaufen
- Es reduziert die Stromkosten der Mieter und steigert den Wert der Immobilie
- Die Abrechnung kann über externe Anbieter oder selbst organisiert werden
- Lohnt sich besonders für Mehrfamilienhäuser mit geeigneten Dachflächen
Was ist das Mieterstrommodell?
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Das Mieterstrommodell ermöglicht es Vermietern, selbst erzeugten Strom direkt an die Mieter weiterzugeben. Meist handelt es sich um Solarstrom, der durch eine Photovoltaikanlage auf dem Dach des Mehrfamilienhauses produziert wird.
Der Strom wird somit nicht nur lokal produziert, sondern auch verbraucht, ohne das öffentliche Netz zu durchlaufen.
Rechtlich geregelt ist das Modell durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG), das auch den sogenannten Mieterstromzuschlag festlegt. Alternativ kann der Stromverkauf auch über externe Dienstleister organisiert werden.
Vorteile vom Mieterstrommodell für Vermieter und Mieter
Sie spielen mit dem Gedanken, Solarstrom an Ihre Mieter zu verkaufen? Werfen wir hierfür einen Blick auf die Vorteile:
- Kosteneinsparungen für Mieter und Vermieter: Vermieter können durch das Mieterstrommodell eine zusätzliche Einnahmequelle erschließen. Der direkte Verkauf von Solarstrom ermöglicht es, die Attraktivität der Immobilie zu steigern und den Wert langfristig zu erhöhen. Für den Mieter wiederum ist der Strompreis in der Regel günstiger als der Tarif des Netzbetreibers, da der Zwischenhandel entfällt und die Kosten für Netzgebühren niedriger sind.
- Klimaschutz: Gleichzeitig erhalten Mieter nachhaltigen und lokal produzierten Strom, ohne selbst in eine eigene Solaranlage investieren zu müssen. Die Nutzung von Solarenergie trägt zur Reduzierung von CO2 bei.
- Energieautonomie: Außerdem sind die Mieter weniger abhängig von externen Energieversorgern und Stromschwankungen.
5 Arten von Mieterstrommodellen
Es gibt verschiedene Wege, Mieterstrom in Mehrfamilienhäusern zu realisieren. Je nach individuellen Anforderungen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen kann eines der folgenden Modelle sinnvoll sein:
Direkte Vermarktung an die Mieter
Der Vermieter produziert den Strom mit einer eigenen PV-Anlage und verkauft ihn direkt an seine Mieter. Den zusätzlichen Strombedarf decken die Mieter durch Strom von ihrem Energieversorger.
Da durch dieses Modell nur ein Teil des Strombedarfs des Mieters gedeckt wird, entfällt jedoch die Förderung (Mieterstromzuschlag).
Vermieter als Energieversorger
Hier übernimmt der Vermieter die gesamte Stromversorgung inklusive Netzanschluss und Abrechnung. Dabei muss sich der Vermieter um die notwendigen Messstellen und die Vertragsabwicklung kümmern. Für den Strom, der zusätzlich aus dem Netz bezogen werden muss, fallen Steuern, Netznutzungsentgelt und weitere Ablagen und Umlagen an. Vermieter erhalten jedoch einen Mieterstromzuschlag.
Mieter haben die gleichen Rechte wie bei einem regulären Stromanbieter und können ohne Probleme den Anbieter wechseln.
Für Vermieter wiederum lohnt sich der Aufwand unserer Erfahrung nach aber meist erst bei zehn oder mehr Mietwohnungen im Gebäude.
Genossenschafts-Modell
Mieter und Vermieter schließen sich in einer Energiegenossenschaft zusammen, die die PV-Anlage betreibt. Dadurch können alle Beteiligten von günstigem Strom profitieren, ohne dass eine einzelne Partei das wirtschaftliche Risiko trägt. Außerdem haben Genossenschaften Anspruch auf bestimmte steuerliche Vorteile.
