Dach nachträglich dämmen ohne Unterspannbahn: Ein Ratgeber
Von Nina GrimmeißEine Dachdämmung ohne Unterspannbahn installieren oder mit, was ist besser? Und wenn mit, wie viel mehr kostet das? Gibt es eine Förderung? Vor diesen Fragen stehen in Deutschland viele Hausbesitzer, wenn sie ihr Dach dem Gebäude-Energie-Gesetz (GEG) entsprechend neu dämmen müssen.
Dabei ist das Thema Dach ohne Unterspannbahn dämmen sehr komplex und geht über diese grundlegende Frage hinaus. Letztlich gibt es verschiedene Lösungsansätze, die jeweils ihre eigenen Vorteile und Nachteile haben und auch unterschiedlich viel kosten. Welche das sind, wie viel sie jeweils kosten und wie viel Förderung es gibt, können Sie im nachfolgenden Artikel erfahren.
Unterspannbahn: was ist das?
Die Unterspannbahn ist eine Folie, die im Optimalfall auf die Dachsparren bzw. auf die Aufsparrendämmung und unter den Ziegeln aufgebracht wird. Sie dient dem Schutz von Dachstuhl und Dämmung vor Flugschnee, Schlagregen und Schimmel.
Dabei sollte sie von innen diffusionsoffen sein. Dadurch kann Luftfeuchtigkeit, die sich in der Dämmung sammelt, nach außen diffundieren. Das Eindringen von Feuchtigkeit von außen wird dagegen verhindert.
Unterspannbahnen werden seit den 1980er Jahren installiert. In dieser Zeit hat man vermehrt mit der Dämmung von Dachschrägen begonnen. In diesem Zusammenhang hat sich die Installation von Unterspannbahnen als sinnvoll erwiesen, um die Entstehung von Schimmel zu verhindern. Davor war es nicht weiter schlimm, wenn einmal Flugschnee oder Regenwasser unter die Ziegel drangen, da die Feuchtigkeit durch den stetigen Luftzug auch schnell wieder verdunstete. Die Probleme fangen also erst an, wenn das Dach nachträglich ohne Unterspannbahn gedämmt wird.
Die Installation einer Unterspannbahn ist am sinnvollsten, wenn sie diffusionsoffen ist und auf den Sparren bzw. auf der Aufsparrendämmung angebracht wird. Sie bildet quasi eine Schutzschicht zwischen Dämmung und Dachstuhl einerseits und der Dachhaut andererseits. So sind Dämmung und Dachstuhl am besten vor Feuchtigkeit und Schimmel geschützt.
Nachträgliche Unterspannbahn: Probleme bei nachträglichen Dämmungen
Eine Dämmung reagiert sehr empfindlich auf Feuchtigkeit. Das gilt auch für eine nachträgliche Dachdämmung ohne Unterspannbahn. Im schlimmsten Fall dringt Feuchtigkeit oder sogar Wasser unter die Eindeckung.
Das kann dazu führen, dass die Dachdämmung zu schimmeln beginnt und sie ihren Zweck nicht mehr (richtig) erfüllt. Daher ist der Einsatz einer Unterspannbahn bei einer nachträglichen Dämmung zwischen den Dachsparren dringend zu empfehlen.
Aber selbst dann, wenn eine Unterspannbahn installiert wird, können durch Undichtigkeiten am Übergang von Unterspannbahn zum Sparren Probleme mit eindringender Feuchtigkeit entstehen. Besser ist es deshalb, bei einer anstehenden Neueindeckung die Gelegenheit zu nutzen, um eine Dämmung samt Unterspannbahn zu installieren. Die Unterspannbahn wird dann auf den Sparren bzw. ggf. auf der Aufsparrendämmung unter den Ziegeln befestigt. So wird nicht nur die Dämmung gut vor Witterungseinflüssen geschützt. Auch Dachsparren und Dachfirst halten dadurch länger.
Ältere Dämmungen aus Mineralwolle
Häufig wurden Dächer bereits früher schon einmal gedämmt. Dabei kamen auch gerne Dämmstoffe aus Mineralwolle wie Glaswolle oder Steinwolle zum Einsatz. Diese Dämmstoffe halten unter optimalen Bedingungen bis zu 50 Jahre. Häufig wurde dabei jedoch auf die Installation einer Unterspannbahn verzichtet, sodass die Dämmung feucht geworden ist.
Wenn man so eine Dämmung aus Mineralwolle im Dach findet, kann diese meist direkt entsorgt werden. Sie trocknen zu lassen klingt zwar simpel, ist aber tatsächlich mit viel Aufwand verbunden. Da ist es meist billiger und weniger aufwendig, eine neue Dämmung inkl. Unterspannbahn zu installieren. Nur eine Unterspannbahn nachträglich ohne neue Dämmung zu installieren ist dagegen nicht sinnvoll.
Dach ohne Unterspannbahn dämmen? Lösungen für Altbausanierungen
Die nachträgliche Installation einer Dachdämmung bei Bestandsbauten ist in Deutschland nach GEG Pflicht, sobald der Besitzer des Gebäudes wechselt. Damit einher geht in der Regel auch die nachträgliche Installation einer Unterspannbahn.
