Amortisation PV-Anlage: Wirtschaftlichkeitsberechnung PV-Anlagen
Von Mike KinderWie wirtschaftlich ist eine Photovoltaik-Anlage für kleine und große Flächen im Jahr 2024? Wir zeigen Kosten und ermitteln die Amortisationszeit für verschiedene Szenarien.
So finden Sie genau heraus, ob sich eine Photovoltaik-Anlage auf Ihrer Immobilie rentiert. Ebenfalls berücksichtigen wir die Nutzung von Stromspeichern und Wärmepumpen.
Amortisation PV-Anlage: Ein Überblick (2024)
Die Photovoltaik war in Deutschland als Technologie einige Jahre in der Versenkung verschwunden, weil die Höhe der Einspeisevergütung deutlich nachgelassen hatte. Mittlerweile gibt es aber einen Gegentrend, weil viele Menschen mit dem hohen Strompreis unzufrieden sind und mehr auf Eigenverbrauch setzen möchten.
Um gleich auf den Punkt zu kommen: Unter aktuellen Bedingungen ist der Kauf einer Photovoltaik-Anlage fast schon pauschal zu empfehlen, da die Amortisation der PV-Anlage selbst in ungünstigen Fällen bei nur knapp 15 Jahren liegt – in guten Fällen sogar bei weniger als 10 Jahren.
Gehen wir einmal von einem Strombedarf von 4.500 Kilowattstunden pro Jahr, einer Nutzung über 25 bis 30 Jahre und einer Investition von knapp ca. 11.000 Euro aus, dann sparen Sie gegenüber dem direkten Strombezug ca. 12.300 Euro. Dazu sei aber erwähnt, dass beim Strom im Haushalt gar nicht der höchste Energiebedarf anfällt. Wer also nur Geld sparen will, sollte lieber bei der Heizung anfangen, da hier etwa 20.000 bis 30.000 Kilowattstunden pro Jahr aufgewendet werden müssen.
In einem normalen Einfamilienhaus beträgt die Amortisation der PV-Anlage (7 kWp) für rund 11.400 € bei etwa 15 Jahren. Durch den hohen Strompreis und die Einsparungen durch die PV-Anlage besteht für die Wirtschaftlichkeit ein guter Ausgleich zur niedrigen Einspeisevergütung. Grundsätzlich gilt: je teurer der Strom und je höher der Eigenverbrauch, desto eher rentiert sich die Anschaffung einer PV-Anlage.
Wirtschaftlichkeitsberechnung PV-Anlagen
Nun können wir Ihnen natürlich das Blaue vom Himmel versprechen und am Ende ist Ihre Photovoltaik-Anlage gar nicht wirtschaftlich. Um das zu vermeiden, möchten wir unsere Datengrundlage offenlegen, damit Sie die Amortisation der PV-Anlage auch selbst berechnen können.
In der unten angefügten Tabelle finden Sie alle relevanten Basisdaten, die wir genutzt haben. Anhand dieser Daten lässt sich jetzt errechnen, wie viel Sie mit einer Photovoltaik-Anlage sparen. In wenige Zeilen lässt sich diese Rechnung leider nicht quetschen, da auch Preissteigerungen und Leistungsverluste berücksichtigt wurden.
Bei genauerer Berechnung tritt die Amortisation der PV-Anlage nach 15 Jahren ein. Darin berücksichtigt sind alle in der Tabelle aufgeführten Werte:
Grundlage der Berechnung | Kennwert |
---|---|
Strombedarf pro Jahr | 4.500 kWh |
Strompreis (Jun. 2024) | 42,93 Cent / kWh* |
Einspeisevergütung (Jun. 2024) | 8,2 Cent / kWh |
Dauer der Einspeisevergütung | 20 Jahre |
Betriebsdauer der PV-Anlage (mindestens) | 25 Jahre |
Photovoltaikanlage Kosten (mit Einbau) | 11.400 € |
Instandhaltungskosten pro Jahr | 195 € |
Finanzierung | Eigenkapital |
Größe der PV Anlage | 7 kWp / 42 m² |
Stromertrag pro Jahr | 6.800 kWh |
Anteil Eigenverbrauch | 20 Prozent |
Leistungsverlust pro Jahr | 1 Prozent |
Preissteigerung pro Jahr (Strom & Wartung) | 3 Prozent |
* 3-Jahresdurchschnitt
Probleme mit der Wirtschaftlichkeitsberechnung von PV-Anlagen
Die Wirtschaftlichkeitsberechnung von PV-Anlagen kann einige Tücken haben, die es zumindest zu erwähnen gilt. Zunächst wäre da die angenommene Preissteigerung von 3 Prozent pro Jahr. Diese kann in Zukunft auch anders ausfallen. Je geringer die Preissteigerungen, desto später findet die Amortisation der PV-Anlage statt. Auch können unvorhersehbare Umwelteinflüsse die Lebensdauer der Anlage stark verkürzen – damit lässt sich aber schwer rechnen.