Pacht-Modell
Die Mieter pachten die Dachfläche vom Vermieter und übernehmen die gesamte Verwaltung und Stromvermarktung. Der Vermieter erhält eine Pachtzahlung, ohne selbst operativ tätig werden zu müssen. In diesem Modell entfällt der Mieterstromzuschlag.
Contracting-Modell
Der Vermieter verkauft seinen Strom an einen Zwischenhändler, einen sogenannten „Contractor“. Der Vermieter und die Mieter erhalten Zugang zu Solarstrom, ohne sich selbst um technische oder wirtschaftliche Details wie Vermarktung, Messung und Lieferung des Stroms kümmern zu müssen. Zudem erhält der Vermieter dennoch den Mieterstromzuschlag.
Voraussetzungen für Mieterstrom – das müssen Vermieter wissen
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Um Mieterstrom wirtschaftlich betreiben zu können, müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein. Die wichtigste Grundlage ist eine ausreichend große Dachfläche. Auch die Ausrichtung der PV-Anlage und die Neigung sind wichtig.
Ein weiteres zentrales Element ist ein passendes Messkonzept. Die erzeugte Energie muss exakt erfasst und den jeweiligen Mietparteien zugeordnet werden können. Dafür sind moderne digitale Zähler notwendig, die den Stromverbrauch genau aufschlüsseln. Zudem müssen Vermieter entscheiden, ob sie die Stromabrechnung selbst übernehmen oder einen spezialisierten Dienstleister hinzuziehen.
Darüber hinaus sollten Vermieter steuerliche und rechtliche Aspekte prüfen. Mieterstrom kann unter Umständen eine gewerbliche Tätigkeit darstellen, die steuerliche Verpflichtungen nach sich zieht. Um Fördermöglichkeiten optimal zu nutzen und rechtliche Fallstricke zu vermeiden, empfiehlt sich eine Beratung durch Experten. Kontaktieren Sie gerne unsere erfahrenen Energieberater für ein individuelles und kostenloses Gespräch.
Was ist der Mieterstromzuschlag?
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Der Mieterstromzuschlag ist eine spezielleFörderung für Photovoltaikanlagen. Diese können Sie erhalten, wenn Sie Strom für die Mieter Ihres Wohnhauses produzieren.
Der Betreiber einer solchen Photovoltaikanlage erhält den Zuschlag pro Kilowattstunde (kWh) Strom, der von der Anlage produziert und im Haus verbraucht wird.
Wie hoch ist der Mieterstromzuschlag?
Der Mieterstromzuschlag ist niedriger als die Einspeisevergütung. Das liegt daran, dass der Mieterstromanbieter neben der Förderung auch noch den Umsatz aus dem Verkauf des Mieterstroms an den Endverbraucher erzielt.
Mieterstromzuschlag 01. August 2024 – 31. Januar 2025:
Nennleistung PV Anlage (kWp) | Mieterstromzuschlag (Cent/kWh) |
---|---|
bis 10 kW | 2,62 Cent |
bis 40 kW | 2,43 Cent |
bis 1.000 kW | 1,64 Cent |
Beispielrechnung des Mietstromzuschlags
Angenommen, Sie besitzen eine 40 kWp Anlage, würden Sie folgenden Mieterstromzuschlag erhalten:
Mieterstromzuschlag für die ersten 10 kWp: 2,62 Cent (25 %)
Mieterstromzuschlag für 10 bis 40 kWp: 2,43 Cent pro kWp (75 %)
Mieterstromzuschlag gesamt: 2,62 Ct /kWh x 0,25 + 2,43 Ct/kWh x 0,75 = 2,4775 Ct/kWh
Voraussetzungen für den Erhalt des Mieterstromzuschlags
Die Voraussetzungen, die ein Anlagenbetreiber erfüllen muss, um den Mieterstromzuschlag zu erhalten, sind im EEG (Erneuerbare-Energien-Gesetz) geregelt.
Folgende Voraussetzungen müssen Sie erfüllen:
Solaranlage auf Wohngebäude
- Die PV-Anlage muss auf, an oder in einem Wohngebäude installiert sein.
