XPS Dämmung mit Hartschaumplatten aus Polystyrol
Von Mike KinderWas ist XPS Dämmung? Extrudiertes Polystyrol, kurz XPS, gehört zu den synthetischen Dämmstoffen. Anders als beim EPS wird beim XPS aus dem Kunststoffgranulat eine Hartschaumplatte gebildet. Häufig wird auch der rechtlich geschützte Name „Styrodur“ zur Bezeichnung von XPS verwendet. XPS Dämmplatten kommen oft in Fassaden zum Einsatz, aber auch Keller und Bodenplatten werden damit gedämmt.
Da extrudiertes Polystyrol aus Erdöl hergestellt wird, liegen die Brandschutzeigenschaften leider im Bereich von B1 und B2 – XPS ist entflammbar. Erfahren Sie hier mehr über die Dämmung mit XPS-Platten.
XPS Dämmung: Herstellung & Geschichte
XPS steht für „extrudierter Polystyrol-Hartschaum“, basiert auf Erdöl und besteht zum größten Teil aus Luft. XPS Dämmung ist in Form von Platten in verschiedenen Formen und Stärken erhältlich. Um diese herzustellen, wird Polystyrol-Granulat geschmolzen, mithilfe von Treibmitteln wie Kohlendioxid aufgeschäumt und durch eine flache Düse gepresst. Während des Prozesses vergrößert der Stoff sein Volumen um ein Vielfaches. Anschließend werden Dämmplatten geformt, deren Bearbeitung nach dem Abkühlen möglich ist.
Angeblich führte der Apotheker Eduard Simon schon im Jahr 1839 Experimente mit Styrol, einem Grundbestandteil von Schaumstoffen, durch. Der Beginn der technischen Produktion des Stoffs Polystyrol wird im Jahr 1931 verortet. Dieses dient als Grundlage zur Herstellung von XPS sowie EPS. Extrudiertes Polystyrol zählt heute mit zu den gängigsten Kunststoffen und findet sich neben dem Bauwesen auch beispielsweise in der Verpackungsbranche.
XPS Dämmung verfügt über hervorragende Wärmedämmeigenschaften. Von dem ihm sehr ähnlichen Stoff EPS unterscheidet XPS sich durch seine höhere Druckfestigkeit. Weiterhin ist die XPS Dämmung unempfindlich gegenüber Wasser. Da die Basis von XPS-Dämmungen Erdöl ist, wird XPS in die Brandschutzklasse B2 eingestuft.
XPS Dämmung: Besonderheiten & Einsatzbereiche
Falls Sie auf der Suche nach einem Dämmmaterial mit guten Dämmeigenschaften sind, ist XPS Dämmung definitiv eine gute Wahl, denn zu den großen Stärken von extrudiertem Polystyrol zählt eine relativ geringe Wärmeleitfähigkeit von 0,035 bis 0,045 Watt pro Meter und Kelvin.
Darüber hinaus ist XPS Dämmung äußerst formstabil, wodurch sich der Dämmstoff besonders gut für die Dämmung von Bodenplatten und Decken eignet. Möchten Sie Räume dämmen, die in direktem Kontakt mit Feuchtigkeit und Kälte stehen oder planen Sie andere Maßnahmen im Bereich der Perimeterdämmung – also der Kellerdämmung von außen -, wird Ihnen XPS gute Dienste leisten. Der Stoff ist resistent gegenüber Feuchtigkeit, sodass keinerlei Nässe in das Material eindringen kann.
Neben der Perimeterdämmung finden XPS-Platten auch im Bereich der Fassadendämmung Verwendung, beispielsweise um den Sockelbereich zu dämmen. Auch an typischen Wärmebrücken wie etwa einem unzureichend gedämmten Fenstersturz oder auskragenden Balkonplatten wird XPS oft nachträglich zur Minderung des Wärmeverlustes eingesetzt.
Dämmstoff | Besonderheit | Einsatzbereich |
---|---|---|
XPS | Gute Dämmeigenschaften | Dach, Wände und Decke |
Formstabil | Decken und Böden | |
Feuchtigkeitsbeständig | Außenwände und Balkon |
XPS Dämmung: sinnvolle Alternativen
Sie möchten nicht mit XPS dämmen und sind auf der Suche nach einer organischen Alternative? Wie wäre es mit einer Dämmung mit Zellulose? Die Dämmung ist als Matte oder Einblasdämmung erhältlich und verfügt mit 0,042 Watt pro Meter und Kelvin über gute Dämmeigenschaften. Eingesetzt werden kann Zellulose für die Dämmung der obersten Geschossdecke oder als Zwischensparrendämmung im Dach. Die Durchführung einer Perimeterdämmung ist mit Zellulose nicht möglich.
