Berufe in der erneuerbaren Energie
Erneuerbare Energien sind mehr als ein Trend. Sie sind weltrettend, denn dass wir mit der klimaschädlichen Energiegewinnung und der Maßlosigkeit beim Energieverbrauch bereits nachhaltige Schäden verursacht haben, ist mittlerweile offensichtlich. Mit der Umstellung auf erneuerbare Energien bieten sich auch zahlreiche Karrierechancen in den verschiedensten Branchen.
Berufsfelder im Bereich erneuerbare Energien
Energiegewinnung, die auf den Abbau begrenzter Ressourcen basiert, findet zwar noch statt, aber sie wird eingedämmt. Kohle steht nicht mehr so viel zur Verfügung, Erdöl wird auch als Rohstoff in der Produktion gebraucht und die Umwandlung der Brennstoffe in Energie belastet die Umwelt ein zweites Mal.
Im weitesten Sinne spielen erneuerbare Energien in jedem Berufsfeld eine Rolle. Städtische Verkehrsbetriebe bestücken Haltestellen mit Solarzellen und speisen die gewonnene Energie ins Netz der Straßenbahnen oder Ladesäulen für Elektrofahrzeuge. Dienstleistungs- und Bauunternehmen orientieren sich auf Einsparmaßnahmen von Heiz- und Elektroenergie, was von der Beratung bis zur baulichen Umsetzung eine breite Palette an Berufen bietet. Und auch die Wissenschaft befasst sich mit der Thematik und erforscht Materialien, Technologien und Prozesse zur optimalen Nutzung von erneuerbaren Energien. Für viele Berufe gibt es die Möglichkeit, diese via Umschulung, Fernstudium oder Fortbildung zu erlernen und in der zukunftsträchtigen und innovativen Branche Fuß zu fassen.
Handwerk und Technik
Im technischen Bereich gibt es Berufe wie den On-/Offshore Mechatroniker, die im Windradbau eingesetzt werden oder Solartechniker, die Solaranlagen planen und bauen. Auch die Fachkraft für Wasserwirtschaft käme hier als ein Beispiel noch infrage.
Die Baubranche hat zwar altbekannte Handwerksberufe, doch der Anteil an Tätigkeiten, die energiebezogen sind, ist hoch. Und auch hier kommen immer mehr Berührungspunkte zu erneuerbaren Energien hinzu. Der Dachdecker, der Solarpanelen legt, der Klimatechniker, der eine CO2-neutrale Pellet(holz)-Heizung installiert oder Heiztechnik, die teilweise aus Wind- oder Sonnenenergie betrieben wird oder der Elektroniker, der dafür sorgt, dass die selbst gewonnene, Energie aus Photovoltaik-Strom ins Netz der Energiebetriebe eingespeist wird. Alle haben in den letzten Jahrzehnten neue Tätigkeiten dazubekommen. Ausbildungsverordnungen der Kammern wurden angepasst und einige Berufe umbenannt oder neu erfunden.
Dienstleistung und Forschung
Energieberater sind stark nachgefragt. Jeder hat Interesse daran, Energie einzusparen, weil sich das in barer Münze auszahlt und das Klima schont. Doch sie kommen nicht nur zum Einsatz, wenn ein Stromfresser im Haushalt enttarnt werden muss, sondern sind häufig schon dann gefragt, wenn es gilt, ein Haus überhaupt erst einmal zu bauen.
Energiesparhäuser und bauliche Veränderungen, die ökologisch sinnvoll sind, werden gefördert, sodass Finanzberater im weitesten Sinne ebenfalls mit der Thematik zu tun bekommen.
Ingenieure und Naturwissenschaftler suchen nach immer besseren Energiespeichern, neuen Wegen Energie zu gewinnen oder umzuwandeln und entwickeln Materialien, zur Wärmedämmung von Häusern oder für umweltfreundlichere Handyakkus.
Der Beruf Umwelttechnischer Assistent ist ein Ausbildungsberuf, der abwechslungsreich ist und Spaß macht. Hier wechseln sich Labor- und Bürotätigkeiten mit Außeneinsätzen ab.
Verwaltung und Öffentlichkeitsarbeit
Tatsächlich ist auch die Öffentlichkeitsarbeit von der erneuerbaren Energie betroffen. Wissenschaftsjournalisten befassen sich beispielsweise mit technischen Themen rund um die Energiegewinnung oder weisen auf Probleme mit Umwelt- und Tierschutz hin. Denn erneuerbare Energien sind vor allem beim Bau neuer Anlage, ebenso in der Kritik wie Kohlekraftwerke.
