Ökostrom: Alle Infos zu Preisen, Wechsel & Anbietern von Grünstrom
Von Mike KinderWer daheim etwas für den Klimaschutz tun möchte, sollte über einen Umstieg auf Ökostrom, auch "Grünstrom" genannt, nachdenken. Damit kann ein effektiver Beitrag zur Energiewende geleistet und Kohlenstoffdioxid-Emissionen reduziert werden.
Nicht umsonst erfreut sich Ökostrom immer größerer Beliebtheit, die Nachfrage wächst stetig. Aber wie lässt sich der passende Tarif ausmachen und was sollte beachtet werden, wenn man den Ökostromanbieter wechseln will? In diesem Artikel erfahren Sie alles rund um die Nutzung von Ökostrom.
Ökostrom: Alle Vorteile im Überblick
Mit Ökostrom ist elektrische Energie aus erneuerbaren Quellen gemeint, also hauptsächlich aus Wind- und Wasserkraft sowie Solarenergie. Strom aus regenerativen Energiequellen wird eine höhere ökologische Vertretbarkeit zugerechnet. Das bedeutet, dass Verbraucher aktiv zum Klima- und Umweltschutz beitragen und darüber hinaus den Abschied von konventionellen Energiequellen unterstützen.
Dieser Beitrag lässt sich ganz bequem von daheim leisten und hat dennoch eine große Wirkung. Windenergieanlagen und Wasserkraftwerke stoßen beispielsweise rund 94 Prozent weniger Kohlenstoffdioxid (CO2) aus als fossile Kraftwerke. Anders formuliert, können pro Kopf etwa 1,5 Tonnen CO2-Äquivalente pro Jahr eingespart werden. Außerdem werden durch die Nutzung von Ökostrom die Förderung und der Bau von Neuanlagen zur Erzeugung von Ökostrom unterstützt. Auch im Bereich der Elektromobilität setzt man hauptsächlich auf Ökostrom.
Energieheld-Whiteboard zum Anbieterwechsel
Quelle: © Energieheld / youtube.com
In diesem Energieheld-Whiteboard informieren wir über die Erzeugung von Ökostrom und den Wechsel des Stromanbieters. *ACHTUNG: Wir beziehen uns hierbei auf durchschnittliche Werte. Alle Zahlen und Kosten sind als ungefähre und durchschnittliche Näherungswerte zu verstehen.
Lohnt sich der Wechsel?
Ja, die Umstellung auf Grünstrom lohnt sich! Verbraucher bringen sich somit aktiv zum Abschied von fossilen Brennstoffen und gefährlicher Atomkraft ein. Unser Strom wird damit nachhaltig und zukunftsfähig. Wenn das noch nicht Grund genug ist: Auch preislich sind keine großen Unterschiede im Vergleich zu konventionellem Strom zu erwarten.
Beim Umstieg auf Ökostrom kommt selbiger nicht automatisch aus der Steckdose, aber der gesamte Strommix wird grüner. Angst vor einem Stromausfall müssen Sie trotzdem nicht haben, denn auch beim Umstieg besteht eine Versorgungsgarantie!
Ökostrom: Preis-Entwicklung
Häufig wird der finanzielle Unterschied zwischen Ökostrom und Normalstrom höher eingeschätzt, als er tatsächlich ist. Während Ökostrom anfänglich teurer war als Strom aus konventionellen Energiequellen, lässt sich heutzutage kein nennenswerter Preisunterschied mehr feststellen.
Laut Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft liegt der durchschnittliche Preis für Grünstrom momentan bei 34,673 Cent pro Kilowattstunde (Dreijahresdurchschnitt). Damit ist er sogar etwas günstiger als konventioneller Strom. Zwar ist der „grüne Strom“ in den letzten Jahren auch teurer geworden, die Anstiege fielen jedoch geringer aus als bei konventionellen Stromtarifen, was zu einem Preisangleich führte.
Ökostrom-Anbieter im Vergleich
Sie möchten auf Ökostrom umsteigen oder Ihren Ökostromanbieter wechseln? Die nachfolgend genannten Unternehmen gehören zu den größten unabhängigen Ökostrom-Anbietern und gelten insgesamt als besonders empfehlenswert. Alle der genannten Versorger sind unabhängig von Atomkonzernen und fördern aktiv den Ausbau erneuerbarer Energien. Einen ausführlicheren Vergleich der Ökostrom-Anbieter finden Sie hier.