Wenn das Gebäude ohnehin neu gedeckt werden muss, bietet es sich an, die Unterspannbahn flächendeckend auf den Sparren bzw. der Aufsparrendämmung anzubringen. Ist die Eindeckung noch gut, bleibt nur der Weg, die Unterspannbahn von innen zu installieren.
Es gibt zwar auch Lösungen ohne Unterspannbahn, diese eignen sich aber nur für kleine Flächen oder relativ dichte Konstruktionen (z. B. Falzziegel). Bei unverfugten Hohlpfannen oder sehr großen Flächen ist es in der Regel rausgeschmissenes Geld.
Ohne Unterspannbahn, aber mit Luftschicht
Eine Möglichkeit, eine Dämmung nachträglich ohne Unterspannbahn zwischen den Sparren zu installieren, bietet eine hinterlüftete Dämmung. Dabei bleibt zwischen Dachhaut und Dachdämmung eine Luftschicht (ca. 5 cm der Aufbauhöhe). Die Kosten hierfür liegen bei ca. 40 bis 100 Euro pro Quadratmeter. Bei 100 Quadratmetern Dachfläche macht das Kosten von ca. 5.000 bis 12.500 Euro.
Vorteil: Über diese Luftschicht kann eingedrungene Feuchtigkeit oder Wasser nach außen verdunsten. Nachteil: Der Platz für die Hinterlüftung kann nicht für die Installation der Dämmung genutzt werden. Somit ist die Dämmwirkung in Summe nicht so groß wie mit einer Unterspannbahn. Außerdem wirkt feuchte Dämmung nicht so gut, selbst wenn sie wieder austrocknen kann.
Mit nachträglicher Unterspannbahn
Da die Dacheindeckung alter Gebäude meist nicht dicht genug ist, wird bei der Nachrüstung einer Dachdämmung zwischen den Sparren eine Unterspannbahn nachträglich von innen eingebaut. Im Optimalfall handelt es sich sogar um eine diffusionsoffene Unterspannbahn. Dann kann auf eine Luftschicht verzichtet werden. Vorteil: Durch die Unterspannbahn kann die Zwischensparrendämmung dicker aufgebaut werden und die Dämmwirkung steigt.
Nachteil: Es besteht die Gefahr, dass die Unterspannbahn am Übergang zum Sparren undicht ist oder wird, Feuchtigkeit in die Dämmung eindringt und die Dämmung Schaden nimmt. Außerdem bleiben die Oberseiten der Dachsparren ungeschützt, da die Folie nur zwischen den Sparren angebracht ist. Eine Zwischensparrendämmung mit Unterspannbahn kostet ca. 55 bis 130 Euro pro Quadratmeter. Bei 100 Quadratmetern Dachfläche sind das Kosten von ca. 5.500 bis 13.000 Euro.
Sanierungsmaßnahme | Vorteile | Nachteile | Kosten |
---|---|---|---|
Dachdämmung von innen mit Hinterlüftung | Preiswerter als mit Unterspannbahn | Luftschicht braucht Platz, der für den Aufbau der Dämmung fehlt | 5.000 - 12.500 € |
Feuchtigkeit / Nässe kann nach außen verdunsten | Schlechtere Dämmwirkung durch Feuchtigkeit, Schimmelgefahr | ||
Dachdämmung von innen mit Unterspannbahn nachträglich | Die Dämmung kann dicker aufgebaut werden, da die Luftschicht wegfällt | Gefahr von Undichtigkeiten am Übergang von Unterspannbahn zu Dachsparren, Gefahr von Schäden an Sparren und Dämmung durch Feuchtigkeit | 5.500 - 13.125 € |
Dämmwirkung steigt | Sparren-Oberseiten bleiben ungeschützt, Schimmelgefahr |
Nachträgliche Dämmungen: Förderung
Die nachträgliche Installation einer Dämmung wird in Deutschland innerhalb der Bundesförderung für Effiziente Gebäude (BEG) für Einzelmaßnahmen (BEG EM) gefördert. Diese beinhaltet einen Zuschuss vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) von mindestens 15 Prozent der förderfähigen Kosten von 30.000 Euro. Dies entspricht einer Förderung von 4.500 Euro.
Wird die Dämmung in einem individuellen Sanierungsfahrplan (iSFP) empfohlen, können Sie sogar 20 Prozent Förderung der förderfähigen Kosten von 60.000 Euro, sprich bis zu 12.000 Euro erhalten. Die Kosten für Unterspannbahn und Montage zählen dabei zu den förderfähigen Nebenarbeiten und werden mit gefördert.
Wichtig: Der Antrag muss gestellt werden, nachdem der Auftrag unter Mitwirkung eines DENA-zertifizierten Energie-Effizienz-Experten (speziell geschulter Energieberater) an einen Handwerker vergeben wurde. Dabei muss der Vertrag so formuliert sein, dass dieser ungültig wird, sollte die Förderung abgelehnt werden.
