Die Hackschnitzelheizung: für nachhaltiges Heizen
Von Mike KinderFür Hackschnitzelheizungen kann man Förderung von bis zu 70 Prozent der förderfähigen Kosten erhalten. Das macht sie sehr attraktiv. Aber eignet sich eine Hackschnitzelheizung überhaupt für Ihr Eigenheim? Wir klären die wichtigsten Punkte zu dieser Holzheizung: Vorteile, Nachteile, Kosten, Förderung und Wirtschaftlichkeit.
Vorweg kann man aber schon sagen, dass Hackschnitzelheizungen eher in größeren Gebäuden bei einem hohen Wärmebedarf zum Einsatz kommen, da der benötigte Lagerraum sonst in keinem Verhältnis zum Nutzen steht.
Hackschnitzelheizung: Allgemeines
Die Hackschnitzelheizung zählt zu den Holzheizungen und verbrennt kleine Holzstücke, die im Allgemeinen als Hackschnitzel oder Hackgut bezeichnet werden. Der Brennstoff wird automatisch aus einem Lager in den Heizkessel transportiert; daher kann die Holzhackschnitzelheizung genau wie eine Pelletheizung als selbstständige Zentralheizung genutzt werden.
Solche Hackschnitzelheizungen kommen meist in industriellen Anwendungsbereichen oder auf Bauern- und Resthöfen zum Einsatz, wo die platzintensive Lagerung der Hackschnitzel kein Problem darstellt. Für ein kleines Einfamilienhaus gibt es meist bessere Alternativen, die auch bei der Anschaffung günstiger sind.
Hackschnitzelheizungen lohnen sich eher bei einem hohen Wärmebedarf ab ungefähr 25.000 kWh pro Jahr. Die laufenden Kosten sind zwar enorm günstig, aber die Gesamtinvestition amortisiert sich nur, wenn die Wärme auch sinnvoll eingesetzt werden kann.
Quelle: © agrarheute / youtube.com
Hackschnitzelheizung: Aufbau & Funktionsweise
Die Hackschnitzelheizung besteht primär aus einem Heizkessel, einem Wärmespeicher, einem Hackschnitzelbunker, einem Transportsystem für den Brennstoff und einem Aschebehälter. Daneben haben viele Besitzer noch ein größeres Lager, um Holzhackschnitzel zu trocknen.
Im täglichen Gebrauch werden die Hackschnitzel über eine Förderschnecke oder ein Saugsystem aus dem Bunker bzw. Silo in den Heizkessel transportiert. Holzheizungen sind meist so ausgelegt, dass sie über längere Zeit auf niedrigem Niveau heizen und diese Wärme dann in einem Wärmespeicher (Pufferspeicher, Warmwasserspeicher oder Kombispeicher) "zwischengelagert" wird.
Je nach Größe und Holzverbrauch muss der Aschebehälter 1 bis 2 mal pro Woche geleert werden. Es gibt zudem automatische Entleerungshilfen, die die Asche in einen größeren Container entsorgen, aber auch dieser ist irgendwann voll. Die Asche können Sie auf dem Kompost entsorgen oder zu einem Wertstoffhof bringen. Die Nutzung als Dünger ist umstritten, da die genauen Bestandteile nicht immer offensichtlich sind.
Bestandteil der Hackschnitzelheizung | Erläuterung |
---|---|
Heizkessel | Hier wird Wärme aus Hackschnitzeln erzeugt. |
Wärmespeicher | Wärme wird für später gespeichert. Pufferspeicher + Warmwasserspeicher oder Kombispeicher. |
Hackschnitzelbunker | Hier lagern die Hackschnitzel. Meist gibt es noch ein gesondertes Lager. |
Transportsystem | Per Förderschnecke oder Saugsystem gelangen die Hackschnitzel zum Heizkessel. |
Aschebehälter | Fängt Asche nach der Verbrennung auf. Muss 1 bis 2 mal pro Woche geleert werden. |
Hackschnitzelheizung: Kosten & Förderung
Bei einer Hackschnitzelheizung sollten Sie bei der Anschaffung insgesamt mit 29.400 bis 37.000 Euro (ohne Förderung) rechnen, wenn alle Arbeiten von einem Heizungsbauer übernommen werden. Sparen können Sie besonders beim Hackschnitzelbunker, weil die Errichtung auch für Laien recht einfach ist.
