Niedertemperaturkessel: keine wirkliche Alternative
Von Mike KinderWer heutzutage eine Heizung kauft, der hat die Wahl zwischen dem Niedertemperaturkessel und dem Brennwertkessel. Beim Niedertemperaturkessel handelt es sich um ein auch heute noch weit verbreitetes Heizungssystem.
Inzwischen ist er jedoch veraltet und sein Nachfolger, der Brennwertkessel löst ihn langsam aber sicher ab. Warum das so ist, und weshalb die Anschaffung eines Niedertemperaturkessels heutzutage nicht mehr zu empfehlen ist, können Sie im folgenden Artikel erfahren.
Niedertemperaturkessel: Austauschpflicht & Verbot
Vor einiger Zeit gab es einen EU-Beschluss, nachdem Niedertemperaturkessel im Großen und Ganzen nicht mehr hergestellt werden dürfen. Es gibt zwar Ausnahmen von dieser Regel, aber die meisten großen Hersteller führen reguläre Niedertemperaturheizkessel nicht mehr in ihrem Programm. Alternative ist damit nur noch der Brennwertkessel.
Die Nutzung und der Einbau von Niedertemperaturkesseln sind allerdings nicht verboten. Laut Gesetz müssen Sie eine Gas- und Ölheizung, die älter als 30 Jahre alt ist, zwar austauschen. Für Brennwert- und Niedertemperaturkessel gilt die Austauschpflicht allerdings nicht. Sollten noch Kessel irgendwo auf Lager sein, dürfen diese auch weiterhin eingebaut werden, obgleich der Griff zum Brennwertkessel viel empfehlenswerter ist.
Das kommt vor allem in Mehrfamilienhäusern häufig vor, weil der Austausch gegen Brennwertkessel dort häufig problematisch ist. Denn in Mehrfamilienhäusern sind viele Kessel an den gleichen Kaminen angeschlossen. Der Kamin muss jedoch für die Einrichtung von Brennwerttechnik umgebaut werden, sodass man entweder alle Kessel auf einmal tauschen oder eben wieder einen Niedertemperaturkessel installieren muss, wenn ein Kessel ausgetauscht werden muss.
Der Niedertemperaturkessel ist inzwischen auch veraltet. Der Austausch gegen einen Brennwertkessel ist empfehlenswert. Lediglich in Mehrfamilienhäusern ist der Einsatz noch sinnvoll, wenn das Geld fehlt, alle Niedertemperaturkessel, die an einem Schornstein angeschlossen sind im Rahmen der für Brennwerttechnik notwendigen Schornsteinsanierung auf einmal gegen Brennwertkessel auszutauschen.
Niedertemperaturkessel: Funktionsweise
Der Niedertemperaturkessel findet sich in Ölheizungen und in Gasheizungen und ist der Nachfolger des Konstanttemperaturkessels. Er besitzt einen Wärmefühler, der die Außentemperatur messen und die eigene Leistung entsprechend regulieren kann. Im Sommer wird schließlich deutlich weniger Wärme benötigt als im Winter.
Auf diese Weise arbeitet solch ein System weitaus „intelligenter“ als ein Konstanttemperaturkessel und steht nicht als „Energieschleuder“ in Dauerbereitschaft. Denn der Konstanttemperaturkessel musste wegen des fehlenden Korrosionsschutzes die Betriebstemperatur immer bei 70 - 90 Grad halten, damit das im Brennstoff befindliche und stark ätzende Wasser nicht kondensierte und die Heizung zerfraß.
Beim Niedertemperaturheizkessel dagegen regelt der Außentemperaturfühler die Vorlauftemperatur, indem er die Brennstoffzufuhr und dadurch die Flamme im Brenner reguliert. Zudem ermöglicht die korrosionsresistente Bauweise neben einigen anderen gerätespezifischen Besonderheiten niedrige Kesseltemperaturen um die 30 - 40 Grad:
- Der Niedertemperaturkessel besitzt einen Wärmefühler, der die Außentemperatur messen und die eigene Leistung entsprechend regulieren kann. Im Sommer wird ja bekanntlich weniger Wärme benötigt als im Winter.
- Verwendung einer trockenen Brennkammer, die vom eigentlichen Heizwasser getrennt ist. Die Temperatur sinkt hier niemals bis zum Taupunkt der Abgase.
- Korrosionsbeständige Bauteile. So kann es nicht zu Schäden durch aggressives Abgaskondensat kommen.
- Die Heizfläche der Brennkammer wird mit einer Rippenkonstruktion in ihrer Oberfläche vergrößert, um damit schneller höhere Temperaturen zu erreichen.
