Photovoltaik: Kosten, Wirtschaftlichkeit & Vorteile von Solarstrom
Von Mike KinderSolarenergie boomt. Die eigene Photovoltaik-Anlage auf dem Hausdach spart Stromkosten ein und trägt einen Teil zur Verlangsamung des Klimawandels bei. PV-Strom selbst ist kostenlos, umweltfreundlich und kann direkt vor Ort verbraucht werden.
Doch wie steht es um die Photovoltaik in 2024? Lohnt sich eine PV-Anlage noch? Und wenn ja: Was kostet sie? Gibt es Förderung für Solaranlagen? Die Antworten auf diese und weitere Fragen erfahren Sie in diesem Artikel.
Photovoltaik Anlage: Allgemeines & Wissenswertes
Photovoltaik-Anlagen erzeugen umweltfreundlichen Solarstrom aus Sonnenenergie. Sie leisten aber nicht nur einen beträchtlichen Beitrag zur Energiewende, sondern lohnen sich auch finanziell für ihre Besitzer. In erster Linie kann man mit einer PV-Anlage Stromkosten sparen. Mit einer durchdachten Kombination aus Photovoltaik und Wärmepumpe gilt das aber auch für Heizkosten.
Die Frage „Welche ist die beste Photovoltaik-Anlage?“ kann nicht pauschal beantwortet werden. Es kommt vor allem auf die Eigenschaften und die Lage des Gebäudes an, wenn es darum geht, die ideale PV-Anlage zu bestimmen.
Installation & Montage
Als Basis der Solarstrom-Erzeugung haben alle Photovoltaik-Anlagen die Solarmodule gemein. Dennoch gibt es verschiedene Arten der Montage von PV-Anlagen. Längst ist nicht mehr nur die klassische Aufdach-Installation Standard, sondern auch Varianten wie Indach-PV, die Solarfassade oder Solardachziegel. Die verbreitetsten Arten von PV-Anlagen in der Übersicht:
Photovoltaik-Anlage | Beschreibung | Vorteile | Nachteile |
---|---|---|---|
Aufdach-PV | Solarmodule auf einem Gerüst, das über den vorhandenen Dachziegeln installiert wird | Günstige PV-Anlage beim Bestandsbau | Vergleichsweise wenig harmonische Optik durch aufgesetzte Module |
Indach-PV | Solarmodule, die anstelle der Dachziegel als Dachhaut installiert werden | Kosten für Dachziegel werden gespart, schönere Optik durch ebenere Fläche | Teurer als eine Aufdach-PV-Anlage |
Solardachziegel | Unterart der Indach-Anlage - Solardachziegel ähneln optisch herkömmlichen Ziegeln | Optisch einheitlich in Kombination mit sogenannten Blindziegeln | Teure Alternative, Installation und Verkabeln sind aufwendiger |
Solarfassade | Solarmodule werden an der Außenwand eines Gebäudes angebracht | Gute Lösung, wenn sich das Dach nicht eignet | Optisch ungewöhnlich, vergleichsweise teuer |
Balkonkraftwerk | Kleine Solarmodule, die auf dem Balkon oder im Garten aufgestellt werden können | Günstig, meist mobil | Geringe Leistung |
PV aufgeständert | Im Garten oder auf dem Flachdach aufgeständerte Solarmodule | Für Flachdach oder Freifläche geeignet | Vergleichsweise hoher Platzbedarf, weniger schöne Optik |
Mit einer Photovoltaik-Anlage macht man sich nicht komplett unabhängig von Stromversorgern, aber die jährlichen Ersparnisse sind trotzdem enorm! Pro Einfamilienhaus werden meist 5 bis 10 kWp Leistung installiert und pro kWp können Sie mit 900 kWh Sonnenstrom pro Jahr rechnen! Nach spätestens 20 Jahren haben sich nahezu alle PV-Anlagen amortisiert.
PV-Anlage: Wie groß muss sie sein?
Am Anfang der Planung einer Solaranlage steht immer die Frage nach Größe und Leistung. Das gilt für Solarthermie wie für Photovoltaik gleichermaßen.
