Dämmen mit Flachs: Flachsdämmung für nachhaltiges Bauen - Flachs Dämmstoff
Von Mike KinderDämmstoffe aus Flachs werden aus den Fasern der Flachspflanze hergestellt. Dabei werden die sogenannten Kurzfasern der Pflanze verwendet, ein Abfallprodukt der Leinen verarbeitenden Industrie.
Die Fasern werden zu Vlies verarbeitet und durch Stärke- oder Polyesterfasern verfestigt. Anschließend werden verschiedene Salze als Brandschutzmittel hinzugefügt. Auf diese Weise entstehen Flachs-Dämmplatten bzw. Flachs-Dämmmatten. Erfahren Sie hier im Lexikon mehr über Dämmstoffe. Bei Fragen können Sie uns gern kontaktieren.
Dämmen mit Flachs: Herstellung und Geschichte
Um Dämmplatten aus Flachs herzustellen, werden aus der Pflanze die Stängel beziehungsweise Kurzfasern gewonnen. Im Anschluss wird das Material zu einem Faservlies verarbeitet. Für gewöhnlich werden bei diesem Schritt Polyester- oder Stärkefasern hinzugegeben, die dem Produkt mehr Festigkeit verleihen. Darüber hinaus werden den Matten verschiedene Salze hinzugefügt, die als Brandschutzmittel fungieren.
Die älteste nachweisbare Flachsverarbeitung Mitteleuropas liegt rund 28.000 Jahre zurück. Damals wurde Flachs vornehmlich für die Fertigung von Kleidung verwendet. Nachdem im 18. Jahrhundert viele Dörfer niederbrannten, wurden die ersten Bestimmungen zum Umgang mit Flachs erlassen. Heute ist Flachs vor allem als umweltfreundlicher Dämmstoff bekannt.
Flachs eignet sich besonders als Dämmstoff für nachhaltiges Bauen, da er aus einem nachwachsenden Material gefertigt wird. Gleichzeitig verfügt das Material über gute Dämm- und Schallschutzeigenschaften. Allerdings ist der Einsatz von Flachs als Dämmung auf wenige Bereiche des Hauses beschränkt. In Kombination mit anderen Dämmstoffen kann Flachs jedoch zu einer guten Gesamtbilanz Ihrer Immobilie beitragen.
Dämmen mit Flachs: Besonderheiten & Einsatzbereiche
Wenn Sie eine Innenraumdämmung planen, ist der Einsatz von Flachs definitiv eine Überlegung wert, denn das natürliche Material besitzt gute Wärmedämmeigenschaften. Weiterhin bietet der Stoff einen sehr guten Schallschutz, was besonders praktisch ist, wenn Ihre Immobilie in einer geräuschintensiven Umgebung steht.
Darüber hinaus zeichnet sich Flachs durch eine besonders hohe Formbeständigkeit aus. So müssen Sie nicht befürchten, dass das Material mit der Zeit einschrumpft. Flachs kann bei der Dämmung der Innenräume verwendet werden. Weiterhin eignet sich der Stoff gut als Zwischensparrendämmung von Dächern und Fachwerkwänden.
Allerdings sind die möglichen Einsatzbereiche des Dämmstoffs schnell erschöpft. Als Außendämmung sowie als Dachdämmung ist Flachs nämlich nicht geeignet. Somit sollten Sie bei einer ganzheitlichen Dämmung Ihrer Immobilie Flachs in Kombination mit anderen Dämmstoffen einsetzen.
Dämmstoff | Besonderheiten | Einsatzbereich |
---|---|---|
Flachs | Gute Wärmedämmeigenschaften | Dach und Decke |
Hohe Formbeständigkeit | Holzbalkendecken und Wände | |
Sehr hoher Schallschutz | Decke und Wände |
Sinnvolle Alternativen zu Flachs als Dämmstoff
Kork ist eine gute Alternative zu Flachs. So können Sie Pläne verwirklichen, die über den Anwendungsbereich von Flachs hinausgehen. Gleichzeitig setzen Sie mit einer Kork-Dämmung auf ähnlich gut Wärmeeigenschaften. Darüber hinaus wird Kork in der Brandschutzklasse B1 eingestuft und liegt damit sogar höher als Flachs.
Eine weitere Alternative zu Flachs stellen Dämmstoffe aus Hanf dar. Beide Varianten sind in Form von Matten mit ähnlichen Dämm- und Brandeigenschaften erhältlich. Neben der Zwischensparrendämmung ist Hanf ebenfalls als Wanddämmung im Trockenbau einsetzbar.
Dämmen mit Flachs: Vorteile & Nachteile
Die Wärmeleitfähigkeit von Flachs beträgt gerade einmal 0,04 W/(mK), was sich positiv auf die Eigenschaften zur Wärmedämmung auswirkt. Dadurch benötigen Sie weniger Material, um auf einen von der Energiesparverordnung vorgegeben U-Wert von 0,24 W/(m²K) zu kommen. Allein 15 Zentimeter Dämmdicke ist dafür ausreichend.
Ein Nachteil von Flachs ist seine Entflammbarkeit, denn trotz der Behandlung durch verschiedene Salze bei der Herstellung bleibt der Stoff brennbar. Hinzu kommt, dass die Fasern nicht sonderlich elastisch und somit nur für konventionelle Bauformen geeignet sind. Auch die begrenzten Anwendungsfelder einer Flachs-Dämmung schlagen sich als Minuspunkt nieder.