XPS und EPS haben sehr ähnliche Eigenschaften. Die größten Unterschiede sind, die höhere Stabilität von XPS sowie dessen geringere Empfindlichkeit gegenüber Feuchtigkeit. Dafür ist der Preis von XPS höher und die Herstellung energieintensiver.
XPS Dämmung: Vorteile & Nachteile
XPS Dämmung weist eine relativ geringe Wärmeleitfähigkeit von durchschnittlich 0,038 Watt pro Meter und Kelvin auf. Dadurch ist der Wärmedurchgangskoeffizient von XPS ebenfalls gering. Um den Anforderungen des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) – ehemals Energieeinsparverordnung (EnEV) – gerecht zu werden, muss die Dämmdicke mit XPS lediglich 15 Zentimeter betragen.
Da XPS-Hartschaumplatten extrem fest sind, verfügen sie über eine hohe Formbeständigkeit. Das ist vor allem dann vorteilhaft, wenn ein nachträglicher Verlust der Form der Dämmung auf jeden Fall vermieden werden soll. Negativ ist hingegen die Einordnung von XPS in die Brandschutzklasse B2 zu beurteilen: XPS Dämmung ist normal entflammbar.
Im Brandfall können darüber hinaus sowohl starker Qualm als auch giftige Gase entstehen. Ein weiterer Nachteil des Dämmstoffes XPS ist die begrenzte Verfügbarkeit des Erdöls, aus dem der Dämmstoff hergestellt wird. Zudem ist XPS Dämmung nicht UV-beständig, was dazu führt, dass es bei hoher Strahlungsintensität vergilbt und spröde wird.
Dämmstoff | Vorteile | Nachteile |
---|---|---|
XPS | Geringe Wärmeleitfähigkeit | Normal entflammbar |
Geringe Dämmdicke notwendig | Qualmbildung im Brandfall | |
Formbeständig | Begrenzte Verfügbarkeit des Rohstoffs | |
- | Nicht UV-beständig |
XPS Dämmplatten: übliche Preise für Material & Einbau
Die Materialkosten für XPS Dämmplatten belaufen sich ohne Einbau auf circa 6 bis 38 Euro pro Quadratmeter, je nach Art der Dämmung und Dicke des Dämmstoffs. So sind die Preise für XPS Dämmung in der Regel höher als die von EPS. Gerechtfertigt werden kann der höhere Preis durch die spezifischen Eigenschaften von XPS, wie beispielsweise das breite Feld möglicher Einsatzbereiche.
Beispiel: Perimeterdämmung im Keller (60 m²) mit XPS
Wenn Sie eine Perimeterdämmung planen, sind XPS Dämmplatten die beste Wahl für Sie. Deshalb berechnen wir im folgenden Beispiel die Kosten für die Perimeterdämmung eines Kellers. Dabei legen wir der Rechnung eine Fläche von 70 Quadratmetern sowie eine Dämmdicke von 15 Zentimetern zugrunde. Letzteres dient dazu, den vom GEG vorgeschriebenen U-Wert von 0,24 W/(m²K) zu erreichen.
Dämmstoff | Dämmung | Materialkosten | Einbaukosten | Kosten für 70 m² |
---|---|---|---|---|
XPS | Perimeterdämmung | 27 € pro m² | 44 € pro m² | 4.970 € |
XPS Dämmung: die wichtigsten Eigenschaften
Zu den wichtigsten Eigenschaften von XPS zählt die geringe Wärmeleitfähigkeit. Das bedeutet nämlich, dass durch die Dämmung nur wenig Wärme nach außen verloren geht.
In Kombination mit der guten Wärmespeicherkapazität bringen XPS Dämmplatten somit sehr gute Wärmedämmeigenschaften mit. Weiterhin ist das Material sehr resistent gegenüber Feuchtigkeit. Dies ist zurückzuführen auf die Struktur geschlossener Zellen, die bei der Herstellung von XPS Dämmung entsteht.
Da Feuchtigkeit nicht in die Dämmung eindringen kann, verwittert sie nur langsam. So ist XPS ein Dämmstoff, der lange Bestand hat und dessen Einsatz eine langlebige Dämmqualität verspricht. Ein Vorteil vor allem beim Dämmen des Kellers von außen (Perimeterdämmung) und beim Dämmen der Bodenplatte. Darüber hinaus besitzt XPS eine gute Wärmespeicherkapazität. Diese ist auf die dichte Struktur des Dämmstoffs zurückzuführen.