Zur Öffentlichkeitsarbeit würde auch teilweise der Vertrieb zählen, denn wer überzeugt Endverbraucher auf klimafreundliche Energie umzusteigen? Der Vertriebsmitarbeiter mit guten Argumenten. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht gibt es verschiedene Fachwirte in der Branche, Klimafachwirt oder Fachwirt Solartechnik beispielsweise.
Der Klimamanager erarbeitet Konzepte für Kommunen, für nachhaltige Städteplanung und Energieversorgung.
Umschulung, Ausbildung, Studium?
Um zu entscheiden, welche Schritte nötig sind, sollte ein Berufsinteressentest gemacht werden. Vielerorts gibt es auch Messen zu der Thematik, wo Unternehmen ihre Arbeit präsentieren und um Mitarbeiter werben. Ein Gespräch aus erster Hand, hilft bei der Entscheidungsfindung für einen Beruf sicher besser, als ein anonymer Fragebogen im Internet. Selbst wenn Veranstaltungen abgesagt werden, gibt es Onlineangebote, die einen direkten Kontakt ermöglichen.
Steht das berufliche Ziel fest, so ist in der Berufs- oder Stellenbeschreibung angegeben, welche Voraussetzungen für die Tätigkeit gefordert sind. Einige Fachkenntnisse werden in Fortbildungen vermittelt und richten sich an vorqualifizierte Interessenten. Wer nicht am Anfang seiner Karriereplanung steht, wird vermutlich über eine Umschulung oder eine Aufstiegsqualifizierung nachdenken. Es ist allerdings auch möglich, sich jederzeit als Auszubildender zu bewerben.
Weiterbildungen können gefördert werden. Ob die Voraussetzungen dazu erfüllt sind, stellt die antragbearbeitende Stelle fest. Das Qualifizierungschancengesetz hat Angebote für alle Zielgruppen. Arbeitslose können mit Bildungsgutscheinen gefördert werden, Arbeitnehmer mit Aufstiegsstipendium oder BAföG (ehemals Meister BAföG) und Arbeitgeber können ihr Personal beispielsweise im Zusammenhang mit Kurzarbeit qualifizieren lassen und enorme Zuschüsse dafür bekommen.
An dem Thema Digitalisierung kommt auch die Energiewirtschaft nicht vorbei. Modernste Technik ermöglicht die Übermittlung von Verbraucherdaten via Netzwerktechnik. Dies hat einerseits einen besonderen Schulungsbedarf für Mitarbeiter und Unternehmer zur Folge, birgt aber auch berufliche Perspektiven für IT affine Karrieristen. Ingenieure für erneuerbare Energien sind auf Kenntnisse in IT und Technik angewiesen, denn sie müssen Photovoltaik- oder Windkraftanlagen entwickeln, planen und den Betrieb überwachen. Auch solar- und geothermische Systeme unterliegen deren Aufgabenbereiche.
Step by Step ans Ziel
Mit der veränderten Arbeitswelt ist auch die Karriereplanung im Wandel. Lange Ausbildungszeiten ohne Praxisbezug weichen anderen Konzepten. Das liegt auch daran, dass die Förderung beruflicher Weiterbildung sich deutlich verbessert hat. Mit einem soliden handwerklichen oder technischen Beruf, ist ein praxisnaher Ausbildungsweg mit aufbauenden Qualifizierungen und spezifischen Fortbildungen inzwischen gang und gäbe. Die Vorteile liegen auf der Hand. In einem Studium können erlangte Kenntnisse bereits veraltet sein, wenn das Studium abgeschlossen ist. Ist der Lernende nah an der Praxis, lernt er Veränderungen und Neuerungen direkt kennen und ist mit dem Abschluss uptodate, selbst wenn die Ausbildung insgesamt ein paar Jahre länger dauert. Auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist mit dem aufbauenden Bildungsweg deutlich leichter.
Fazit:
Irgendwann ist Schicht im (Kohle-)Schacht und was die Bürger von Atomenergie halten, ist hinlänglich bekannt. Erneuerbare Energien sind daher die Versorgungsquellen der Zukunft. Einerseits erneuern sie sich zwar, sind aber trotzdem Ressourcen, die wir Menschen nicht vollständig kontrollieren können, weshalb auch hier ein sorgsamer Umgang mit jeder Kilowattstunde Strom, jedem Baumstamm und jedem Tropfen Wasser gefragt ist. Da braucht es Fachkräfte, die Zusammenhänge erkennen, hinterfragen und engagiert forschen. Der Arbeitsmarkt hält für jeden einen Beruf bereit, der sich in dieser Branche seinen Platz suchen möchte.
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