Kaskadenschaltung: Für PV und Wärmepumpe
Von Nina GrimmeßDie Kombination aus Wärmepumpe und Photovoltaik-Anlage wird angesichts steigender Strompreise immer beliebter, um Heizkosten zu sparen. Um für den restlichen Strombedarf der Wärmepumpe einen günstigen Wärmepumpentarif nutzen zu können, benötigen Sie jedoch einen Zweitzähler.
Hier kommt die sogenannte Kaskadenschaltung ins Spiel. Mit Hilfe der Kaskadenmessung kann man sowohl den eigenen PV-Strom als auch den Wärmepumpentarif nutzen und die verbrauchten und eingespeisten Strommengen genau messen. Was Sie dabei beachten müssen und wie viel Strom Sie dadurch sparen, erfahren Sie im folgenden Artikel.
Kaskadenschaltung: Was ist das?
Eine Kaskadenschaltung besteht aus mehreren Stromzählern, die hintereinander in Kaskade geschaltet sind. Wichtig: Sie ist nicht mit der Kaskadierung mehrerer Wärmepumpen in Reihe zu verwechseln. Die Kaskadenmessung ermöglicht es, sowohl Photovoltaik-Strom einzuspeisen, als auch günstigen Wärmepumpenstrom nutzen zu können.
Mit nur einem Zähler wäre das unmöglich. Um den vom Versorger für die Wärmepumpe bezogenen Strom zum günstigeren Wärmepumpen-Tarif abrechnen zu können, muss dieser gesondert vom restlichen Stromverbrauch des Haushalts gemessen werden, weil nur die Wärmepumpe den günstigen Tarif erhält. Für den restlichen Haushalt gilt der übliche Stromtarif.
So funktioniert die Kaskadenmessung
Die Kaskadenschaltung funktioniert folgendermaßen: Es werden zwei Zähler hintereinander (in Kaskade) geschaltet. Der erste digitale Zähler (Z1) ist ein Zweirichtungszähler und zählt den Gesamtstrom (Haushaltsstrom UND Wärmepumpenstrom) sowie den eingespeisten PV-Strom. Der zweite digitale Zähler (Z2) erfasst ausschließlich den Strom für die Wärmepumpe.
Schließlich wird der Zählerstand für den Wärmepumpenstrom vom Zählerstand für den Gesamtverbrauch abgezogen. Übrig bleibt der Verbrauch für den Haushaltsstrom. Über die Wechselrichterdaten kann die Menge des eingespeisten PV-Stroms berechnet werden.
- Die Kaskadenschaltung ermöglicht die getrennte Abrechnung von eingespeistem PV-Strom, bezogenem Haushaltsstrom sowie von günstigerem Strom für die Wärmepumpe.
- Damit sich die Kaskadenschaltung rentiert, müssen die jährlichen Einsparungen durch sie höher sein, als die Kosten für die Kaskadenmessung / den zusätzlichen Zähler.
Günstige Stromtarife für Wärmepumpen
Für den Betrieb einer Wärmepumpe stehen günstige Stromtarife diverser Stromanbieter zur Verfügung. Voraussetzung für den Erhalt ist jedoch, dass Wärmepumpe im Sinne des Energiewirtschaftsgesetz (EnWG) netzdienlich gesteuert werden kann. Dadurch dürfen die Netzbetreiber für diese Geräte ein niedrigeres Netzentgeld berechnen.
Seit 2024 gilt: Netzentgelte von Wärmepumpenstrom sollen einheitlich 60 Prozent günstiger sein. Das Netzentgelt macht etwa ein Viertel des Haushaltsstrompreises aus. Das bedeutet, dass man an den jeweils aktuellen Strompreis den Faktor 0,9 rechnen muss, um den aktuellen Wärmepumpenstrom-Tarif zu erhalten.
In 2024 kostet normaler Haushaltsstrom ca. 42,22 Cent pro Kilowattstunde. Wärmepumpenstrom kostet dementsprechend 37,99 Cent pro kWh. Für eine Wärmepumpe kann man in 2024 also von einer Ersparnis von ca. 4,2 Cent pro Kilowattstunde ausgehen.
Sind Zweitarif-Zähler geeignet?
Zweitarif-Zähler werden üblicherweise für die Messung von Hochtarif (HT) und Niedertarif (NT) genutzt und kommen meist bei Nachtspeicherheizungen zum Einsatz. Sie sind nicht für eine getrennte Messung von Haushaltsstrom und Wärmepumpenstrom geeignet.