Zuletzt ist sicher auch die Höhe des Eigenverbrauchs entscheidend. Hier sollten Sie nicht der Illusion unterliegen, den ganzen Photovoltaik-Strom selbst nutzen zu können. Selbst bei guter Planung kommen die meisten Haushalte nur knapp über 20 Prozent, weil zu manchen Zeitpunkten einfach Spitzenlasten anfallen, die keine PV-Anlage abdecken kann oder die Sonne schlichtweg nicht scheint. 20 Prozent Eigenverbrauch ist daher ein sehr realistischer Wert. Der Prozentsatz des Eigenverbrauchs kann jedoch mit einem Solarspeicher deutlich erhöht werden. Später mehr dazu.
Amortisation PV-Anlage: Einflüsse & Szenarien
Bisher haben wir die Wirtschaftlichkeit einer durchschnittlichen Photovoltaik-Anlage für Einfamilienhäuser betrachtet. Darüber hinaus gibt es natürlich noch eine Vielzahl weiterer Szenarien, die man durchspielen kann.
Kommen Heizungen wie eine Wärmepumpe ins Spiel, dann muss man natürlich die Basisdaten erweitern und auch die Heizkosten ohne Photovoltaik und Wärmepumpe als Vergleich heranziehen. Und auch die Anschaffung eines Stromspeichers sollte in den Vergleich mit einbezogen werden.
Ab wann lohnt sich Photovoltaik mit Speicher?
Stromspeicher bieten eine verlockende Möglichkeit, um den Eigenverbrauch einer Photovoltaik-Anlage zu erhöhen. Hier kommen Sie im wirtschaftlichen Bereich aber nicht auf 100 Prozent, sondern eher 60 Prozent Eigenverbrauch. Weitere Hinweise zur richtigen Photovoltaik-Speicher-Größe finden Sie in dem verlinkten Artikel. An Tag 1 sind Stromspeicher teurer als reiner Strombezug und teurer als eine einfache Photovoltaik-Anlage. Deshalb ist die Frage: Ab wann lohnt sich Photovoltaik mit Speicher?
Im Vergleich zu den Kosten von einem reinen Strombezug, rechnet sich eine PV-Anlage mit Speicher bereits nach 13 Jahren. Beachten Sie, dass nach 20 Jahren die Einspeisevergütung ausläuft. Zudem bieten die meisten Hersteller von Stromspeichern eine Garantie von 20 Jahren. In der Praxis bedeutet das jedoch nicht, dass ein Stromspeicher auch nur 20 Jahre hält. Der Leistungszeitraum ist in der Regel deutlich länger, auch wenn hin und wieder Einzelteile ausgetauscht werden müssen.
Doch selbst wenn man in der Berechnung der Amortisation die fehlende Einspeisevergütung nach 20 Jahren sowie die Kosten für einen neuen Speicher berücksichtigt, spart man nach 30 Jahren in unserem Beispiel mindestens 27.000 Euro im Vergleich zum reinen Strombezug.
Photovoltaik mit Elektroheizung kombinieren
Die Kombination aus Photovoltaik und Elektroheizung scheint auf den ersten Blick natürlich alle Energieprobleme zu lösen. Tatsächlich ist es jedoch so, dass die benötigte Leistung bei reinen Elektroheizungen zu hoch ist, um von einer Photovoltaik-Anlage abgedeckt zu werden. Im direkten Vergleich ist ein Umstieg auf Öl oder Gas deutlich günstiger als der Kauf einer PV-Anlage, um dann mit Strom zu heizen.
Photovoltaik mit Wärmepumpe nutzen
Anders als herkömmliche Elektroheizungen benötigen Wärmepumpen erheblich weniger Strom. Dieser wird nämlich nicht direkt zum Heizen, sondern für die Bündelung von Umweltwärme genutzt. Eine Kombination aus Wärmepumpe und Photovoltaik-Anlage lohnt sich durchaus, wenn das Gebäude eine gewisse Dämmung besitzt.