Ökostrom-Anbieter | Besonderheiten | Verfügbarkeit | Preis pro kWh* |
---|---|---|---|
BayWa Ökoenergie GmbH | Strom aus Wasserkraft | deutschlandweit | Geschlossen |
Fischtreppen für Anlagen | |||
Bürgerinitiative Umweltschutz | Ökologische Stromversorgung durch Einkaufsgemeinschaft | deutschlandweit | 30,50 Ct / kWh (derzeit keine Neukundenaufnahme) |
Keine vertragliche Mindestlaufzeit | |||
Die Bürgerwerke | Bürger setzen gemeinsam Energie-Projekte um | deutschlandweit | Regional angepasst |
Strom aus regionalen Sonnen-, Wind- und Wasserkraftwerken | |||
Fester Betrag wird pro kWh in neue nachhaltige Projekte investiert | 40,35 - 42,37 Ct / kWh (grobe Spanne) |
||
Elektrizitätswerke Schönau (EWS) | Genossenschaftlich betriebenes Elektrizitätswerk | deutschlandweit | n/a ; Aktuell keine Neukundenaufnahme |
Decken selbst alle Leistungsbestandteile für eine dezentrale und ökologische Energieversorgung ab | |||
Enspire Energie | Verschiedene Prämien und Boni beim Wechsel | n/a | n/a |
Ökostrom aus Wasserkraft | |||
Greenpeace Energy | Treiben die Einbindung von Wind-Energie in den Strommix voran | n/a | n/a |
Ohne Strom aus Biogas | |||
Genossenschafts-Modell für Selbstbestimmung und Unabhängigkeit | |||
Heidelberger Solidarstromer | Verschiedene Tarifmodelle | n/a | 30,15 Ct / kWh |
Automatische Abgabe an Stiftungstopf | |||
Klimaschutz+ Energiegenossenschaft | Genossenschaft | deutschlandweit | n/a (derzeit keine Neukundenaufnahme) |
Gewinne gehen an Klimaschutz+ Stiftung für Klimaschutz, Gerechtigkeit und Frieden | |||
Partner der EWS, daher kein Wechsel von EWS möglich | |||
Lichtblick | 100 % Ökostrom aus deutscher Wasserkraft | deutschlandweit | 53,60 Ct / kWh |
Pro Monat und Kunde wird 1 m² Regenwald in Ecuador geschützt | |||
MANN-Naturenergie | Normal- und Förderbeitrag wählbar | n/a | n/a (derzeit keine Neukundenaufnahme) |
Anbieter von Ökostrom für Stromtankstellen | |||
Tarife für Wärmepumpen und Nachtspeicher | |||
Naturstrom | 100 % aus deutschen Wind- und Wasserkraftwerken | deutschlandweit | 48,90 - 50,90 Ct / kWh |
Investieren festen Betrag pro Kilowattstunde in neue Öko-Kraftwerke | |||
Ökostromer Edingen-Neckarhausen | Verschiedene Tarifmodelle | n/a | n/a (derzeit keine Neukundenaufnahme) |
Automatische Abgabe für Stiftungstopf | |||
Polarstern | Strom aus einem Laufwasserkraftwerk in Bayern, prämiert für Landschafts- und Naturschutzmaßnahmen | deutschlandweit | 49,62 Ct / kWh |
Investieren in den Ausbau erneuerbarer Energien | |||
Engagieren sich im Social Business und sind Mitglied der Gemeinwohl-Ökonomie | |||
ProEngeno | Genossenschaft | deutschlandweit | 43,24 Ct / kWh |
Ökostrom aus Wasserkraft | |||
Klimaschutzprojekte kompensieren Ihre Gas-Emissionen | |||
Prokon Regenerative Energien | Windenergie als Kerngeschäft | deutschlandweit | 56,40 - 56,90 Ct / kWh |
Genossenschaft | |||
Keine Vertragslaufzeit | |||
Savero | n/a | n/a | n/a |
Schriesheimer Ökostromer | Verschiedene Tarifmodelle | n/a | n/a (derzeit keine Neukundenaufnahme) |
Automatische Abgabe in Stiftungstopf | |||
Solidarische Ökonomie Bremen | Förderung des Ausbaus von Solaranlagen | n/a | n/a |
Aktivierungstreffen für mehr Gemeinschaft | |||
Bremer Solidarfonds | |||
Stadtwerke Müllheim-Staufen | Ausgezeichnet als Top-Lokal-Versorger | n/a | n/a (derzeit keine Neukundenaufnahme) |
Ggfs. Sondertarife möglich |
*Gilt für 4.500 kWh pro Jahr
Unabhängig von diesem Überblick gibt es im Internet auch weitere Möglichkeiten, um Stromtarife zu vergleichen. Wir empfehlen jedoch, sich etwas Zeit für den Vergleich zu nehmen und nicht sofort das bunteste und günstigste Angebot auszuwählen. Schauen Sie auch auf das Kleingedruckte, die Qualitätssiegel und die Rezensionen anderer Nutzer.