- Mindestens 40 Prozent der Gebäudefläche müssen zu Wohnzwecken genutzt werden.
- Die gesamte installierte Leistung aller PV-Anlagen des Gebäudes darf 100 kWp nicht überschreiten.
Verbrauch innerhalb des Gebäudes
- Der Solarstrom muss direkt von den Mietern oder Eigentümern innerhalb des Gebäudes oder eines unmittelbar angrenzenden Nebengebäudes verbraucht werden.
- Auch gewerblich genutzte Einheiten im Gebäude dürfen den Mieterstrom beziehen.
Kein öffentlicher Netzanschluss
- Der Mieterstrom muss direkt vom Vermieter oder einem Betreiber geliefert werden, ohne über das öffentliche Stromnetz geleitet zu werden.
Wahl der Veräußerungsform
- Der Anlagenbetreiber muss dem Netzbetreiber mitteilen, dass er den Mieterstromzuschlag beansprucht.
- Gleichzeitig muss er für überschüssigen Strom entweder eine Direktvermarktung oder eine Einspeisevergütung wählen.
Registrierung im Marktstammdatenregister
- Die PV-Anlage muss nach dem 24. Juli 2017 in Betrieb genommen worden sein.
- Die Mieterstromlieferung muss im Marktstammdatenregister mit dem ersten Lieferdatum eingetragen sein.
Einhaltung des Fördervolumens
- Der Mieterstromzuschlag wird nur gewährt, solange das jährliche Fördervolumen von 500 MW nicht ausgeschöpft ist.
Weitere Informationen für Vermieter
Wie erhalte ich den Mieterstromzuschlag?
Muss ich auch Strom liefern, wenn die Photovoltaikanlage keinen Strom produziert?
Kann ich den Preis für meinen Mieterstrom selbst festlegen?
Muss der Anlagenbetreiber Vermieter sein, um den Mieterstromzuschlag in Anspruch nehmen zu können?
Muss der Letztverbraucher Mieter sein, um Mieterstrom erhalten zu können?
Wie nah müssen Gebäude für Mieterstrom beieinander stehen?
Muss die EEG-Förderung immer als Mieterstromzuschlag erfolgen?
Kann ein Stromspeicher für Mieterstrom genutzt werden?
Muss der Anlagenbetreiber Strom aus dem öffentlichen Netz bereitstellen?
Muss der Anlagenbetreiber EEG-Umlage zahlen?
Welche Pflichten hat der Anlagenbetreiber als Stromlieferant?
Welche Anforderungen muss das Messkonzept erfüllen?
Fazit: Lohnt sich das Mieterstrommodell?
Wer eine geeignete Immobilie hat, für den kann sich der Verkauf von Solarstrom an seine Mieter durchaus lohnen. Gleichzeitig profitieren Mieter von günstigem und nachhaltigem Strom. Insgesamt lohnt sich Mieterstrom vor allem für Mehrfamilienhäuser mit guter Sonneneinstrahlung und einer hohen Zahl an Mietparteien.
Allerdings benötigt eine PV-Anlage und der Mieterstrom eine sorgfältige Planung, insbesondere im Hinblick auf rechtliche und steuerliche Fragen.
Wir empfehlen, sich vorab von einem Experten beraten zu lassen. Für ein kostenloses Erstgespräch wenden Sie sich gerne an unsere Experten.
Zur Autorin: Nina Grimmeiß
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Nina Grimmeiß ist ausgebildete Redakteurin und studierte Kommunikationswissenschaftlerin. Seit 2023 bei Energieheld, begeistert sie sich dafür, Themen rund um erneuerbare Energien verständlich zu vermitteln. Ihr Engagement für Umweltschutz und Nachhaltigkeit sowie der enge Austausch mit Energieberatern und Sanierungsmanagern sind ein wichtiger Teil ihrer Arbeit. Hier gelangen Sie zu Ninas LinkedIn Profil.