Kaskadenschaltung PV Wärmepumpe: Vorteile und Nachteile
Der Vorteil einer Kaskadenschaltung besteht darin, dass damit sowohl der selbst produzierte Strom einer Photovoltaik-Anlage als auch günstiger Strom nach einem Wärmepumpen-Tarif genutzt werden können. So spart man bei den Betriebskosten für die Wärmepumpe.
Von Nachteil sind die aufwendigere Einrichtung (der Umbau des Zählerschranks kann einige hundert Euro kosten). Außerdem entstehen höhere laufende Kosten durch die Miete für die intelligente Messeinrichtung / den zusätzlichen Stromzähler.
Allerdings gibt es Obergrenzen für die jährliche Miete des Stromzählers, sodass dieser nicht so teuer ist. Grundsätzlich gilt: Die Miete für den Zweitzähler wird vom Netzbetreiber festgelegt und variiert daher deutschlandweit. Dabei wird die Miete für den Zweitzähler durch den Stromversorger kassiert und an den Netzbetreiber weitergeleitet.
Vorteile Kaskadenschaltung | Nachteile Kaskadenschaltung |
---|---|
Kann Stromeinspeisung und Strombezug sowohl zum üblichen Tarif als auch zum Wärmepumpentarif getrennt messen | Aufwendige Installation, ggf. hohe Kosten für Erweiterung des Zählerschrankes |
Ermöglicht Eigenverbrauch von PV-Strom und Bezug z. B. von Strom zum Wärmepumpentarif | Miete für den zusätzlichen Stromzähler kann Einsparungen durch Wärmepumpentarif übersteigen |
Die Nutzung eines Wärmepumpentarifes kann erheblich Heizkosten sparen |
Kaskadenschaltung: Einrichtung und übliche Kosten
Wenn Sie sich für die Installation einer Kaskadenschaltung entschieden haben, müssen Sie zunächst Kontakt mit dem gewünschten Stromversorger und mit dem Netzbetreiber aufnehmen. Sie benötigen einen Zweirichtungszähler und einen steuerbaren, digitalen Stromzähler für die Wärmepumpe.
Danach müssen Sie oder der Netzbetreiber einen Elektroinstallationsbetrieb mit der Installation der Zähler beauftragen und der Netzbetreiber die erfolgte Installation anschließend schriftlich bestätigen. Ist die Bestätigung erfolgt, können Sie von Ihrem Energieversorger günstigen Wärmepumpenstrom erhalten UND PV-Strom einspeisen. Leider bieten nicht alle Stromversorger die Kaskadenmessung an.
Die Einbau-Gebühr für den Zweitzähler wird üblicherweise vom Netzbetreiber bzw. Stromanbieter übernommen. Sie kann aber auch einmalig bis zu 130 Euro kosten. Dazu kommen die Kosten für die Miete des Stromzählers. Für eine Kaskadenschaltung, also eine intelligente Messeinrichtung ist für den Zweitzähler maximal mit einer Gebühr von jährlich 120 Euro zu rechnen. In der folgenden Tabelle finden Sie einige Beispiele für die Höhe der jährlichen Zähler-Miete von Netz- und Messstellenbetreibern bzw. ihren Partnern*.
Anbieter | Region | Kosten: Miete Stromzähler |
---|---|---|
E-Werk Mittelbaden (Stromanbieter)* | Lahr | ca. 100 - 135 € / Jahr |
Polarstern (Ökostromanbieter)* | Bundesweit | ca. 120 € / Jahr |
Discovergy (Messstellenbetreiber)** | Bundesweit | ca. 100 € / Jahr |
* Stromversorger kassieren die Zähler-Miete vom Kunden und leiten sie an den Netz- / Messstellenbetreiber weiter; ** Der Messstellenbetreiber ist meist auch der Netzbetreiber. Man kann allerdings auch auf dem Markt einen anderen Messstellenbetreiber wählen.
Kaskadenschaltung: Die Wirtschaftlichkeit
Ob sich eine Kaskadenschaltung für eine Wärmepumpe mit PV-Anlage lohnt, hängt stark vom jährlichen Wärmebedarf ab. Außerdem spielt der Anteil des selbst erzeugten und für den Betrieb der Wärmepumpe nutzbaren Stromes eine wichtige Rolle.