Grünstrom: falscher vs. echter Ökostrom mit Siegel
Da es sich bei Ökostrom ähnlich verhält wie bei Bio-Lebensmitteln und der Begriff Öko nicht geschützt ist, müssen Verbraucher einen kritischen Blick auf die Tarife werfen.
Nur weil ein Energielieferant einen Ökostromtarif präsentiert und dieser womöglich zertifiziert wurde, heißt das noch lange nicht, dass es sich um ein klimafreundlich orientiertes Unternehmen handelt. Manch einer mag hier sogar schon von „Etikettenschwindel“ oder einer „Ökostrom-Lüge“ sprechen.
Es gibt jedoch ein paar Siegel, die helfen, solche Fallen zu umgehen. Zu nennen sind vor allem Grüner Strom, TÜV Nord / Süd sowie ok-power und EcoTopTen. Wenn Sie diese Siegel finden, können Sie auf nachhaltigen und hundertprozentigen Ökostrom vertrauen. Aber warum muss man sich auf solche Siegel verlassen und wieso kann es falschen Ökostrom geben?
Die Antwort ist eigentlich recht einfach, aber auf den ersten Blick vielleicht etwas verwirrend: Ökostrom darf nur als solcher vermarktet werden, wenn ein sogenannter Herkunftsnachweis (HKN) vorliegt. Versorger kaufen den Strom also zusammen mit dem Nachweis über die Herkunft und entwerten diesen Nachweis, sobald die betreffende Menge Strom an Kunden weitergeleitet wurde. Deutsche Energieversorger kaufen zumeist Ökostrom aus Norwegen ein bzw. die entsprechenden HKN.
Siegel | Garantie für Ihren Ökostrom | |||
---|---|---|---|---|
Grüner Strom | 100 % erneuerbare Energien | Ausbau wird aktiv gefördert | keine Beteiligung an Atomkraftwerken | |
ok-power | 100 % erneuerbare Energien | Ausbau wird aktiv gefördert | keine Beteiligung an Atomkraftwerken | |
EcoTopTen | 100 % erneuerbare Energien | Ausbau wird aktiv gefördert, max. 50 % KWK-Anlagen | keine Beteiligung an Atomkraftwerken | |
TÜV Nord / Süd | 100 % erneuerbare Energien | nur mind. 33 % der Anlagen nicht älter als 6 Jahre | Anteil der Neuanlagen sollte kritisch betrachtet werden |
Das Problem der Herkunftsnachweise (HKN)
Hier kommt nun der Haken: Wer als Erzeuger die Einspeisevergütung nutzt (was die allermeisten tun), darf keinen Herkunftsnachweis an Stromversorger weitergeben (Doppelvermarktungsverbot)! Ansonten wäre es nämlich möglich, auf der einen Seite die Einspeisevergütung zu kassieren und auf der anderen Seite die Herkunftsnachweis für gutes Geld an der Strombörse zu verkaufen. So kommt es, dass sehr viel von dem grünen Strom, der in unserem Umfeld gewonnen wird (häufig Windkraft und Photovoltaik) als sogenannter Graustrom gehandelt wird.