Eine PV-Anlage für ein durchschnittliches Einfamilienhaus sollte eine Leistung von etwa 7 Kilowattpeak (kWp) haben, wofür eine Dachfläche von ca. 42 m² benötigt wird. Sie müssen die Photovoltaik-Anlage optimal ausrichten - am besten nach Süden - um eine möglichst hohe Solarstrom-Ausbeute zu bekommen.
Mit einer solchen 7-kWp-Photovoltaikanlage lassen sich dann pro Jahr rund 6.300 Kilowattstunden (kWh) PV-Strom erzeugen. Diese Menge deckt den Bedarf und der nicht selbst genutzte Strom kann ins öffentliche Netz eingespeist werden.
Faustformel PV-Dachfläche: 6 m² pro kWp Leistung
Faustformel PV-Ertrag: 900 kWh Strom pro Jahr pro kWp Leistung
Gebäude | Wohnfläche | Dachfläche | PV-Leistung | PV-Ertrag pro Jahr |
---|---|---|---|---|
Ferienhaus | 70 m² | 21 m² | 3,5 kWp | 3.150 kWh |
Einfamilienhaus | 140 m² | 42 m² | 7 kWp | 6.300 kWh |
Mehrfamilienhaus (klein) | 280 m² | 84 m² | 14 kWp | 12.600 kWh |
Wenn es an die konkrete Planung einer PV-Anlage auf dem eigenen Dach geht, kann ein Energieberater (Energie-Effizienz-Experte) unterstützen. Er wird mit Ihnen gemeinsam die beste Lösung finden.
PV-Anlage mit Speicher
Wer eine PV-Anlage kaufen möchte, sollte immer über die Anschaffung eines Stromspeichers – auch Batteriespeicher genannt – nachdenken. Der einfache Grund: Die PV-Anlage liefert nur dann Strom, wenn die Sonne scheint. Wollen Sie außerhalb dieser Zeit Ihren Solarstrom nutzen, müssen Sie ihn speichern, um ihn etwa nachts abrufen zu können. Dadurch kann selbstverständlich auch der Eigenverbrauch erhöht und damit die Effizienz gesteigert werden.
Balkonkraftwerk als Mini-PV
Mini-PV-Anlagen – sogenannte Balkonkraftwerke – werden immer beliebter. Dabei handelt es sich um kleine Solarmodule, meist mit integriertem Wechselrichter. Die Module werden am Balkon angebracht oder im Garten aufgestellt. Ein einzelnes Balkonkraftwerk-Modul hat in der Regel eine Leistung von 300 Watt (0,3 kWp). Um den Strombedarf eines ganzen Hauses zu decken, eignen sich Balkonkraftwerke nicht. Wohl aber können mit dem Solarstrom vom Balkonkraftwerk Geräte im Standby-Betrieb versorgt werden. Alle wichtigen Details zu Balkonkraftwerken erfahren Sie hier.
Photovoltaik Anlage: Kosten für ein komplettes System
Die Kosten für eine komplette Photovoltaik-Anlage betragen etwa 170 bis 350 Euro pro Quadratmeter Anlagenfläche. Zur Einordnung: Eine Standard-PV-Anlage im Einfamilienhaus kostet rund 11.300 Euro (7 kWp Leistung, 42 m² benötigte Dachfläche).
Diese Kosten setzen sich aus verschiedenen Teilen der PV-Anlage zusammen und verstehen sich ohne Stromspeicher. Ein Stromspeicher für die Photovoltaik-Anlage kostet zusätzlich zur Anlage selbst 3.900 bis 11.000 Euro.
PV-Anlage Bauteil | Kosten inklusive Einbau |
---|---|
Solarmodule | ca. 3.500 - 7.000 € |
Wechselrichter | ca. 720 - 4.000 € |
Inbetriebnahme & Zubehör | ca. 2.200 € |
Installation | ca. 1.500 € |
Gesamtkosten ohne Stromspeicher | ca. 7.950 - 14.700 € |
Gesamtkosten mit Stromspeicher | ca. 11.850 - 24.700 € |
Eine staatliche Förderung für Photovoltaik-Anlagen gibt es seit 2023 in Form eines Mehrwertsteuer-Erlasses für die Anschaffungskosten. Bei Bedarf steht außerdem ein zinsgünstiger Kredit der Kreditanstalt für Wiederaufbau zur Verfügung (KfW 270). Die Amortisationszeit kann darüber hinaus durch weitere Faktoren verringert werden - etwa durch das Einspeisen überschüssigen Stroms ins Netz. Mehr dazu weiter unten in diesem Artikel.
