Dämmung öffentlicher Gebäude & deren Kosten
Von Mike KinderEs wird sich wohl kaum jemand finden, der seine Steuern gerne bezahlt. Notwendig sind diese Abgaben aber trotzdem, und gerade weil es sich hierbei um eine so unliebsame Sache handelt, möchte man sein Geld doch in guten Händen wissen.
Ärgerlich ist es dann besonders, wenn die eigenen Steuergelder zum Decken einer Heizkostenrechnung genutzt werden, die ohnehin viel zu hoch ist. Mit einer modernen Dämmung für öffentliche Gebäude lassen sich Heizkosten senken, um die Steuergelder für Sinnvolleres einsetzen zu können.
Öffentliche Gebäude dämmen sinnvoll?
In Anbetracht der großen Menge von ungedämmten Privathäusern scheinen öffentliche Gebäude beim „Großprojekt Energiewende“ kaum ins Gewicht zu fallen. Insgesamt gehen aber alleine über das Dach (ohne Dämmung) bis zu 20 Prozent der aufgewendeten Heizenergie ungenutzt verloren. Da man es aber gerade bei öffentlichen Gebäuden vornehmlich mit großflächigen Bauten zu tun hat, fallen auch die Heizkosten-Ersparnisse nach einer Dämmung in entsprechendem Umfang aus.
Die günstigste und effizienteste Methode, um die Heizkosten für öffentliche Gebäude spürbar zu senken, ist die Dämmung der obersten Geschossdecke (Dachboden). Wählt man hierbei das Einblasverfahren, hat sich die Investition bereits nach wenigen Jahren amortisiert. Öffentliche Gebäude müssen ebenfalls häufig gedämmt werden, um modernen Brandschutz-Bestimmungen zu entsprechen. Besonders Installationsschächte bergen ein großes Risiko, wenn keine Dämmung vorhanden ist.
Eine fachmännisch ausgeführte Dämmung lohnt sich in energetischer und finanzieller Sicht - auch oder insbesondere für öffentliche Gebäude. Wären mehr öffentliche Gebäude nach heutigen Standards gedämmt, ließen sich eine Menge an Heizkosten einsparen, die letztlich der Steuerzahler trägt.
Dämmung öffentlicher Gebäude: Sinnvolle Dämmungen
Prinzipiell können viele Maßnahmen zur gewünschten Senkung der Heizkosten führen, aber häufig steht der Aufwand in keinem Verhältnis zum Nutzen. Wir haben für Sie deshalb nur die effizientesten und gleichzeitig günstigsten Dämmungen für öffentliche Gebäude zusammengestellt.
Oberste Geschossdecke in öffentlichen Gebäuden dämmen
Eine Dachdämmung ist in der Regel sehr aufwändig und daher mit hohen Kosten verbunden. Wird der Dachboden in öffentlichen Gebäuden nur als Lager oder gar nicht genutzt, lässt sich die Dämmung stattdessen deutlich kostengünstiger auf der obersten Geschossdecke anbringen. Entweder werden hierfür Dämmmatten verlegt oder Dämmstoffe wie Zellulose oder Mineralwolle einfach offen aufgeblasen oder in einen bestehenden oder zu errichtenden Hohlraum eingeblasen.
Dämmung öffentlicher Gebäude: Einblasdämmung (Fassade)
Besitzen öffentliche Gebäude ein zweischaliges Mauerwerk, kann die Fassade kostengünstig mit einer Einblasdämmung versehen werden. Hierfür müssen nur einige kleine Löcher gebohrt werden, bevor sich die Hohlräume dann mit verschiedensten Dämmstoffen verfüllen lassen.
Infrage kommen hierbei Mineralwollegranulate aus Steinwolle oder Glaswolle, Blähglas, Perlite, Ortschaum oder Nanogel oder EPS Dämmung in Form von Kügelchen. Von großer Bedeutung sind die Eigenschaften hydrophob (wasserabweisend) und dampf-diffusionsoffen (atmungsaktiv). Aufgrund der Einfachheit und der Nutzung eines bestehenden Hohlraums ist die Einblasdämmung stets die günstigste Möglichkeit, um Gebäudeflächen zu isolieren.
WDVS für öffentliche Gebäude
Wärmedämmverbundsysteme (WDVS) werden von außen an der Fassade befestigt. Diese Maßnahme ist sehr kostenaufwändig und besitzt eine lange Amortisationszeit. Ein WDVS bietet sich immer dann an, wenn die Fassade von außen erneuert werden muss oder optisch verändert werden soll. Wo es möglich ist, sollte bei der energetischen Sanierung öffentlicher Gebäude daher auf die Einblasdämmung ausgewichen werden.
Schachtdämmung für öffentliche Gebäude
Große öffentliche Gebäude verfügen meist über verschiedenste Installationsschächte, die Kabel- und andere Versorgungsleitungen enthalten. Im Brandfall agiert der Schacht aber als gefährlicher Multiplikator und „verteilt“ das Feuer letztendlich in alle Richtungen. Mit einer Einblasdämmung für Installationsschächte kann dieses Problem dauerhaft und kostengünstig behoben werden, indem der Installationschacht vollständig mit Mineralwolle ausgeblasen wird.