- Mit einem Thermostream wird kaltes Heizungswasser erst mit wärmeren vermischt, um ein starkes Abkühlen der Kesseloberfläche zu vermeiden.
Gegenüber dem Konstanttemperaturkessel bedeutet das, dass er rund 20 - 30 Prozent weniger Energie verbraucht als dieser – ein Vorteil, der sich auch bei der Heizkostenabrechnung bemerkbar macht. Inzwischen ist er jedoch selber veraltet und wird nach und nach vom Brennwertkessel verdrängt. Denn während der Niedertemperaturkessel einen Wirkungsgrad von rund 85 Prozent aufweist, erreicht der Brennwertkessel, je nach Brennstoff (Gas, Öl oder Pellets) einen Wirkungsgrad zwischen 103 und gut 110 Prozent.
Vorteile und Nachteile eines Niedertemperaturkessels
Bei allen Nachteilen eines Niedertemperaturkessels - es gibt auch einige wenige Vorteile zu nennen. Er ist robust und wartungsarm und kostet in der Anschaffung und in der Montage weniger als ein Brennwertkessel. Außerdem sind keine Umbauten am Kamin nötig, weshalb der Einbau schneller abläuft. Insgesamt überwiegen jedoch die Nachteile. In der folgenden Tabelle sind die Vorteile und die Nachteile des Niedertemperaturheizkessels noch einmal aufgelistet:
Vorteile Niedertemperaturkessel | Nachteile Niedertemperaturkessel |
---|---|
Ersatz für Konstanttemperaturkessel ohne große bauliche Maßnahmen | Kosten für Schornsteinbereitstellung und Instandhaltung |
Robust, beständig, wartungsarm | Wartung durch Schornsteinfeger |
Niedrige Anschaffungskosten | Schlechterer Nutzungsgrad als Brennwertkessel |
Hohe Energiekosten | |
Nicht förderfähig | |
Dürfen in Neubauten nicht mehr installiert werden |
Niedertemperaturkessel oder Brennwertkessel?
Wer heutzutage seine Heizung austauschen will, der sollte sich genau überlegen, ob er einen Niedertemperaturheizkessel kauft. Denn neben der ineffizienten Funktionsweise gibt es weitere Gründe davon abzusehen.
So hat der Gesetzgeber den Bau von Niedertemperaturkesseln inzwischen verboten. Restbestände dürfen zwar noch verkauft und eingebaut werden, davon kann man aber nur abraten, denn die höheren Anschaffungskosten eines Brennwertkessels amortisieren sich durch die niedrigeren Verbrauchskosten innerhalb weniger Jahre. Hier sehen Sie die laufenden Kosten einer Ölheizung mit 28.000 Kilowattstunden Jahresleistung:
Kesseltyp | Wartungskosten | Brennstoffkosten | Gesamtkosten pro Jahr |
---|---|---|---|
Konstanttemperaturkessel | ca. 300 € | ca. 2.400 € | ca. 2.700 € |
Niedertemperaturkessel | ca. 300 € | ca. 2.200 € | ca. 2.500 € |
Brennwertkessel | ca. 250 € | ca. 2.100 € | ca. 2.350 € |
Für die Anschaffung eines Brennwertkessels gibt es nach einer Umstrukturierung der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) im Juli 2022 keine staatliche Förderung mehr. Dies betrifft alle gasbetriebene Anlagen und Gas-Hybridanlagen.
Ganz im Gegenteil. Der Austausch einer gasbetriebenen Heizung wird nun durch den Klimabonus – auch bekannt als Geschwindigkeitsbonus und früher Heizungstausch-Bonus – gefördert. Dafür muss die neue Heizung auf Basis von erneuerbaren Energien funktionieren. Weiterhin muss die Gasheizung mindestens 20 Jahre im Betrieb sein. Eine Ausnahme ist die Gasetagenheizung, diese kann unabhängig ihrer Betriebsdauer förderfähig ausgetauscht werden. Weitere Informationen zur aktuellen BEG Förderung vom 01. Januar 2024 erhalten Sie in unserem einschlägigen Artikel.
Zum Autor: Mike Kinder
Mike Kinder hat einen Master of Engineering im Bereich „Energieeffizientes und nachhaltiges Bauen“ und ist seit 2017 in der Bau- und Sanierungsbranche tätig. Als zertifizierter Energieeffizienz-Experte für Wohngebäude setzt er sich leidenschaftlich für innovative und nachhaltige Sanierungslösungen ein.
Wenn er nicht gerade für Energieheld schreibt, trägt er dazu bei, Ansätze zu entwickeln, um die Klimaziele im Gebäudesektor zu erreichen. Hier gelangen Sie zu Mikes LinkedIn Profil.