Zudem müssen die jährlichen Kosten für die Miete der intelligenten Messeinrichtung von ca. 90 bis 120 Euro den Einsparungen durch sie gegenübergestellt werden. Hat man z. B. einen Wärmebedarf von 12.000 Kilowattstunden pro Jahr und die Wärmepumpe eine Jahresarbeitszahl von 4 ergibt sich daraus ein Strombedarf von 3.000 Kilowattstunden pro Jahr.
Werden davon 2.000 Kilowattstunden durch den PV-Strom gedeckt, bleibt also ein Restbedarf von 1.000 Kilowattstunden. Dieser muss mit zugekauftem Strom gedeckt werden. Ausgehend von einem Strompreis von 42,93 Cent pro Kilowattstunde für normalen Haushaltsstrom und 34,78 Cent für Wärmepumpenstrom spart man mit der Kaskadenmessung also ca. 8,15 Cent pro Kilowattstunde bzw. ca. 82 Euro pro Jahr. Demgegenüber steht die Zählermiete von rund 90 bis 120 Euro pro Jahr. In diesem Rechenbeispiel lohnt sich die Kaskadenschaltung also nicht.
Messart | Zugekaufter Strom | Strompreis | Einsparung Kaskade | Miete extra Stromzähler | Kosten pro Jahr |
---|---|---|---|---|---|
Wärmepumpe mit PV-Anlage mit Kaskadenschaltung | 1.000 kWh / Anno | 34,78 Ct* (Tarif für WP-Strom) | ca. 8,15 Ct / kWh | max. 120 € / Jahr | ca. 468 € |
Wärmepumpe mit PV-Anlage ohne Kaskadenschaltung | 42,93 Ct* (normaler Tarif) | keine | keine | ca. 429 € | |
Wärmepumpe mit PV-Anlage mit Kaskadenschaltung | 2.500 kWh / Anno | 34,78 Ct* (Tarif für WP-Strom) | ca. 8,15 Ct / kWh | max. 120 € / Jahr | ca. 990 € |
Wärmepumpe mit PV-Anlage ohne Kaskadenschaltung | 42,93 Ct* (normaler Tarif) | keine | keine | ca. 1073 € |
* Dreijahresmittel
Hat man jedoch einen höheren Wärmebedarf, bzw. einen höheren Bedarf an zugekauftem Strom für die Wärmepumpe, kann es sich lohnen. Liefert die Photovoltaik-Anlage z. B. nur 1.000 Kilowattstunden Strom für die Wärmepumpe bei einem gleichzeitigen Strombedarf von 3.500 Kilowattstunden für die Wärmepumpe, bleibt ein Strombedarf von 2.500 Kilowattstunden. Bei einer Einsparung von ca. 8,15 Cent pro Kilowattstunde macht das ca. 204 Euro pro Jahr. In diesem Fall lohnt sich die Kaskadenmessung, wenn man von einer Zählermiete von 90 € ausgeht. Bei einer Zählermiete von 120 Euro pro Jahr, lohnt sich die Kaskadenmessung nicht.
Kaskadenmessung: Unser Fazit
Um mit der Kaskadenmessung Geld zu sparen, gilt es im Vorfeld genau auszuloten, wie viel Strom für den Betrieb der Wärmepumpe hinzugekauft werden muss und wie hoch die Miete für den Zähler ausfallen wird. Ist der Bedarf zu niedrig, lohnt sich die Kaskadenschaltung nicht, da der Zähler um die 90 bis 120 Euro Miete pro Jahr kostet.
Die Kosten für den Zähler müssen also eingespart werden, damit die Kaskadenmessung rentabel ist. Je höher der Bedarf an zugekauftem Strom (trotz Photovoltaik-Anlage) ist, desto eher rentiert sich die Kaskadenschaltung also. Wenn man auf Nummer Sicher gehen will und von 120 Euro Miete für den Zähler ausgeht, rentiert sich die Kaskadenmessung aktuell bei einem Strombedarf von ca. 2.800 kWh.
Zur Autorin: Nina Grimmeiß
Nina Grimmeiß ist ausgebildete Redakteurin und studierte Kommunikationswissenschaftlerin. Seit 2023 bei Energieheld, begeistert sie sich dafür, Themen rund um erneuerbare Energien verständlich zu vermitteln. Ihr Engagement für Umweltschutz und Nachhaltigkeit sowie der enge Austausch mit Energieberatern und Sanierungsmanagern sind ein wichtiger Teil ihrer Arbeit. Hier gelangen Sie zu Ninas LinkedIn Profil.