Oberste Geschossdecke dämmen: ein Ratgeber
Von Mike KinderNicht überall bietet sich eine Dachdämmung als sinnvolle Sanierung an. Wer dennoch Wärmeverluste verringern möchte, kann zur einfachen und günstigen Dachbodendämmung bzw. Dämmung der obersten Geschossdecke greifen.
Wir zeigen Ihnen, was Sie beachten müssen, wenn Sie Ihren Dachboden dämmen möchten, welche die beste Dämmung für den Dachboden ist, wie viel es kostenen, den Dachboden zu dämmen und wie Sie die passende Förderung erhalten. So gelingt die Dämmung für Ihren Dachboden garantiert!
Dachboden dämmen: Allgemeines
Ist es sinnvoll, den Dachboden zu dämmen? Bekanntlich steigt Wärme nach oben und deshalb ist diese Frage grundsätzlich mit Ja zu beantworten.
Wem eine Dachdämmung zu aufwendig oder zu teuer ist, kann einfach die oberste Geschossdecke dämmen, die in der Regel der Dachboden oder ein unzugänglicher Spitzboden / Kriechboden ist. Indem das Dach gedämmt wird, bleibt die erzeugte Heizwärme länger im Haus und Sie sparen Heizkosten. Außerdem erfüllen Sie so alle Vorgaben des seit 2020 geltenden Gebäudeenergiegesetzes GEG (vormals EnEV).
So eine Dachbodendämmung ist immer dort zu empfehlen, wo das Dachgeschoss in absehbarer Zeit nicht bewohnt werden soll. Wird der Raum als reiner Lagerplatz genutzt, können Sie sich eine aufwendige Dämmung am Dach sparen. Besteht jedoch die Möglichkeit, dass ein Dachausbau erfolgen soll, dann investieren Sie lieber in eine gute Dachdämmung.
Energieheld-Whiteboard zur Dachdämmung
In diesem Energieheld-Whiteboard informieren wir über die Arten, die Kosten und die Förderungen einer Dachdämmung. Außerdem zeigen wir einige der gängigsten Dämmstoffe. Wir beziehen uns hierbei auf durchschnittliche Werte für ein bereits bestehendes Ein- bzw. Mehrfamilienhaus. Alle Zahlen und Kosten sind als ungefähre Näherungswerte zu verstehen.
Achtung: Die Angaben zu Förderungen beziehen sich in den Energieheld-Whiteboards immer auf den aktuellen Stand bei Videoveröffentlichung und haben sich zuletzt im Januar 2024 geändert. Alle Veränderungen im Überblick finden Sie hier.
Quelle: © Energieheld / youtube.com
Dachboden dämmen: Dämmplatten, Dämmmatten oder Einblasdämmung?
Sie haben die Wahl zwischen verschiedenen Methoden und Dämmstoffe, um Ihren Dachboden zu dämmen. Der Dachboden kann von oben, zwischendrin und unten gedämmt werden. Folgende Dämmmaßnahmen stehen zur Auswahl:
Aufdeckendämmung: Hier wird von oben gedämmt, sprich die Dämmung wird an den Boden des Dachbodens angebracht.
Zwischendeckendämmung: Diese Art der Dämmung bietet sich beispielsweise bei Holzbalkendecken an. Zwischen den Holzbalken wird der Dämmstoff dicht gestoßen ausgelegt.
Unterdeckendämmung: Hier wird die Dämmung unter dem Dachboden, also unter der Decke des Wohnraums angebracht.
Dachbodendämmung mit Matten oder Platten
Die Dämmung kommt in Form von Dämmmatten und -platten. Die Verlegung dieser Matten und Platten kann enorm mühselig sein. Welche Dämmung genau zum Einsatz kommt, entscheiden Sie je nachdem, ob der Dachboden begehbar sein soll oder nicht.
Wenn Sie Ihren Dachboden begehbar machen wollen, ist ein tragfähiger Untergrund wichtig. Dafür muss der Boden eben sein. Zum Verlegen eignen sich beispielsweise robuste OSB-Platten (Spanplatten) oder Sperrholzplatten.
Einige Anbieter bieten komplette Systeme aus OSB-Platten (Spanplatten) und Dämmung an, die direkt verlegt werden können und sofort begehbar sind.
Wollen Sie Ihren Dachboden nicht nutzen, muss er natürlich nicht begehbar sein. So können die Dämmmatten einfach auf der obersten Geschossdecke verlegt werden. Als Dämmmaterialien eignen sich Dämmstoffe wie Steinwolle oder organische Fasern.