Wer beim Kauf zu viel sparen möchte, zahlt jedoch unter Umständen doppelt. Besonders der Heizkessel und das Fördersystem sind auf Dauer einiger Belastung ausgesetzt und können bei minderwertiger Verarbeitung frühzeitig den Dienst quittieren.
Bauteil Hackschnitzelheizung | Kosten |
---|---|
Heizkessel | ca. 16.900 - 18.000 € |
Brennstofflager | ca. 3.100 - 4.400 € |
Förderanlage | 2.500 - 3.750 € |
Pufferspeicher | 2.000 - 3.800 € |
Abgasanlage (Brennwerttechnik) | 1.900 - 3.100 € |
Montage | 3.000 - 4.000 € |
Förderung* (Grundförderung) | 30 % der förderfähigen Investitionskosten |
Gesamtkosten | ca. 20.580 - 25.935 € |
* Voraussetzung für die Förderfähigkeit ist, dass 65 Prozent der Wohnfläche durch erneuerbare Energien beheizt werden.
Laufende Kosten und Hackschnitzel-Verbrauch pro Jahr
Die laufenden Kosten einer Hackschnitzelheizung liegen irgendwo bei 3 bis 5 Cent pro Kilowattstunde und sind damit sehr gering. Mit eigenem Wald und / oder eigenen Maschinen liegen Sie eher im unteren Bereich der Preisspanne. Ebenfalls sparen Sie, wenn Hackschnitzel mit höherem Wassergehalt über längere Zeit günstig getrocknet werden können.
Wir gehen bei unseren Berechnungen im Schnitt von 2,98 Cent pro Kilowattstunde aus. Deutlich teurer wird es, wenn Sie Kleinstmengen der Hackschnitzel im Baumarkt kaufen. Natürlich kaufen Sie Hackschnitzel nicht pro Kilowattstunde, sondern pro Schüttraummeter (m³) oder pro Tonne.
In einem praxisnahen Szenario für größere Einfamilienhäuser (ca. 28.000 kWh) wird der Hackschnitzel-Verbrauch etwa bei 40 Schüttraummetern oder 8 bis 10 Tonnen liegen (ca. 0,29 kg pro kWh). Einen ausführlicheren Artikel zum Holzverbrauch finden Sie hier.
Heizung | Szenario | Schüttraummeter | Tonnen / kg | Preis pro kWh |
---|---|---|---|---|
Hackschnitzelheizung | 140 m² Wohnfläche, 15 kW Nennleistung, 28.000 kWh jährlicher Wärmebedarf | 40 Srm pro Jahr | 8.000 kg pro Jahr | 2,98 Cent pro kWh |
Förderung der Hackschnitzelheizung
Grundförderung, Klimabonus und extra Förderung
Für die Förderung von Hackschnitzelheizungen ist die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) zuständig. Für eine Hackschnitzelheizung kann man immer mindestens 30 Prozent der förderfähigen Kosten von 30.000 Euro als Grundförderung erhalten. Inklusive des Klimabonus von 20 Prozent sind es sogar 50 Prozent. Das bedeutet, Sie können einen Zuschuss von bis zu 15.000 € erhalten. Bis 2023 lag der Betrag noch bei 12.000. Den Klimabonus erhalten Sie, wenn Sie eine fossile Heizung austauschen, die mindestens 20 Jahre alt sind.
Den Bonus erhalten Sie bei einer Holzhackschnitzelheizung nur, wenn die Warmwasseraufbereitung durch eine Solarthermie-Anlage oder einer Wärmepumpe abgedeckt wird. Aber Achtung: Der Klimabonus ist in dieser Höhe nur bis 2029 gültig! Dann reduziert er sich alle zwei Jahre um drei Prozent.
Zudem können Sie beim Einbau einer Hackschnitzelheizung 2.500 € extra Förderung erhalten bei Einhalten von max. 2,5 mg/m³ Feinstaub.
Einkommensbonus und Ergänzungskredit
Weitere 30 Prozent Förderung erhalten Sie, wenn Ihr maximales zu versteuerndes Haushaltseinkommen 40.000 Euro pro Jahr beträgt. Dann bedarf es einen Nachweis über Einkommenssteuerbescheide der Jahre 2 und 3 vor Antragstellung.