Dämmstoff | Vorteile | Nachteile |
---|---|---|
Flachs | Gute Wärmeleitfähigkeit | Hohe Brennbarkeit |
Geringe Dämmdicke ausreichend | Begrenzt in Anwendung |
Dämmen mit Flachs: übliche Preise für Material & Einbau
Abhängig von der gewünschten Dämmdicke können Sie bei einer Dämmung mit Flachs zwischen 18 und 42 Euro rechnen. Damit ist Flachs ein verhältnismäßig günstiger Dämmstoff. Um den U-Wert von 0,24 W/(mK) zu erreichen, lässt sich mit einem Preis um die 21 Euro kalkulieren. Für Einbau können Sie von 33 bis 45 Euro pro Quadratmeter ausgehen.
Beispiel: Dämmung des Innenraums (130 m²) mit Flachs
Die folgende Tabelle dient Ihnen als Hilfe, um einen ersten Überblick über potenzielle Kosten bei einer Dämmung der Innenräume mit Flachs zu erhalten. Dabei haben wir für Sie den Preis bei einer zu dämmenden Fläche von 130 Quadratmetern berechnet.
Dämmstoff | Dämmung | Materialkosten | Einbaukosten | Kosten für 130 m² |
---|---|---|---|---|
Flachs | Kerndämmung | 21 € pro m² | 33 - 45 € pro m² | 7.000 - 8.600 € |
Dämmen mit Flachs: die wichtigsten Eigenschaften
Flachs besteht zu einem großen Teil aus Zellulose, was den Dämmstoff reistent gegenüber Fäulnis und Schimmel macht. Auch ist das Material dadurch vor Insekten und Ungeziefer auf natürliche Weise geschützt.
Wenn Sie beispielsweise einen Altbau sanieren möchten, leistet Flachs Ihnen dank seiner Diffusionsoffenheit gute Dienste. Dank der Fähigkeit Feuchtigkeit aufzunehmen und nach außen abzugeben reguliert Flachs das Raumklima auf natürliche Weise. Zu guter Letzt zeichnet sich Flachs durch seine Eigenschaft aus, durch seine Anbringung die Durchlässigkeit von Lärm und Geräuschen durch die Wand zu verringern.
Dämmstoff | Eigenschaft | Wirkung in der Praxis |
---|---|---|
Flachs | Zellulosehaltig | Resistent gegenüber Schimmel, Fäulnis und Ungeziefer |
Diffusionsoffen | Reguliert die Feuchtigkeit im Raum | |
Schallmindernd | Reduziert den Geräuschpegel |
Umweltfreundlichkeit
Als in der Natur vorkommender Rohstoff eignet sich Flachs ideal für eine nachhaltige Bauweise. Auch die Herstellung wirkt sich positiv auf die Umweltbilanz des Dämmstoffs aus, da nur wenig Energie notwendig ist. Darüber hinaus ist Flachs unbedenklich für Gesundheit und Natur. Zudem ist der Erwerb lokal produzierter Dämmstoffe sowie pestizidfreier Materialien möglich.
Kälteschutz und Hitzeschutz
Der Dämmstoff kann einen Wärmeleitkoeffizienten von durchschnittlich 0,04 W/(mK) vorweisen, sodass Hitze und Kälte sich in Flachs verhältnismäßig langsam ausbreiten. Hingegen ist der Hitzeschutz von Flachs mit einer Wärmespeicherkapazität von 1.300 Joule pro Kilogramm und Kelvin als schlecht zu bewerten, denn das heißt, dass das Material nur wenig Energie speichern kann.
Brennbarkeit und Feuchtigkeitsregulierung (Schimmelgefahr)
Eingestuft in die Brandschutzklasse B2 gilt Flachs als normal entflammbar, sodass der Dämmstoff beispielsweise nicht in Gebäuden mit der Auflage eines hohen Brandschutzes eingesetzt werden sollte. Im Gegensatz dazu wird die hervorragende Feuchtigkeitsregulierung von Flachs von Bauherren geschätzt.
Ist eine Dämmung aus Flachs gesundheitsschädlich?
Der vollständig natürliche und nachwachsende Rohstoff Flachs ist ein besonders gesundheitsschonender Dämmstoff. So kann auch der Ein- und Ausbau einer solchen Dämmung ohne zusätzliche Vorsichtsmaßnahmen durchgeführt werden. Lediglich der vergleichsweise geringe Brandschutz kann als möglicher Kritikpunkt angeführt werden. Im Allgemeinen kann die Dämmung aus Flachs jedoch als eine der gesundheitsfreundlichsten Dämmungen angeführt werden. .
Flachs Dämmstoff entsorgen
Aufgrund der Zusätze sollte von der Kompostierung von Flachs abgesehen werden. Doch es gibt auch eine umweltfreundliche Möglichkeit, das Material zu entsorgen, denn Flachs ist wiederverwertbar und kann dem Produktionsprozess wieder zugeführt werden.
Zum Autor: Mike Kinder
Mike Kinder hat einen Master of Engineering im Bereich „Energieeffizientes und nachhaltiges Bauen“ und ist seit 2017 in der Bau- und Sanierungsbranche tätig. Als zertifizierter Energieeffizienz-Experte für Wohngebäude setzt er sich leidenschaftlich für innovative und nachhaltige Sanierungslösungen ein.
Wenn er nicht gerade für Energieheld schreibt, trägt er dazu bei, Ansätze zu entwickeln, um die Klimaziele im Gebäudesektor zu erreichen. Hier gelangen Sie zu Mikes LinkedIn Profil.