Einblasdämmung – die schnelle Alternative
Die Einblasdämmung ist oft die beste Möglichkeit, um die oberste Geschossdecke zu dämmen. Aufgrund der geringen Kosten und schnellen Umsetzung, die eine Einblasdämmung mit sich bringt, ist sie sehr beliebt und wird häufig genutzt. Der Dämmstoff, z. B. Zellulose oder Blähton wird hier in einen Hohlraum eingeblasen. Gewöhnlich reicht ein Tag, um die Arbeiten durchzuführen.
Ist ein Hohlraum noch nicht vorhanden, ist es möglich, diesen nachträglich zu bauen, in Form eines zweiten Bodens, dessen Hohlraum mit einem Dämmstoff befüllt wird. Alternativ kann die Dämmung auch auf den Dachboden aufgeblasen werden. Dann ist der Dachboden allerdings nicht begehbar (eher für Spitzböden / Kriechböden zu empfehlen).
Dachboden dämmen: unbegehbare oder begehbare Dachbodendämmung?
Wie bereits erwähnt, dämmt man in der Regel nur dann das Dach, wenn das Dachgeschoss unbewohnt ist. Je nachdem, ob Sie eine unbegehbare oder eine begehbare Dachdämmung wählen, entscheidet das darüber, ob Sie den Dachboden als begehbaren Stauraum nutzen können. In der unten stehenden Tabelle haben wir für Sie die Unterschiede zwischen der begehbaren und nicht begehbaren obersten Geschossdecke noch einmal veranschaulicht:
Ebene | Unbegehbare Dachbodendämmung | Begehbare Dachbodendämmung |
---|---|---|
Untergrund | Beton oder Holz | Beton oder Holz |
1. Ebene | Dampfbremse (optional) | Dampfbremse (zwingend notwendig) |
2. Ebene | Dämmstoff | Dämmstoff |
3. Ebene | OSB-Platten / Laminat | |
Vorteile | Kostet weniger in der Anschaffung | Der Dachboden kann als Lagerraum genutzt werden |
Wann empfiehlt sich welche Bauweise?
Prinzipiell ist die Dämmung einer begehbaren Geschossdecke mit höheren Kosten verbunden, da hier zusätzliche Materialien benötigt werden. Diese Mehrinvestition lohnt sich aber in fast allen Situationen, da Sie sich mehr Nutzungsmöglichkeiten offen halten.
Selbst wenn der Stauraum auf dem Dachboden zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht benötigt wird, so ist die Möglichkeit, ihn später zu nutzen, jederzeit vorhanden. Lediglich für Spitzböden / Kriechböden lohnt der Einbau einer begehbaren Dämmung nicht, da diese ohnehin kaum als Lagerraum genutzt werden können. Sie müssen daher nicht begehbar sein.
Dachboden dämmen: Kosten
In einem durchschnittlichen Einfamilienhaus sollten Sie beim Dachboden mit 60 bis 100 Quadratmetern zu dämmender Fläche rechnen. Bei größeren Gebäuden liegen Sie eher im Bereich von 300 bis 500 Quadratmetern.
Preislich liegen zwischen der Dämmung einer nicht begehbaren und einer begehbaren Geschossdecke meist nur etwa 31 Euro pro Quadratmeter. So kostet der Quadratmeter begehbarer Dachboden mindestens 50 Euro. Für einen Quadratmeter unbegehbare Geschossdecke zahlen Sie dagegen nur 19 Euro.
Im Durchschnitt belaufen sich die Kosten einer solchen Maßnahme bei unserem Musterhaus mit einer zu dämmenden Fläche von circa 60 Quadratmetern auf Gesamtkosten von rund 1.140 bis 3.000 Euro. Im Vergleich dazu würde eine umfassende Dachdämmung etwa 10.000 bis 31.000 Euro kosten – da ist der geringe Aufpreis für einen begehbaren Dachboden in der Regel leicht zu verschmerzen.
Dachbodendämmung | Kosten pro m² |
Gesamt (60 m²) |
---|---|---|
Nicht begehbare Dachbodendämmung (Einblasdämmung) | 19 - 31 € | ca. 1.140 - 1.860 € |
Einblasdämmung in einen bestehenden Hohlraum (begehbar) | 19 - 31 € | ca. 1.140 - 1.860 € |
Dämmung mit Dämmmatten (begehbar) | 19 - 31 € | ca. 1.140 - 1.860 € |
Begehbare Dachbodendämmung (Einblasen oder Dämmmatten) | 50 - 75 € | ca. 3.000 - 4.500 € |
Dachbodendämmung selber machen?
Zu Beginn ist außerdem zu klären, ob die Arbeiten von einem Fachbetrieb für Dämmung durchgeführt werden sollen, um garantiert den Anspruch auf Förderung zu haben.
Bei solch geringen Gesamtkosten spricht vieles gegen die Dachbodendämmung in Eigenregie. Wer unsauber arbeitet und Wärmebrücken einbaut, wird später sehr wahrscheinlich mit Schimmel zu kämpfen haben. Das gilt besonders im Umgang mit derDampfbremse.