Die alternative Förderung der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) in Form eines Darlehens mit Tilgungszuschuss ist für Einzelmaßnahmen seit Juli 2022 nicht mehr verfügbar. Dafür gibt es seit 2024 einen Ergänzungskredit der KfW für Einzelmaßnahmen, also auch für die Dämmung. Dafür gibt es seit 2024 einen Kredit der KfW für die Sanierung von Einzelmaßnahmen. Hier erhalten Sie bis zu 120.000 Euro. Mit einem maximalen zu versteuernden Haushaltseinkommen von 90.000 Euro Brutto im Jahr erhalten Sie eine Zinsvergünstigung von 2,5 Prozent.
In der Tabelle finden Sie noch mal einen Überblick zu den verschiedenen Förderungen.
Institut | Förderung |
---|---|
BAFA (BEG EM) | Zuschuss bis zu 20 % der förderfähigen Kosten von höchstens 60.000 €, max. 12.000 €* |
KfW (BEF EM) | Kredit von bis zu 120.000 € inkl. 2,5 % Zinsvergünstigung* |
* Mit iSFP, den iSFP-Bonus erhält man, wenn die Maßnahme in einem individuellen Sanierungsfahrplan empfohlen wurde; ** bei einem maximalen zu versteuernden Haushaltsbruttoeinkommen von 90.000 Euro im Jahr
Kosten für ein neues Dach: Vergleich
Die Installation einer nachträglichen Dämmung samt Unterspannbahn von innen hat die oben genannten Nachteile. Da die Unterspannbahn bei einer Dachsanierung von außen zwischen Aufsparrendämmung und Ziegeln montiert werden kann, gibt es diese Probleme hier nicht.
Deshalb wollen wir einmal vergleichen, wie viel ein neues Dach inklusive Dämmung, Unterspannbahn und Neueindeckung kostet. Die Kosten für ein neues Dach (ohne Dachstuhl) setzen sich aus der Aufsparrendämmung samt Unterspannbahn (90 bis 150 Euro / Quadratmeter) und der Eindeckung inklusive Arbeitsstunden für die Montage (100 bis 160 Euro / Quadratmeter) zusammen.
Maßnahme | Kosten | Förderung | iSFP-Bonus | Kosten mit Förderung* |
---|---|---|---|---|
Nachträgliche Dämmung mit Hinterlüftung von innen | 5.000 € - 12.500 € | 15 %, 750 - 1.875 € | 5 %, 250 - 625 € | 4.000 - 10.000 € |
Nachträgliche Dämmung mit Unterspannbahn von innen | 5.625 € - 13.125 € | 15 %, 844 - 1.970 € | 5 %, 280 - 655 € | 4.500 - 10.500 € |
Dach neu: Aufsparrendämmung mit Unterspannbahn von außen | 8.750 - 15.000 € | 15 %, 1.310 - 2.250 € | 5 %, 440 - 750 € | 7.000 - 12.000 € |
Dach neu: Aufsparrendämmung mit Unterspannbahn und Eindeckung von außen | 18.750 - 31.250 € | 15 %, 2.810 - 4.500 € | 5 %, 935 - 1.560 € | 15.000 - 25.000 € |
* inklusive iSFP-Bonus
Ein neues Dach kostet demzufolge ca. 190 bis 310 Euro pro Quadratmeter. Für ein 100 Quadratmeter großes Dach müsste man also mit Gesamtkosten von 18.750 bis 31.000 Euro rechnen. Damit ist ein neues Dach mehr als doppelt so teuer wie die nachträgliche Installation einer Zwischensparrendämmung samt Unterspannbahn von innen für 5.625 bis 13.125 Euro. Anders verhält es sich allerdings, wenn eine neue Eindeckung nötig ist und die Kosten dafür ohnehin entstehen.
In einem solchen Fall geht es nur noch um die Mehrkosten der Dämmung samt Unterspannbahn (von außen). Tatsächlich kostet die neue Aufsparrendämmung samt Unterspannbahn mit 8.750 bis 15.000 Euro nämlich nur geringfügig mehr. Dafür hat man dann aber die beste Dämmung für ein Dach. Außerdem sind Dachstuhl und Dämmung langfristig gut vor Nässe, Feuchtigkeit und Verfall geschützt und halten länger. In der Tabelle oben finden Sie noch mal einen Überblick zu den Kosten der verschiedenen Lösungen inkl. Förderung.
Zur Autorin: Nina Grimmeiß
Nina Grimmeiß ist ausgebildete Redakteurin und studierte Kommunikationswissenschaftlerin. Seit 2023 bei Energieheld, begeistert sie sich dafür, Themen rund um erneuerbare Energien verständlich zu vermitteln. Ihr Engagement für Umweltschutz und Nachhaltigkeit sowie der enge Austausch mit Energieberatern und Sanierungsmanagern sind ein wichtiger Teil ihrer Arbeit. Hier gelangen Sie zu Ninas LinkedIn Profil.