Stromkosten und Eigenverbrauch
Ist der Solarstrom erst einmal gewonnen, stellt sich die Frage danach, wo er verbraucht werden soll. Je höher der Eigenverbrauch, desto weniger Strom muss aus dem Netz bezogen werden und desto weniger Stromkosten entstehen im Vergleich zu vorher. Ausgehend von einem 4-Personen-Haushalt mit einem Strombedarf von 4.500 kWh pro Jahr gibt es folgende Szenarien des Eigenverbrauchs mit den jeweiligen Stromkosten:
Eigenverbrauch (Solarstrom) | Strom aus dem Netz | Stromkosten pro Jahr |
---|---|---|
0 % | 100 % | ca. 1.500 € |
30 % | 70 % | ca. 1.050 € |
50 % | 50 % | ca. 760 € |
70 % | 30 % | ca. 460 € |
(Berechnungsgrundlage: 33,8 Cent pro Kilowattstunde)
Gut zu wissen: Eine vollständige Unabhängigkeit vom öffentlichen Stromnetz ist theoretisch möglich, aber unwirtschaftlich. Ein Verhältnis von 70 Prozent Eigenverbrauch und 30 Prozent Netzstrom (z. B. mit einer PV-Anlage inklusive Stromspeicher) ist noch effizient. Kommt man aber in Bereiche deutlich höher als 70 Prozent Eigenverbrauch, müsste insbesondere der Stromspeicher irgendwann riesig dimensioniert sein, sodass sich die Kosten immer weiter vom Nutzen entfernen.
Amortisation und Wirtschaftlichkeit
Die Amortisation einer PV-Anlage ist wesentlich davon abhängig, wie viel Strom selbst verbraucht oder verkauft wird bzw. wie hoch der Eigenverbrauch ist. Auch die Dimensionierung und die Leistung des Stromspeichers spielen eine wichtige Rolle. Es gibt also keine pauschale Aussage als Antwort auf die Frage „Ab wann lohnt sich Photovoltaik mit Speicher?“. Der Großteil der Amortisationszeiträume von Photovoltaik dürfte sich zwischen 15 und 25 Jahren bewegen.
Beispiel: Sie zahlen bislang 1.500 Euro pro Jahr für Strom. Durch 50 Prozent Eigenverbrauch sparen Sie bereits 750 Euro pro Jahr. Wenn Sie zusätzlich überschüssigen Solarstrom ins Netz einspeisen, können Sie den daraus generierten Gewinn ebenfalls einrechnen. So sind Senkungen von 1.500 auf 500 Euro jährliche Stromkosten nicht unrealistisch. In 20 Jahren hätten Sie somit rund 20.000 Euro an Stromkosten gespart – was in vielen Fällen in etwa den Anschaffungskosten der PV-Anlage mit Stromspeicher entspricht. Beachten Sie: Hierbei handelt es sich um eine einfache Modellrechnung. Werte für die Amortisationsberechnung sollten immer individuell ermittelt und gegenübergestellt werden. Ein Energieberater kann Ihnen dabei helfen.
PV-Anlage mieten
Wer nicht direkt eine PV-Anlage kaufen möchte, kann auch über die Photovoltaik-Miete nachdenken. Verschiedene Anbieter stellen gegen eine monatliche Gebühr ihren Kunden eine PV-Anlage zur Verfügung. Die Rendite fällt durch die Solaranlagen-Miete zwar geringer aus, dafür müssen Sie aber auch nicht die Anschaffungskosten tragen.
Nach Ablauf des Mietzeitraums kann die Anlage kostenlos oder für einen geringen Abschlag vom Anbieter übernommen werden. Namhafte Anbieter für die PV-Anlagen-Miete sind unter anderem DZ-4, Enpal und E.ON.
Einspeisevergütung: Für Solarstrom
Wer Strom aus der eigenen PV-Anlage ins öffentliche Netz einspeist, erhält dafür eine Einspeisevergütung vom Netzbetreiber. 2024 beträgt die Einspeisevergütung für PV-Strom 8,2 Cent pro kWh.