Für alle Einzelmaßnahmen, worunter auch der Heizungstausch fällt, bietet die KfW zudem einen Ergänzungskredit an. Die maximale Kreditsumme beträgt 120.000 € pro Wohneinheit. Selbstnutzenden Eigentümern mit einem maximalen zu versteuernden Haushaltseinkommen von 90.000 € wird zudem ein zusätzlicher Zinsvorteil gewährt.
Die Förderung ist insgesamt auf 70 Prozent der förderfähigen Kosten von 30.000 Euro gedeckelt – Sie haben also Anspruch auf bis zu 21.000 Euro. Bei Einhalten der Feinstaubgrenze von max. 2,5 mg/m³ erhalten Sie höchstens 23.500 Euro.
Komplettsanierung nach Effizienzhaus-Standard
Planen Sie eine Komplettsanierung nach Effizienzhaus-Standard, können Sie auch eine Förderung der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) nutzen.
Hier steht Ihnen im Rahmen des Programms KfW 261 ein Kredit bis 150.000 Euro inklusive Förderung von bis zu 67.500 Euro zur Verfügung. Im Neubau können Sie das KfW Programm 297/298 mit einem Kredit von bis zu 150.000 Euro in Anspruch nehmen.
Darüber hinaus ist es seit 2024 wieder möglich, die Förderungen für BEG EM und BEG WG/NWG zu kumulieren. Das bedeutet, dass Sie manche Sanierungsmaßnahmen zur Erreichung eines Effizienzhausstandards anrechnen lassen können, andere wiederum als Einzelmaßnahme fördern lassen können. Eine Maßnahme darf hierbei aber nicht doppelt gefördert werden.
Holzheizung | Förderung | Förderung BEG EM | Antrag |
Hackschnitzelheizung | BEG EM (Einzelmaßnahme) | KfW: Zuschuss von 30-70 % der förderfähigen Investitionskosten von höchstens 30.000, max. 21.000 € Förderung | Nach Annahme eines Handwerkerangebots* |
BEG WG & BEG NWG (Komplettsanierung) | KfW: Kredit KfW 261 in Höhe von bis zu 150.000 € inkl. Tilgungszuschuss von bis zu 45 %, also max. 67.500 €. | Vor Beauftragung eines Handwerkers |
* Das Angebot muss eine Klausel enthalten, die besagt, dass die Gültigkeit des Angebots von der Zusage der Förderung abhängig ist
Hackschnitzelheizung: Wirtschaftlichkeit
Dank niedriger Betriebskosten und einer relativ hohen Förderung von mindestens 30 bis maximal 70 Prozent der förderfähigen Investitionskosten ist die Holzhackschnitzelheizung im Vergleich mit anderen Heizungen sehr wirtschaftlich nutzbar. Deshalb amortisiert sie sich nach etwa 9 bis 10 Jahren. Auf eine Lebensdauer von 25 bis 30 Jahren gerechnet, bedeutet das erhebliche Einsparungen.
Noch günstiger wäre nur ein Holzvergaser, aber hier hat man es dann wiederum nicht mit einer vollautomatischen Zentralheizung zu tun. Im Neubau wäre eine Hackschnitzelheizung in der Regel zu viel des Guten - dort heizen Sie mit einer Wärmepumpe ähnlich preiswert oder sogar noch günstiger.
Holzhackschnitzelheizung: Vorteile & Nachteile
Eine Hackschnitzelheizung hat keine echten Nachteile, aber gewisse Einsatzbereiche wo die Leistung besser abgerufen werden kann. Zu den allgemeinen Nachteilen zählen sicher die hohen Anschaffungskosten und der Platzbedarf.
Daher werden Hackschnitzelheizungen eher in großen und unsanierten Gebäuden eingesetzt, wo dann die Vorteile und vor allem die geringen Heizkosten besonders zum Tragen kommen. Etwas falsch machen Sie beim Kauf nur, wenn Sie eigentlich keinen Platz haben, um die Hackschnitzel zu lagern und der Wärmebedarf auch eher in einem Bereich unter 20.000 Kilowattstunden pro Jahr liegt.