Kosten für Dämmung öffentlicher Gebäude
Die letztendlichen Investitionskosten entscheiden maßgeblich darüber, ob sich eine Dämmung für öffentliche Gebäude wirklich lohnt. In der untenstehenden Tabelle finden Sie eine Darstellung der üblichen Quadratmeterpreise.
Gebäudeteil | Kosten pro m² |
---|---|
Oberste Geschossdecke (nicht begehbar) | 20 - 35 € |
Oberste Geschossdecke (begehbar) | 55 - 75 € |
Kerndämmung (Fassade) | 35 - 50 € |
Wärmedämmverbundsystem (WDVS) | ca. 110 - 165 € |
Schachtdämmung | ca. 485 € pro m³ |
Dämmung öffentlicher Gebäude: Bauwerke
Der Begriff „öffentliche Gebäude“ ist erst einmal sehr weit gefasst. Allgemein werden damit folgende Bauten bezeichnet:
- Einrichtungen des Kultur- und des Bildungswesens
- Sport- und Freizeitstätten
- Gebäude des Gesundheitswesens
- Büro-, Verwaltungs- und Gerichtsgebäude
- Verkaufs- und Gaststätten
- Stellplätze, Garagen und Toilettenanlagen
Öffentliche Gebäude wie Schulen, Krankenhäuser und Verwaltungsgebäude bieten grundsätzlich die größten Potenziale für Heizkosten-Ersparnisse.
Schule dämmen
Niemand kann gut lernen, wenn er friert. Besonders bei einer sehr alten Schule kann dieser Grundsatz aber zu enormen Kosten führen, wenn große Räume mit breiten Fensterfronten beheizt werden sollen. Langfristig lohnt es sich also durchaus, eine Schule zu dämmen, um damit das Lernklima zu verbessern und die Umwelt zu schonen.
Neben dem Einbau moderner Energiesparfenster sollte besonders die oberste Geschossdecke gedämmt werden. Ist ein zweischaliges Mauerwerk vorhanden, lässt sich auch die Fassade einer Schule kostengünstig dämmen. Eine Schachtdämmung ist häufig nicht notwendig.
Universität dämmen
Universitäten sind meist noch größer als Schulen und besitzen deshalb eine Vielzahl von Schächten für Kabel, Rohre und ähnliches. Da Sicherheit stets vorgeht, sollten diese zuerst gedämmt werden. Um die Heizkosten zu senken, lassen sich im Anschluss natürlich noch alle weiteren Sanierungsmaßnahmen durchführen. Besonders die Dämmung der obersten Geschossdecke ermöglicht hierbei schnelle und günstige Erfolge.
Krankenhaus dämmen
Da viele Patienten bettlägerig sind und dabei nicht frieren sollen, besitzen Krankenhäuser einen hohen Wärmebedarf. Gepaart mit einer großen Fassadenfläche und vielen Fenstern, ergeben sich im Fall einer Dämmung bei Krankenhäusern hohe Einsparpotenziale. WDVS sind ebenfalls möglich, und auch die Installationsschächte sollten im Sinne des Brandschutzes mit einer Einblasdämmung versehen werden.
Bürogebäude dämmen
Je nach Baujahr kann auch bei Bürogebäuden ein Großteil der Heizkosten gespart werden. Hat man es aber beispielsweise mit einem historischen und denkmalgeschützten Rathaus zu tun, kann unter Umständen nur die Dämmung der obersten Geschossdecke oder eine Innendämmung in Frage kommen. Da, wo es möglich ist, können aber alle anderen Bürogebäude mit Einblasdämmungen oder WDVS und neuen Fenstern versehen werden.
Dämmung öffentlicher Gebäude: Alternative
Dämmungen können fast immer helfen, die Heizkosten für öffentliche Gebäude merklich zu senken. Lässt sich solch eine Maßnahme aber nur mit hohen Investitionskosten realisieren, kann eine effizientere Heizung oft die bessere Lösung sein. Pelletheizungen, aber auch Blockheizkraftwerke senken die Heizkosten dort, wo dauerhaft besonders viel Wärme und ggf. Strom benötigt werden und eine Dämmung nur schwer zu realisieren ist.
Zum Autor: Mike Kinder
Mike Kinder hat einen Master of Engineering im Bereich „Energieeffizientes und nachhaltiges Bauen“ und ist seit 2017 in der Bau- und Sanierungsbranche tätig. Als zertifizierter Energieeffizienz-Experte für Wohngebäude setzt er sich leidenschaftlich für innovative und nachhaltige Sanierungslösungen ein.
Wenn er nicht gerade für Energieheld schreibt, trägt er dazu bei, Ansätze zu entwickeln, um die Klimaziele im Gebäudesektor zu erreichen. Hier gelangen Sie zu Mikes LinkedIn Profil.