Die Herkunftsnachweise, die benötigt werden, um Ökostrom auch als solchen zu vermarkten, werden daher entweder im Ausland oder bei sehr alten deutschen Wasserkraftwerken eingekauft. Nur solche Anbieter, die die genannten Ökostrom-Siegel nutzen, gehen einen anderen Weg: Sie bezahlen lokalen Erzeugern von grünem Strom einen entsprechend hohen Betrag, der sie auch ohne Einspeisevergütung wettbewerbsfähig macht. So dürfen dann auch Herkunftsnachweise ausgestellt werden, die tatsächlich aus regionaler Ökostrom-Gewinnung mit Zukunft hervorgegangen sind.
Quelle: © Greenpeace Energy / youtube.com
Ökostromanbieter wechseln
Der Strommarkt bietet ein üppiges Angebot an Anbietern und Tarifen für Ökostrom. Wie lässt sich die geeignete Wahl treffen? Wenn man die wichtigsten Kriterien bei der Auswahl beachtet, ist es ganz unkompliziert, den Ökostromanbieter zu wechseln.
Allem voran sollte der Versorger die wichtigsten Siegel für Ökostrom vorweisen können. Diese signalisieren vor allem, dass ausschließlich Ökostrom produziert wird. Dazu gehört, dass das Unternehmen keine anderen Beteiligungen hat, beispielsweise durch ausgelagerte Tochterfirmen, welche an der Produktion von Strom aus konventionellen Energiequellen beteiligt sind. Darüber hinaus fließen die Gewinne von empfehlenswerten Ökostrom-Anbietern in den Ausbau erneuerbarer Energien.
Angst vor Stromausfall?
Keine Sorge! Bei einem Wechsel müssen sie keinen Stromausfall befürchten. Die Unternehmen sind gesetzlich dazu verpflichtet, Sie weiterhin mit Strom zu versorgen. Der Strom wird also nicht abgestellt, wenn Sie sich bei einem neuen Stromversorger anmelden.
Vielmehr beziehen Sie Ihren Strom weiterhin von ihrem Energielieferanten vor Ort. Der neue Ökostrom-Versorger speist die Menge an Strom, die sie verbrauchen, in das Stromnetz ein und zahlt eine Durchleitungsgebühr an ihren alten Strom-Anbieter.
Ökostrom: Kommt wirklich Grünstrom aus der Steckdose?
Zuvor haben wir schon geklärt, dass bei einem Wechsel dennoch die Versorgungspflicht seitens des lokalen Energielieferanten besteht. Wenn Sie den Anbieter wechseln, heißt das nicht, dass sich der Grünstrom quer durch Deutschland auf den Weg zu Ihnen macht.
Im Grunde genommen beziehen Sie Ihren Strom weiterhin von Ihrem Stromversorger vor Ort. Vom neuen Anbieter wird dann die Strommenge, die Sie benötigen, ins Netz eingespeist und eine Durchleitungsgebühr bezahlt. Nach dem Wechsel zu einem Ökostromanbieter kommt also nicht automatisch Ökostrom aus Ihrer Steckdose. Der kommt weiterhin vom nächstgelegenen Kraftwerk. Vielmehr ist es so, dass Sie mit einem Wechsel den Anteil von Ökostrom im gesamten Stromnetz erhöhen. Im Stromnetz selbst befindet sich eine Mischung verschiedener Stromanteile. Das Ziel ist, dass irgendwann nur „grüner Strom“ in unserem Stromnetz fließt.
Falls Sie schon jetzt sehr viel grünen Strom direkt nutzen möchten und keine Wasser- oder Windkraftanlage in der Nähe ist, dann empfiehlt sich der Einbau einer Photovoltaik-Anlage. Diese rentiert sich beim jetzigen Strompreis meist schon nach ca. 10 Jahren, wenn man einen hohen Eigenverbrauch realisiert.
Zum Autor: Mike Kinder
Mike Kinder hat einen Master of Engineering im Bereich „Energieeffizientes und nachhaltiges Bauen“ und ist seit 2017 in der Bau- und Sanierungsbranche tätig. Als zertifizierter Energieeffizienz-Experte für Wohngebäude setzt er sich leidenschaftlich für innovative und nachhaltige Sanierungslösungen ein.
Wenn er nicht gerade für Energieheld schreibt, trägt er dazu bei, Ansätze zu entwickeln, um die Klimaziele im Gebäudesektor zu erreichen. Hier gelangen Sie zu Mikes LinkedIn Profil.