Dachboden dämmen: Förderung
Für Dämmungen im Bereich des Daches und der obersten Geschossdecke kann man auf einen Zuschuss des Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) zurückgreifen.
Infrage kommt die BAFA BEG EM, die Förderung für Einzelmaßnahmen. Bevor Sie einen Antrag auf Förderung stellen können, müssen Sie jedoch das Angebot eines Handwerksbetriebs angenommen haben. Aus dem Angebot muss zudem hervorgehen, dass es nur dann wirksam ist, wenn die Förderung zugesagt wird. Nach Bewilligung der Maßnahme muss die Dämmung der obersten Geschossdecke dann innerhalb von 36 Monaten umgesetzt werden.
Außerdem muss für Einzelmaßnahmen an der Gebäudehülle ein Energieberater der dena-Expertenliste (Energie-Effizienz-Experte) eingebunden werden.
Bei der BAFA-Förderung gilt eine bestimmte Bagatellgrenze, also Mindestsumme. Die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) fördert Projekte zwischen 2.000 und 30.000 Euro mit 15 Prozent. Wenn Sie vor der Umsetzung einen individuellen Sanierungsfahrplan (iSFP) von einem dafür zertifizierten Energieberater erstellen lassen, erhöht sich der BAFA-Zuschuss auf 20 Prozent. Damit steigen auch die förderfähigen Investitionskosten von 30.000 Euro auf 60.000 Euro. Sie können mit einem iSFP den Zuschuss der BAFA also von bis zu 4.500 Euro auf bis zu 12.000 Euro erhöhen.
Liegt Ihre Investition unter der Bagatellgrenze von 2.000 Euro, ist sie nicht förderfähig. Sind größere Flächen zu dämmen oder soll der Dachboden nach der Sanierung auch begehbar sein, dann lohnt sich der Zuschuss aber auf jeden Fall.
Das Förderprogramm 262 der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) wurde mit einer Überarbeitung der BEG gestrichen, wodurch seit 2022 Einzelmaßnahmen weitestgehend von der BAFA gefördert werden. Wie Sie die Dachdämmung und weitere Sanierungsmaßnahmen im Rahmen einer Komplettsanierung fördern lassen können, erfahren Sie in unserem Artikel zu dem Programm KfW 261.
Maßnahme (60 m²) | Kosten | Programm | Förderung |
---|---|---|---|
Dachbodendämmung unbegehbar | ca. 1.200 € | Keine Förderung, da Kosten zu gering | n/a |
KfW 262 | Förderung seit 2022 nicht mehr möglich | ||
Dachbodendämmung begehbar | ca. 3.000 € | BAFA BEG EM | Einzelmaßnahme: 15 % der Kosten (höchstens 30.000 €), max. 4.500 € + ggf. 5 % ISFP-Bonus*: 20 % der Kosten (höchstens 60.000 €), max. 12.000 € |
KfW 262 | Förderung seit 2022 nicht mehr möglich |
Seit 2024 können Sie bei der KfW einen Ergänzungskredit zu der Zuschussförderung der BEG EM beantragen. Bis zu 120.000 Euro Kreditvolumen sind für Ihre Sanierung mit Einzelmaßnahmen möglich. Wenn Ihr jährliches zu versteuerndes Einkommen 90.000 Euro nicht übersteigt, gewährt die KfW Ihnen zudem eine Zinsvergünstigung.
Fazit
Durch eine fachgerechte Dämmung können nicht nur Heizkosten eingespart, sondern auch die Wohnqualität verbessert und der Umwelt etwas Gutes getan werden. Gerade, wenn eine umfassende Dachdämmung nicht möglich oder sinnvoll ist, stellt die Dämmung der obersten Geschossdecke eine kostengünstige Alternative dar.
Wir empfehlen, einen Energieberater hinzuzuziehen, um die beste Lösung für die individuellen Bedürfnisse und Gegebenheiten zu finden. Insbesondere bei der Beantragung von Fördermitteln ist die Einbindung eines Energieberaters erforderlich. Kontaktieren Sie uns gerne für ein Beratungsgespräch. Unsere Energieberater stehen Ihnen zur Seite.
Zum Autor: Mike Kinder
Mike Kinder hat einen Master of Engineering im Bereich „Energieeffizientes und nachhaltiges Bauen“ und ist seit 2017 in der Bau- und Sanierungsbranche tätig. Als zertifizierter Energieeffizienz-Experte für Wohngebäude setzt er sich leidenschaftlich für innovative und nachhaltige Sanierungslösungen ein.
Wenn er nicht gerade für Energieheld schreibt, trägt er dazu bei, Ansätze zu entwickeln, um die Klimaziele im Gebäudesektor zu erreichen. Hier gelangen Sie zu Mikes LinkedIn Profil.