Dank der homogenen Zellstruktur ist XPS besonders druckfest. Damit werden zum einen punktuelle Belastungen durch lokale Verformungen aufgenommen. Zum anderen ist die Dämmung aufgrund dessen formbeständig. So schrumpft und verrutscht XPS nicht während des Einsatzes.
Dämmstoff | Eigenschaft | Wirkung in der Praxis |
---|---|---|
XPS | Niedrige Wärmeleitfähigkeit | Geringer Wärmeverlust nach außen |
Geschlossene Zellstruktur | Resistent gegenüber Feuchtigkeit | |
Wasserfest | Langlebig | |
Homogene Zellstruktur | Druckbelastbar |
Umweltfreundlichkeit
XPS-Platten werden aus Erdöl hergestellt. Dabei handelt es sich um einen begrenzten Rohstoff, was sich negativ auf die Öko-Bilanz von XPS Dämmung auswirkt. Weiterhin ist bei der Herstellung der Dämmung eine große Menge Primärenergie notwendig, sodass währenddessen viel CO2 ausgestoßen wird. Aufgrund der Treibmittel, die für das Aufschäumen in der Herstellung verwendet werden, ist eine Weiterverarbeitung alter Dämmplatten aus XPS nicht möglich. So ist die Umweltfreundlichkeit von XPS Dämmung als schlecht zu bewerten.
Kälteschutz und Hitzeschutz
Neben seinen guten Dämmeigenschaften punktet XPS ebenfalls im Bereich des Kälte- und Hitzeschutzes. Mit einer guten Wärmespeicherkapazität von 1.400 bis 1.500 Joule pro Kilogramm und Kelvin bewegt sich die Leistung der Dämmung im soliden Mittelfeld. Kombiniert mit der sehr niedrigen Wärmeleitfähigkeit garantiert eine Dämmung mit XPS im Winter ein schnelles Aufheizen und langsames Auskühlen von Räumen.
Brennbarkeit und Feuchtigkeitsregulierung (Schimmelgefahr)
Zwar ist XPS beständig gegenüber Wasser, allerdings ist der Dämmstoff nicht in der Lage, Feuchtigkeit aufzunehmen und wieder abzugeben. So trägt XPS weder zur Regulierung des Raumklimas bei, noch beugt es Schimmel vor. In gänzlich verschlossenen Räumen kann deshalb die Bildung von Schimmel begünstigt werden. Darüber hinaus gilt XPS als normal entflammbar und wird damit in die Brandschutzkategorie B2 eingestuft.
Ist XPS Dämmung gesundheitsschädlich?
Die synthetischen Dämmstoffplatten aus XPS stellen nach Einbau kein akutes Gesundheitsrisiko dar. Während des Ein- und Ausbauens dieser Dämmstoffplatten sollte jedoch auf eine Feinstaubmaske zurückgegriffen werden, um das Eindringen synthetischer Fasern in die Lunge zu verhindern. Auch im Falle eines Brandes geben die Dämmstoffplatten giftige Gase ab, sodass XPS eher als gesundheitsgefährdender Dämmstoff zu betrachten ist.
XPS Dämmung: Entsorgung
Die Entsorgung ausgedienter XPS-Dämmung erfolgt für gewöhnlich über Ihre örtliche Bauschuttdeponie beziehungsweise in Abfallverbrennungsanlagen. Aufgrund des Einsatzes von Treibmitteln bei der Herstellung ist eine stoffliche Verwertung von XPS nicht möglich. Die Kosten für die Entsorgung als Bauschutt belaufen sich auf rund 33 bis 55 Euro pro Tonne.
Zum Autor: Mike Kinder
Mike Kinder hat einen Master of Engineering im Bereich „Energieeffizientes und nachhaltiges Bauen“ und ist seit 2017 in der Bau- und Sanierungsbranche tätig. Als zertifizierter Energieeffizienz-Experte für Wohngebäude setzt er sich leidenschaftlich für innovative und nachhaltige Sanierungslösungen ein.
Wenn er nicht gerade für Energieheld schreibt, trägt er dazu bei, Ansätze zu entwickeln, um die Klimaziele im Gebäudesektor zu erreichen. Hier gelangen Sie zu Mikes LinkedIn Profil.