Am Beispiel einer PV-Anlage mit 6 kWp Leistung, die pro Jahr etwa 5.400 kWh Strom erzeugt, lassen sich bei einem Eigenverbrauch von 30 Prozent rund 310 Euro für die verbleibenden 70 Prozent Solarstrom (3.780 kWh) einnehmen.
Für größere PV-Anlagen, zum Beispiel auf Mehrfamilienhäusern, gelten etwas niedrigere Einspeisevergütungen bei Teileinspeisung. Nachfolgend eine kompakte Übersicht über die aktuellen Einspeisevergütungen 2024:
PV-Anlage Inbetriebnahme | Einspeisevergütung PV-Leistung bis 10 kW | Einspeisevergütung PV-Leistung bis 40 kW |
---|---|---|
1.7.2022 bis 30.07.2022 | 6,24 Ct / kWh | 6,06 Ct / kWh |
30.7.2022 bis 31.01.2024 | 8,2 Ct / kWh | 7,10 Ct / kWh |
01.02.2024 bis 31.07.2024 | 8,2 Ct / kWh | 7,0 Ct / kWh |
ab 01.08.2024 | 8,0 Ct / kWh | 6,9 Ct / kWh |
Datenquelle: Verbraucherzentrale | Stand: Juni 2024
Photovoltaik: Mit Wärmepumpe kombinieren
Durch clevere Kombinationen und Erweiterungen der PV-Anlage kann die Effizienz weiter gesteigert werden. Eine der beliebtesten Möglichkeiten ist die Kombination aus Photovoltaik und Wärmepumpe.
Wenn die ohnehin umweltfreundliche Wärmepumpenheizung mit Solarstrom versorgt wird, können Sie nicht nur bei den Stromkosten sparen, sondern auch noch zusätzlich bei den Heizkosten. Da die Kombination aus PV und Wärmepumpe zunehmend beliebter wird, haben viele Monteure inzwischen eine Routine bei der baulichen Zusammenführung beider Systeme.
Weitere Kombinationen
Photovoltaik-Anlagen können selbstverständlich nicht nur mit Wärmepumpenheizungen kombiniert werden. Weitere sinnvolle Kombinationen sind etwa eine Wallbox zum Laden des Elektroautos in der eigenen Garage oder die Elektroheizung im Gästezimmer. In hochklassigeren Wohnhäusern lässt sich beispielsweise auch die elektrische Poolheizung oder der Sauna-Ofen mit Solarstrom betreiben. Wird eine alte Ölheizung oder Gasheizung betrieben, kann auch ein Heizstab mit PV-Strom betrieben werden, um Warmwasser zu erzeugen.
Photovoltaik: Unser Fazit
Wer eine Photovoltaik-Anlage betreibt, kann einen Teil seines Stromverbrauchs durch den eigenen Solarstrom decken und dadurch mithelfen, den Klimawandel positiv zu beeinflussen. Mit dem Erlass der Mehrwertsteuer ist im Jahr 2023 ein finanzieller Anreiz geschaffen worden, sich für Photovoltaik auf dem eigenen Dach zu entscheiden.
Finanziell am deutlichsten bemerkbar machen sich PV-Anlage und Stromspeicher im laufenden Betrieb. Sie können Kosten einsparen, die sonst durch Strom aus dem öffentlichen Netz entstehen würden. In Kombination mit einer umweltfreundlichen Wärmepumpenheizung lassen sich zudem noch Heizkosten einsparen. Wenn Sie sich für eine PV-Anlage inklusive Speicher - und mögliche Heizungs-Kombinationen - interessieren, stellen Sie einfach eine unverbindliche Anfrage bei Energieheld. Wir finden die beste PV-Anlage für Sie und Ihr Eigenheim!
Zum Autor: Mike Kinder
Mike Kinder hat einen Master of Engineering im Bereich „Energieeffizientes und nachhaltiges Bauen“ und ist seit 2017 in der Bau- und Sanierungsbranche tätig. Als zertifizierter Energieeffizienz-Experte für Wohngebäude setzt er sich leidenschaftlich für innovative und nachhaltige Sanierungslösungen ein.
Wenn er nicht gerade für Energieheld schreibt, trägt er dazu bei, Ansätze zu entwickeln, um die Klimaziele im Gebäudesektor zu erreichen. Hier gelangen Sie zu Mikes LinkedIn Profil.