Vorteile einer Hackschnitzelheizung | Nachteile einer Hackschnitzelheizung |
---|---|
Sehr geringe Heizkosten | Hohe Investitionskosten |
Brennstoff kann theoretisch selber hergestellt werden | Großer Platzbedarf für Heizung und Lager |
Unterm Strich günstiger als aufwendige Dämmungen bei großen Immobilien | Asche muss regelmäßig entsorgt werden |
Hohe Förderung möglich (mindestens 30 - maximal 70 %) |
Der Brennstoff: Hackschnitzel
Hackschnitzel, der Brennstoff der Hackschnitzelheizung, bestehen aus kleingehackten Holzresten unterschiedlicher Herkunft, die nicht anderweitig weiterverarbeitet werden können. Eine Nutzung als Brennstoff ist daher nicht nur eine ökonomische, sondern auch eine ökologische Form der Abfallbeseitigung.
Platzbedarf der Hackschnitzel im Silo / Bunker
Hackschnitzel sind enorm günstig, da kaum Arbeit benötigt wird, um sie herzustellen. Weil sie aber nicht weiter verarbeitet oder wie z. B. Pellets gepresst werden, haben sie auch einen sehr großen Platzbedarf. Mehr als den zehnfachen Lagerraum von Öl nimmt der Brennstoff für die Hackschnitzelheizung ein. Rechnen Sie pro Kilowatt Heizlast (15 kW für ein Einfamilienhaus) ruhig mit 2 Kubikmetern Raumbedarf. Je nach Schüttdichte und Wassergehalt variiert dieser Wert jedoch.
Heizwert und Trocknungszeit der Hackschnitzel
Der Heizwert, also der Energiegehalt der Hackschnitzel, hängt hauptsächlich von zwei Dingen ab: der Baumart und vor allem dem Wassergehalt. Jede Baumart hat etwas andere Heizwerte und der Wassergehalt hängt davon ab, wie weit das Holz schon getrocknet ist.
Nadelhölzer haben grundsätzlich einen etwas höheren Heizwert (etwa 5 Prozent), benötigen dafür aber auch beinahe 50 Prozent mehr Raum zur Lagerung und in der Hackschnitzelheizung. Das beste Verhältnis von Energiegehalt zu Volumen haben harte Laubhölzer wie Buche, Eiche und Esche sowie Lärche und Birke.
Frische Hackschnitzel können einen Wassergehalt von über 50 Prozent haben. Bei sofortiger Lagerung im Silo ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass unerwünschte Bakterien oder Schimmelsporen den Brennstoff zersetzen. Eine Trocknung vorab bis unter 30 Prozent Wassergehalt ist daher unbedingt zu empfehlen. Im Idealfall wird sogar erst das Holz getrocknet, bevor es in den Hacker kommt. Liegt der Wassergehalt unter 30 Prozent, sollten die Hackschnitzel auch nur maximal 3 Monate gelagert werden, um Energieverluste zu vermeiden.
Brennstoff | Holzart | Heizwert | Heizwert | |
---|---|---|---|---|
50 % Wassergehalt (frisch geschlagen) | 20 % Wassergehalt (luftgetrocknet) | |||
Hackschnitzel | Buche | 2,16 kWh pro kg | 3,86 kWh pro kg | |
964 kWh pro Srm HS | 1.077 kWh pro Srm HS | |||
Eiche | 2,16 kWh pro kg | 3,86 kWh pro kg | ||
987 kWh pro Srm HS | 1.102 kWh pro Srm HS | |||
Fichte | 2,26 kWh pro kg | 4,02 kWh pro kg | ||
685 kWh pro Srm HS | 762 kWh pro Srm HS |
Zum Autor: Mike Kinder
Mike Kinder hat einen Master of Engineering im Bereich „Energieeffizientes und nachhaltiges Bauen“ und ist seit 2017 in der Bau- und Sanierungsbranche tätig. Als zertifizierter Energieeffizienz-Experte für Wohngebäude setzt er sich leidenschaftlich für innovative und nachhaltige Sanierungslösungen ein.
Wenn er nicht gerade für Energieheld schreibt, trägt er dazu bei, Ansätze zu entwickeln, um die Klimaziele im Gebäudesektor zu erreichen. Hier gelangen Sie zu Mikes LinkedIn Profil.