Die Einsparungen gegenüber einer Wärmepumpe ohne PV-Anlage liegen nach 25 Jahren etwa ca. 21.000 Euro. Gegenüber der Anschaffung einer Öl-Brennwertheizung mit PV-Anlage sparen Sie nach 25 Jahren sogar 71.000 Euro und im Vergleich zu einer Gas-Brennwertheizung sogar unglaubliche 118.000 Euro! Wie man sehen kann, ist die Anschaffung einer PV-Anlage in Kombination mit einer Wärmepumpe also gut investiertes Geld.
In unserer Berechnung sind wir von einer stark steigenden Besteuerung des CO2-Ausstoßes in den kommenden 25 Jahren ausgegangen. Experten aus unserem Haus sind der Meinung, dass die Kosten einer Tonne CO2 in 20 Jahren auf bis zu 300 Euro ansteigen könnte - diese Progression liegt den Kosten für die Gasheizung und die Kombination aus Ölheizung und PV zugrunde. Ggf. fällt die CO2 Steuer jedoch noch höher aus.
Im nachfolgenden Schaubild finden Sie die Kosten für die vier Alternativen im Verlauf der Zeit:
Wirtschaftlichkeitsberechnung PV-Anlagen: im Internet
Solar- bzw. Photovoltaik-Rechner zur Wirtschaftlichkeitsberechnung von PV-Anlagen gibt es im Internet so einige. Nennenswert sind dabei sicher E.ON, enerix oder das Angebot verschiedenster Photovoltaik-Portale. Wir haben alle PV-Rechner einmal ausprobiert und sind zu einem klaren Ergebnis gekommen:
Wer unverbindlich und ohne Angabe von Kontaktdaten die Wirtschaftlichkeit einer PV-Anlage berechnen möchte, der sollte den Solarrechner von SMA nutzen. Er ist leicht zu bedienen und berücksichtigt wichtige Aspekte wie Wohnort, Anzahl der Personen im Haushalt, jährlicher Stromverbrauch, Dacheindeckung, und viele mehr.
Amortisation PV-Anlage: Großanlagen
Der Begriff Großanlage ist bei Photovoltaik recht groß gefasst. Denkbar ist eine Definition, die für Anlagen über 10 Kilowatt-Peak gilt, weil Betreiber ab dieser Größe nicht mehr als Kleinunternehmer gelten.
Danach gibt es dann wiederum eine sehr große Spanne zwischen 11 und 500 Kilowatt-Peak. Wir können hier also nur exemplarisch zwei Dinge hinsichtlich der Wirtschaftlichkeit festhalten:
Bei besonders großen Photovoltaik-Anlagen sind die Kosten pro Kilowatt-Peak bis zu 1/3 niedriger als bei Kleinanlagen. Gleichzeitig ist auch die Einspeisevergütung niedriger.
Photovoltaik oder Solarthermie nutzen?
Ob Sie Photovoltaik oder doch lieber Solarthermie nutzen sollten, hängt stark von der individuellen Situation Ihres Hauses, wie z.B. der bestehenden Energieversorgung und dem energetischem Zustand ab.
Zudem erfüllen die beiden Varianten unterschiedliche Zwecke. Die PV-Anlage verringert Ihre Abhängigkeit vom Stromanbieter und Ihren Stromverbrauch. Die Solarthermie-Anlage sorgt für günstigere Warmwasserbereitung und/oder geringere Heizkosten.
Beide Varianten werden sich in der Regel nach einigen Jahren Amortisieren. Welche Art der Solaranlage für Sie die beste ist, lassen Sie sich am besten von einem zertifizierten Energie Effizienz Experten erklären.
Zum Autor: Mike Kinder
Mike Kinder hat einen Master of Engineering im Bereich „Energieeffizientes und nachhaltiges Bauen“ und ist seit 2017 in der Bau- und Sanierungsbranche tätig. Als zertifizierter Energieeffizienz-Experte für Wohngebäude setzt er sich leidenschaftlich für innovative und nachhaltige Sanierungslösungen ein.
Wenn er nicht gerade für Energieheld schreibt, trägt er dazu bei, Ansätze zu entwickeln, um die Klimaziele im Gebäudesektor zu erreichen. Hier gelangen Sie zu Mikes LinkedIn Profil.